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Dionysos wird im Olymp aufgenommen

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Nachdem Dionysos seinen Kult in einem Triumphzug70 auf der Erde eingeführt und Ariadne geheiratet hatte – doch davon erst, wenn wir Theseus nach Kreta begleiten –, begab er sich nach Lerna, um seine Mutter aus der Unterwelt zu holen. Da er keinen Eingang fand, bot sich Prosymnos an, ihm den Weg zu weisen, wenn Dionysos ihm eine Liebesnacht gewähre.

Der Gott versprach es, tauchte in den Alkyonischen See und führte Semele aus dem Totenreich. Obwohl bei seiner Rückkehr Prosymnos bereits verstorben war, machte Dionysos sein Versprechen wahr. Er schnitzte aus Feigenholz einen Phallos, steckte ihn in Prosymnos’ Grab und hockte sich selbst darauf. Jedes Jahr wurden Dionysos zu Ehren geheime Riten in Lerna aufgeführt, wobei niemals Phalloi gefehlt haben dürften.

Dionysos brachte seine Mutter unter dem neuen Namen Thyone71 in den Himmel, was Hera zähneknirschend hinnahm. Hier wurde er einer der zwölf Olympischen Götter. Denn Hestia, der Göttin des Herdfeuers, waren das Gezänk und die Intrigen in Zeus’ Umgebung schon lange zuwider, und sie machte Dionysos bereitwillig Platz. Außerdem wusste sie, man würde ihr in jeder Stadt, in jedem Haus stets einen freundlichen Empfang bereiten. Statt göttliche Herrschsucht zu pflegen, wandte sie sich lieber den Menschen zu.

Wegen seiner geschlechtlichen Freizügigkeit und seiner ekstatischen Feste galt Dionysos vielen, auch in der Nachfolge Nietzsches, als Widerpart zu Apollon. Aus den kultischen Festspielen zu Ehren des rauschhaftigen Gottes entstand das griechische Theater.

Wir verlassen nun Dionysos – begegnen ihm jedoch noch einige Male – und wenden uns wieder dem thebanischen Geschlecht zu.

Griechische Götter- und Heldensagen. Nach den Quellen neu erzählt

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