Читать книгу Griechische Götter- und Heldensagen. Nach den Quellen neu erzählt - Reiner Tetzner - Страница 54

Aphrodite und Ares im Liebesakt gefesselt

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Aphrodite war bekanntlich mit Hephaistos verheiratet. Doch der lahme Schmiedegott, ständig rußverschmiert und mit schwieligen Händen auf den Amboss hämmernd, genügte kaum der Liebesgöttin. Als Helios, der alles Irdische bescheint, Hephaistos hinterbrachte, dass seine Gattin ihn mit Ares betrüge, eilte der in seine Werkstatt: Er schmiedete einen Plan und ein unentrinnbares Netz, das er im Schlafgemach um die Pfosten befestigte. Die Fesseln waren fein wie Spinnengewebe und so täuschend gefertigt, dass nicht einmal Götter sie zu sehen vermochten. Dann gab der Schmied vor, nach Lemnos zu gehen.

Ares lag bereits auf der Lauer, eilte, von Liebeslust getrieben, zu der schönbekränzten Aphrodite und bedrängte sie: »Geliebte, komm zu Bett. Hephaistos ist schon auf und davon zu den Barbaren von Lemnos.« Aphrodite war keineswegs abgeneigt, und beide bestiegen das Lager und liebten sich so heftig, dass die Pfosten erbebten und das feine Netz freigaben. Also fielen die kunstvollen Fesseln; die Liebenden konnten sich weder erheben, noch ein Glied regen, blieben so in sich verstrickt auf peinliche Weise gefangen. Der Meister war in der Nähe geblieben, kehrte nun zurück und brüllte im Vorraum zu den Göttern:

»Vater Zeus und ihr anderen Götter! Kommt her und lacht. Soll ich ertragen, wie Aphrodite mich mit dem abscheulichen Kriegsgott betrügt? Seht nur, wie beide in Liebe verfangen sind, ha! Können sich nicht rühren und bleiben so lange gefesselt, bis du, Vater, mir alle Brautgeschenke zurückgibst, die ich dir für die Hundsäugige reichte. Deine Tochter ist schön, aber unstet.«57

Die Götter kamen ins Haus, traten vor das Bett, lachten dröhnend, wohl auch schadenfroh, und bewunderten Hephaistos’ Kunstwerk. Da sagte einer zum anderen:

»Der Krüppel Hephaistos, der Langsame, hat Ares, den schnellsten der Götter, gefesselt; dafür ist Ehebruchbuße fällig.« Und Apollon fragte verschmitzt den Hermes:

»Lägst du nicht gern selber hier mit der Schönen in Fesseln?«

»Hielten mich noch dreimal, hundertmal so viele Bande, und ihr alle glotztet mich an, wie sich Aphrodites Lenden um meine schlängen. Was, großer Schütze, gäbe es Reizvolleres?«

Wieder lachten die Götter schallend, was als »Homerisches Gelächter« sprichwörtlich wurde. Nur Poseidon beteiligte sich nicht, sondern bat: »Binde ihn los, ich bürge für ihn.« Als Hephaistos das nicht ausreichte, bot Poseidon an, selbst die Buße zu zahlen. Dann löste Hephaistos die Fesseln. Ares eilte sofort nach Thrakien, Aphrodite schlich nach Zypern zu ihrem Heiligtum, wo sie von den Chariten gewaschen und gesalbt wurde.

Allerdings wurde trotz der Fesseln in dieser Liebesstunde Harmonia gezeugt.

Griechische Götter- und Heldensagen. Nach den Quellen neu erzählt

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