Читать книгу Griechische Götter- und Heldensagen. Nach den Quellen neu erzählt - Reiner Tetzner - Страница 83

Zeus zeugt mit Alkmene Herakles

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Elektryon hatte von Amphitryon verlangt,81 die Ehe mit Alkmene solange nicht zu vollziehen, bis die Taphier82 geschlagen waren; denn die hatten bei einem Überfall alle Söhne Elektryons getötet. Vor dem Feldzug begab sich Amphitryon nach Elis und löste die Rinder aus, die die Taphier dort zurückgelassen hatten. Erfreut nahm Elektryon sein Eigentum von seinem frischverheirateten Schwiegersohn entgegen. In diesem Moment brach eine Kuh aus der Herde. Um sie an der Flucht zu hindern, warf Amphitryon eine Keule, traf aber versehentlich Elektryon, der an den Verletzungen starb. Sthenelos verbannte Amphitryon, und später übernahmen die Pelopssöhne Atreus und Thyestes die freigewordene Herrschaft Mykenes und Mideas.83

Alkmene war wohl von der Unschuld ihres Ehemannes überzeugt gewesen, denn sie vergab ihm nicht nur die Tötung ihres Vaters, sondern folgte ihm auch zu Thebens König Kreon, der ihn von Blutschuld reinwusch. Allerdings weigerte sich Alkmene weiterhin, mit Amphitryon zu schlafen, bis er sein Versprechen, die Taphier zu bekriegen, einlöse und damit den Tod ihrer Brüder räche. Mit Eifer versuchte Amphitryon Kreon vom Krieg zu überzeugen. So sehr verlangte es ihn, neben seiner Gattin zu liegen, dass er selbst nachts den König bedrängte. Da schließlich Amphitryon den einzigen Mann gewann, der Theben von der Teumessischen Füchsin zu befreien vermochte – davon berichten wir erst bei Kephalos’ Schicksal – kam es zum gemeinsamen Waffengang.

Während Amphitryon und Kreon gegen die Taphier kämpften, schlich sich Zeus in Gestalt ihres Gatten zu Alkmene, brüstete sich mit einem heroischen Sieg und teilte mit der Ahnungslosen drei Nächte lang das Liebeslager.

Vorsorglich hatte der Kronide Helios befohlen, das Sonnenfeuer zu löschen und die Pferde des Sonnenwagens auszuspannen, und die Mondgöttin Selene hatte ihre Bahn so langsam zu ziehen, dass diese eine Nacht der Nächte sich so lang dehnte wie drei. Denn ein richtiger Held war ja kaum in Eile zu zeugen.

Nach einer anderen Überlieferung soll dies der letzte Seitensprung des Göttervaters gewesen sein, was zwar erklärte, warum derartige Helden heute fehlen. Aber entspräche das dem Wesen des Zeus?

Wie dem auch sei, auch die längste aller Nächte ging schließlich vorüber, und am nächsten Morgen stürmte der liebestolle Amphitryon freudig zu seiner völlig ermatteten Frau, um ihr von seiner triumphalen Eroberung zu berichten.

»Kein Auge«, winkte Alkmene schlaff ab, »haben wir letzte Nacht zugetan, und nun erwartest du, dass ich mir deine Geschichten ein zweites Mal anhöre?«

Verdutzt holte der Heimgekehrte beim Seher Teiresias Rat und erfuhr die ganze Wahrheit. Aus Angst vor göttlicher Eifersucht wagte es Amphitryon nicht, seine Frau auch nur zu berühren, und ist wohl der einzige griechische Held, der niemals mit seiner Gattin schlief.

Griechische Götter- und Heldensagen. Nach den Quellen neu erzählt

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