Читать книгу Die Römer - Reinhard Pohanka - Страница 30
ОглавлениеDie Eroberung Mittelitaliens in den
Samnitenkriegen (327–304 v. Chr.)
Nach dem Latinerkrieg 340–338 v. Chr. grenzte Rom an der Südflanke seines Staatsgebietes an Kampanien und wurde so in die politischen Verhältnisse dieser Landschaft hineingezogen. Kampanien war seit dem 5. Jahrhundert v. Chr. immer wieder von Einfällen der im Apennin siedelnden Osker heimgesucht worden, die im Laufe der Zeit zahlreiche Städte, darunter auch Capua und Nola besetzt hatten. In der Mitte des 4. Jahrhunderts v. Chr. kam es zu einer neuen Auswanderungswelle der Osker, welche nicht nur die kampanischen Städte, sondern auch die Griechen in Süditalien bedrohten. Dazu schlossen sich zahlreiche oskische Stämme zum Bund der Samniten zusammen, der sich auf die Schaffung einer Wehrgemeinschaft zur Eroberung des Landes beschränkte. Rom scheint schon während des Latinerkrieges in die Kämpfe mit den Oskern hineingezogen worden zu sein. Der Zweite Samnitenkrieg gegen den samnitischen Bund dauerte 326–304 v. Chr., der Dritte 298–290 v. Chr., tatsächlich scheint aber diese Periode bis 272 v. Chr. mit Kämpfen gegen die Kelten und den Molosserkönig Pyrrhos eine einzige kriegerische Zeit gewesen zu sein, an deren Ende die Hegemonie Roms über alle Völker und Städte Italiens stand.
Die ersten Jahre des Krieges gegen die Samniten zeigten den Römern deutlich die Grenzen ihrer Macht auf. Besonders ihre militärischen Ausrüstung und Taktik war für einen Kampf in den Bergen nur wenig zu gebrauchen. Die Römer kämpften zu Beginn des Krieges in der Schlachtreihe der aus Griechenland übernommenen Phalanx mit langen Speeren, die sich im gebirgigen Terrain gegen die mit kurzen Spießen kämpfenden Samniten als hinderlich erwiesen. So wurde 321 v. Chr. ein römisches Heer in den Caudinischen Pässen besiegt und gefangengenommen und schmachvoll unter dem Joch hindurchgeführt, was Rom zu einem Frieden nötigte.
Nach der Wiederaufnahme des Krieges 316 v. Chr. beschlossen die Römer ihre langfristige Strategie zu ändern. Man errichtete im Süden in Apulien eine zweite Front gegen die Samniten und besetzte ihr Vorland mit zu Festungen ausgebauten latinischen Kolonien als Stützpunkten und Rückhalt der Armee. Bis 304 v. Chr. folgten Jahre beständiger Kämpfe, ehe beide Gegner, mehr aus Erschöpfung als wegen eines wirklichen Friedenswillens, einen Friedenschluss herbeiführten. Rom konnte nach dem Zweiten Samnitenkrieg durchaus nicht als Sieger der Auseinandersetzung angesehen werden, hatte aber seine Position in Mittelitalien durch Kolonien ausgebaut. Zugleich wurde eine Militärreform durchgeführt, man übernahm den kurzen Spieß der Samniten (pilum) und kämpfte nicht mehr in der Schlachtreihe der Phalanx, sondern gliederte die Frontreihe in kleinere Abteilungen (manipulus), die in der Schlacht selbständig kämpfen konnten.
Allerdings brachte der Frieden von 304 v. Chr. den Römern keine Ruhepause, da sie sofort danach mit den Sabinern Krieg führen mussten, die sie zwar am Ende wie die Marser und Päligner in ein Bundesverhältnis zwingen konnten, deren Angriffe aber zu Beginn des Dritten Samnitenkrieges noch nicht beendet waren.
298 v. Chr. brach der Krieg mit den Samniten erneut aus und sollte sich zu einem gesamtitalischen Krieg entwickeln, in dem sich Stämme, Städte und Völker in unterschiedlichen und manchmal auch wechselnden Koalitionen mit oder gegen Rom verbündeten. Die Römer hatten den Krieg gleichzeitig an mehreren Fronten zu führen, im Norden gegen die Sabiner, Etrusker und Kelten, im Süden gegen die Samniten und Lukaner. Nachdem die Feinde im Norden in der Schlacht bei Sentinum 295 v. Chr. durch den legendären Opfertod des Konsuls P. Decius Mus, der sich freiwillig dem Tode geweiht hatte, besiegt und unterworfen worden waren, richtete sich das Kampfgeschehen gegen den Süden. Hier erwiesen sich die seit Jahren planmäßig angelegten Festungen der Römer als strategischer Vorteil und dieser wurde 291 v. Chr. durch die gewaltige Festung Venusia (Venosa) mit 20 000 Siedlern ausgebaut. Diese Einkreisungspolitik zwang die Samniten 290 v. Chr. zum Frieden mit Rom, das aber selbst an Ressourcen und Männern erschöpft war. Es hatte zwar keinen entscheidenden Sieg errungen, seine Kolonialpolitik, seine Festungen und sein Bundesgenossensystem machten es aber von nun an zur hegemonialen Macht in Italien.
Der Friedensschluss mit den Samniten machte den Römern den Rücken frei, um sich gegen die Sabiner zu wenden, die 289 v. Chr. unterworfen wurden.
Einen schweren Stand hatten die Römer zunächst gegen die mit den Etruskern verbündeten Kelten, die 285 v. Chr. erneut in Mittelitalien einfielen. Sie konnten zunächst ein römisches Heer bei Arretium (Arezzo) fast völlig vernichten, ehe sie in Südetrurien am Vadimonischen See, nur 60 km von Rom entfernt, geschlagen wurden. Die Römer trieben die keltischen Boier zurück in die Poebene und vertrieben die Senonen aus ihrem Gebiet am adriatischen Meer. Bis 280 v. Chr. konnte auch das etruskische Vulci bezwungen werden, während sich Volsinii bis 264 v. Chr. halten konnte.
Nach den Samnitenkriegen hatten die Römer die Mehrzahl der italischen Stämme entweder unterworfen, zu ihren Bundesgenossen gemacht oder soweit eingekreist, dass diesen kaum noch militärischer und politischer Handlungsspielraum blieb. Nur die Samniten und einige griechische Städte in Unteritalien konnten sich noch halten, und es schien so, als ob Rom nun die ganze italische Halbinsel in Händen hatte, als sich durch das Eingreifen eines ehrgeizigen griechischen Königs noch einmal das Blatt zu wenden schien.