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Die Götter

Die Römer waren ein frommes Volk, das an die beständigen Eingriffe der Götter6 in ihr Leben und in die Geschicke des Staates glaubte. Die Achtsamkeit der Menschen auf das Verlangen der Götter war die religio und die Forderungen der Götter an die Menschen zeigten sich in ihren Zeichen (prodigii), Vorgänge in der Natur und im Leben der Menschen, die auf eine Störung im Verhältnis von Mensch und Göttern hinweisen7. Traten solche ein, so musste das richtige Verhältnis durch Sühne und Opfer wiederhergestellt werden. Gleichzeitig verlangten die Römer von ihren Göttern aber auch nach dem Prinzip des do ut des (Ich gebe, damit du gibst) eine Gegenleistung, wenn sie ihnen Opfer brachten, ihre Feste feierten und ihre Zeichen beachteten. Dafür waren die Götter verpflichtet Haus und Heim zu schützen, den Reichtum des Menschen zu mehren und den Heeren der Römer Siege zu verleihen.

Der Götterhimmel der Römer lässt sich in die 12 alten (dii indigetes) und die 12 neuen Gottheiten (dii consentes) unterteilen. Die ältesten Gottheiten der italischen Bevölkerung scheinen die Numen gewesen zu sein, die als Kräfte und noch nicht als personifizierte Götter über Geburt und Tod, das Schicksal des Hauses, der Felder, Herden und der Menschen bestimmten. Erst unter etruskischem und griechischem Einfluss bekamen die Götter Gestalt und verschmolzen mit dem alten Götterglauben, wobei der Götterhimmel der Griechen von den Latinern übernommen wurde. Die älteste Gottheit war der doppelköpfige Ianus, der Gott des Hauses und des Feldes, der am Anfang jedes Gebetes angerufen wurde. Durch seinen Bogen zogen die Soldaten in den Krieg, die ersten Münzen Roms trugen sein Antlitz und ihm war der erste Monat des Jahres als Ianuarius heilig.

Ebenso zu den ältesten Gottheiten gehört Saturn, der vom Götterhimmel vertrieben nach Italien gekommen sein soll. Er war der Gott der Saat und der Erde und hatte schon im 5. Jahrhundert v. Chr. einen Altar am Abhang des Kapitols. An seinem Fest, den Saturnalien (17. Dezember), schenkte man sich kleine Gaben und gedachte der alten Zeiten, die den Menschen als ein goldenes Zeitalter (aurea aetas) erschienen.

Für die Ernte war Consus zuständig, den man an den consualia am 21. August mit Pferderennen feierte und der seinen Altar dort hatte, wo später der Circus Maximus erbaut wurde. Ihm zur Seite gestellt waren die Gottheiten der Blüten und Blumen Flora und des Obstes Pomona, während in den Bergen Faunus herrschte, wo für die Wälder Silvanus zuständig war. Die Herden und Weiden wurden von Pales beschützt. Ihr zu Ehren wurden am 21. April Strohfeuer entzündet, über die man springen musste, wollte man ein gutes Gedeihen seiner Herden sichern. Der Gott des Weinbaues war Liber, an dessen Feiertag den Jünglingen die Toga zur Aufnahme unter die erwachsenen Männer überreicht wurde. Dazu kam noch der Genius als persönlicher Schutzgeist jedes Menschen, der sich auch auf Orte als Genius loco erstrecken konnte. Terminus beschützte die Grenzen.

Im Gegensatz zu den zwölf alten Göttern stehen die zwölf neuen Götter, welche die Römer über den Umweg der Etrusker und Griechen in ihre Kultur aufgenommen haben. Im Wesentlichen sind sie den griechischen gleichgesetzt und überlagerten mit der Zeit manche der alten Gottheiten. An der Spitze steht Iupiter in verschiedensten Formen, als Victor spendet er den Sieg und als Stator ermuntert er den Krieger zur Standhaftigkeit. In seinem Tempel am Kapitol wurde er als Optimus Maximus verehrt. Er war es, der die Beschlüsse der Gemeinde lenkte und sein Wohlgefallen oder seinen Groll durch Blitz und Donner kundtat. Als Iupiter Latiaris einte er die Stämme der Latiner und hatte am 956 m hohen Monte Cavo im Albanergebirge ein Heiligtum als sakralen Mittelpunkt der Latiner.

Ihm zur Seite steht Iuno als Inbegriff des Weiblichen, sie gebietet über die Sphäre der Frauen, als Iuno pronuba beschützt sie die Heiligkeit der Ehe, als Iuno lucina ist sie die Göttin der Geburt. Als Iuno regina wurde sie mit Iupiter am Kapitol verehrt, wo sie einen eigenen Tempel als Iuno monetas (Mahnerin) hatte. Ihre Tiere waren Gans und Pfau und der Monat Juni war ihr geweiht.

Minerva ergänzte die Göttertrias als Göttin der Künste, der Kunstfertigkeit und der Wissenschaften und wurde mit dem Fest des Quinquatrus (19–23. März) von den Lehrern, Künstlern und Handwerkern geehrt.

Der griechischen Hestia entsprach die römische Vesta als Göttin des Herdfeuers, die im Vestatempel auf dem Forum verehrt wurde. Ihr Rundtempel mit 20 Säulen war eine Nachahmung der alten italischen Rundhütten, in dem das ewige Feuer brannte, das von sechs vestalischen Jungfrauen beschützt wurde, die in einem dem Tempel benachbarten Haus wohnten. Ihr Dienst dauerte 30 Jahre, aber auch danach bleiben viele von ihnen in dieser hohen Stellung. Sie mussten keusch und jungfräulich leben, verstieß eine gegen dieses Gebot, so wurde sie lebendig eingemauert. Ließ eine Vestalin das Feuer ausgehen, so wurde sie vom pontifex maximus zu Tode gegeißelt. Begegnete ein Verbrecher einer Vestalin am Weg zur Hinrichtung, so war er begnadigt. Ihr hoher Rang ließ selbst Senatoren auf der Straße zur Seite treten und die römischen Herrscher hinterlegten ihre Testamente im Tempel der Vesta.

Als 496 v. Chr. in Rom eine Hungersnot herrschte, wurde der Kult der Ceres, der Göttin des Ackerbaues (griech. Demeter) neu eingeführt und ihr mit Liber (Dionysos) und Libera (Persephone) ein Tempel gestiftet. Sie wurde besonders von den Plebeiern verehrt, deren Ädilen ihre Festspiele (cerealia) vom 12. bis zum 19. April ausrichteten.

Der Gott der Soldaten und des Militärs war der Kriegsgott Mars. Als Mars gradivus war er „der zum Kampf Schreitende“, ursprünglich war er aber als Mavors der altlatinische Gott des Ackerbaues und des Frühlings, weshalb ihm der Monat März geweiht ist. Am 1. März hielten die zwölf aus vornehmen Familien stammenden Marspriester ihre Feiern ab und am Land gingen die Bauern in seinem Namen mit Stier, Schwein und Schafbock über die Felder, ehe sie die Tiere dem Gott opferten. Nach dem Zusammenschluss der Römer mit den Sabinern wurde neben ihm auch der sabinische Kriegsgott Quirinus verehrt.

Der Gott des Handels war Merkur, der seinen Tempel beim Circus Maximus hatte, der zugleich auch die Getreidebörse von Rom und der Sitz des Gremiums der Kaufleute (mercuriales) war.

Venus ist die Mutter des Aeneas und gilt damit als die Stammmutter der Iulier, die sie als Generix verehrten. Sie ist die Göttin der Liebe und der Schönheit und für die Bauern auch die Göttin des Gartens.

Neptun war der Gott des Wassers und entsprach dem griechischen Poseidon und unter dem von den Etruskern entlehnten Vulcanus verbirgt sich der griechische Gott des Feuers und der Schmiedekunst Hephaistos. Apollo galt anfangs nur als Heilgott (Paean), erst später wurde er auch zum Gott der Künste, der Weissagung, der Verbannten und Vertriebenen. In der Kaiserzeit legte er sich den Beinamen Sol als Sonnengott zu. Seine Schwester war Diana, die als Göttin der Jagd der griechischen Artemis entsprach.

Zusätzlich zu diesen Göttern wurden im römischen Haushalt auch die Laren, Penaten und Manen verehrt. Die Laren waren als Lares familiares die Schutzgötter des Hauses und die verklärten Geister der Verstorben, die über das Haus wachten. Verließ eine römische Familie ihr Haus, so bleiben die Laren zurück.

Die Schutzgötter der Hausbewohner waren die Penaten, die über deren Gesundheit und Wohlstand wachten und deren Namen sich von den Vorräten (penus) ableiten lässt. Die Penaten gehörten zur Sippe und wanderten mit den Familien mit, auch der römische Staat, den man sich als große Sippe vorstellte, hatte seine Penaten.

Wichtig im Leben der Römer war die Verehrung der Manen, der Seelen der Toten. Man ehrte sie und versuchte sie durch ein jährliches Fest, den feralia am 21. Februar, gnädig zu stimmen. An diesem Tag waren alle Tempel geschlossen, Heiraten verboten, und die Beamten durften keine Amtskleidung tragen. Die Manen finden sich oft auf römischen Grabsteinen unter dem Kürzel DM (dis manibus – den Totengöttern) erwähnt.

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