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Das Peak-Oil-Szenario

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Wie bereits erwähnt, lautet die zentrale Aussage dieses Buchs, daß das weltweite Wirtschaftswachstum zu Ende ist, weil drei Faktoren zusammentreffen: die Erschöpfung der Ressourcen, die Belastung der Umwelt und Fehlfunktionen im Finanzwesen und Währungssystem. Doch ein einzelner Faktor könnte eine Schlüsselrolle dabei spielen, das Zeitalter des Wachstums zu beenden. Und dieser Faktor ist das Öl.

Erdöl hat zentrale Bedeutung in der modernen Welt – im Verkehrsund Transportwesen, in der Landwirtschaft, der Chemie und der Materialentwicklung. Die Industrielle Revolution war tatsächlich die Revolution der fossilen Brennstoffe, und das anhaltende Wirtschaftswachstum – einschließlich der Entwicklung der Finanzinstitutionen, die Wachstum fördern, wie etwa das Mindestreservesystem – basiert letztlich auf der immer weiter wachsenden Zufuhr von billiger Energie. Wachstum erfordert mehr Produktion, mehr Handel und mehr Transport, und all das verlangt wiederum mehr Energie. Wenn die Energieversorgung nicht mehr ausgeweitet werden kann und die Energie darum deutlich teurer wird, wird das Wirtschaftswachstum stocken, und die auf die Erwartung ewigen Wachstums gegründeten Finanzstrukturen werden zusammenbrechen.

Bereits im Jahr 2000 diskutierte der Geologe und Erdölexperte Colin Campbell folgendes Peak-Oil-Szenario:14 Um das Jahr 2010 herum wird das Angebot an Öl stagnieren oder sinken, dadurch werden die Preise stark steigen und schwanken, und das wiederum wird einen weltweiten wirtschaftlichen Zusammenbruch herbeiführen. Die wirtschaftliche Krise wird einen scharfen Rückgang der Nachfrage nach Energie bewirken, und die Ölpreise werden fallen. Aber sobald sich die Wirtschaft wieder erholt hat, wird auch die Nachfrage nach Öl wieder wachsen, die Preise werden wieder steigen, und in der Folge wird die Wirtschaft erneut kollabieren. Dieser Kreislauf wird so weitergehen, und dabei wird jede Erholungsphase kürzer und schwächer ausfallen als die letzte und jeder Einbruch tiefer und härter, bis die Wirtschaft in Trümmern liegt. Finanzsysteme, die auf der Annahme von anhaltendem Wachstum gründen, werden kollabieren, und das wird größere soziale Verheerungen anrichten als die Ölpreisspitzen.


Grafik 7. Ölproduktion weltweit.

Quelle: Colin Campbell, persönliche Mitteilung.

Bis es soweit ist, werden nach diesem Szenario die stark schwankenden Ölpreise Investitionen in alternative Energiequellen hemmen: In einem Jahr ist Öl so teuer, daß nahezu jede andere Energiequelle im Vergleich dazu sich billig ausnimmt. Im nächsten Jahr ist der Ölpreis wieder so weit gefallen, daß die Verbraucher zum Öl zurückkehren und Investitionen in andere Energiequellen unsinnig erscheinen. Aber niedrige Ölpreise werden die Suche nach neuen Ölvorkommen bremsen, was zu noch schlimmeren Engpässen führt. Auf jeden Fall werden die Mittel für Investitionen knapp sein, weil die Banken nach dem Zusammenbruch insolvent sind und die Regierungen wegen rückläufiger Steuereinnahmen kein Geld haben. Unterdessen könnte die internationale Konkurrenz um die schwindenden Ölreserven bewaffnete Auseinandersetzungen zwischen Ölimportländern, zwischen Importeuren und Exporteuren und zwischen rivalisierenden Fraktionen innerhalb von Exportländern verursachen.

Unmittelbar nach der Jahrtausendwende verkündeten viele Experten, neue Technologien zur Rohölgewinnung würden es möglich machen, aus jeder Quelle mehr Öl zu fördern, und enorme Vorkommen alternativer Kohlenwasserstoffressourcen (hauptsächlich Teersande und Ölschiefer) könnten erschlossen werden und nahtlos das konventionelle Öl ersetzen, was den unvermeidlichen Peak um Jahrzehnte hinausschieben werde. Außerdem gab es die Stimmen derjenigen, die sagten, der Peak Oil werde kein größeres Problem darstellen, selbst wenn er in absehbarer Zeit kommen sollte, weil der Markt schnell genug andere Energiequellen und Transportmittel finden würde – etwa Flüssigtreibstoffe aus Kohle oder Elektro- und Wasserstoffautos.

Der Gang der Ereignisse seither scheint das Peak-Oil-Szenario zu bestätigen und die Auffassung der Öloptimisten zu widerlegen. Der Ölpreis kletterte stetig weiter – und aus vollkommen nachvollziehbaren Gründen: Immer weniger neue Ölfelder wurden entdeckt, und die Erschließung der meisten neuen Felder war viel schwieriger und teurer als die der früher entdeckten. Mehr und mehr ölproduzierende Länder erlebten, daß ihre Förderquoten einen Höhepunkt überschritten und dann zurückgingen, trotz aller Bemühungen, das Produktionswachstum durch den Einsatz neuer, kostspieliger Fördermethoden wie Einpressen von Wasser, Stickstoff oder Kohlendioxid zu erhalten. Auf den alten, gigantischen Ölfeldern der Erde, die den Löwenanteil der weltweiten Ölfördermenge liefern, beschleunigte sich der Rückgang der Produktion. Gleichzeitig wuchs die Produktion von Flüssigbrennstoffen aus Teersanden nur langsam, und die Ausbeutung von Ölschiefer ist immer noch ein leeres Versprechen für die ferne Zukunft.15

Das Ende des Wachstums

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