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Warum endet das Wachstum?

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Viele Finanzexperten führen schwerwiegende Probleme der US-Wirtschaft – einschließlich der erdrückenden, nicht zu tilgenden Schuldenlast der öffentlichen und privaten Haushalte und der geplatzten Immobilienblase – als unmittelbare Bedrohungen des Wirtschaftswachstums an. Allgemein heißt es, wenn diese Probleme gelöst seien, könne und werde das Wachstum mit »normalen« Raten weitergehen. Aber diese Experten übersehen die externen Faktoren, die auf das Finanzsystem einwirken und Wirtschaftswachstum, wie wir es kennen, nahezu unmöglich machen. Dies ist kein vorübergehender, sondern ein dauerhafter Zustand.

Alles in allem gibt es, wie wir in den folgenden Kapiteln sehen werden, drei Hauptfaktoren, die weiterem Wirtschaftswachstum grundsätzlich im Wege stehen:

•Die Erschöpfung wichtiger Ressourcen, darunter fossile Brennstoffe und Minerale.

•Die Zunahme negativer ökologischer Auswirkungen der Ausbeutung und Nutzung von Ressourcen (darunter die Verbrennung fossiler Brennstoffe) – mit der Folge, daß die Kosten sowohl der Auswirkungen wie der Bemühungen, sie abzuwenden, lawinenartig steigen.

Finanzielle Verwerfungen, die damit zusammenhängen, daß unser bestehendes Währungssystem, unser Bank- und Investitionswesen nicht in der Lage sind, auf Ressourcenknappheit und steigende Umweltkosten zu reagieren – und daß sie nicht in der Lage sind (vor dem Hintergrund einer schrumpfenden Volkswirtschaft), die gewaltigen Schuldenberge zu bedienen, die private und öffentliche Haushalte in den letzten beiden Jahrzehnten angehäuft haben.

Obwohl Finanzkommentatoren gewöhnlich die ökologischen Grenzen des Wachstums ausblenden, können wir buchstäblich Tausende von Vorfällen aus den letzten Jahren anführen, die zeigen, wie alle drei genannten Faktoren zusammenwirken und sich gegenseitig verstärken.

Nehmen wir nur ein Beispiel: die Explosion der Ölplattform Deepwater Horizon im Golf von Mexiko im Jahr 2010.

Die Tatsache, daß BP in tiefen Gewässern im Golf von Mexiko nach Öl bohrte, illustriert einen weltweiten Trend: Auf der einen Seite besteht die Gefahr, daß der Welt demnächst das Öl ausgeht, auf der anderen Seite werden an Land, wo das Bohren billig ist, kaum noch neue Ölvorkommen entdeckt. Solche Vorkommen hat man bereits gefunden und ausgebeutet. Der Internationalen Energieagentur zufolge werden im Jahr 2020 fast 40 Prozent der Weltölproduktion aus Offshore-Förderung stammen. Zwar ist es hart, gefährlich und teuer, in 1200 bis 1500 Metern Wassertiefe nach Öl zu bohren, aber der Ölindustrie bleibt nichts anderes übrig, wenn sie weiter den Rohstoff liefern will. Das bedeutet auch, daß das Öl teurer wird.

Natürlich waren die ökologischen Kosten, die die Explosion der Deepwater Horizon und das Leck verursachten, verheerend. Weder die Vereinigten Staaten noch die Ölindustrie können sich einen weiteren Unfall dieser Größenordnung leisten. Deshalb verhängte die Regierung Obama 2010 ein Moratorium für Tiefseebohrungen im Golf von Mexiko (das allerdings nur 6 Monate galt; Anm. d. Übers.) und arbeitete gleichzeitig neue Regeln für Bohrungen aus. Andere Staaten begannen, ihre eigenen Richtlinien für Tiefseebohrungen zu überprüfen. Die Wiederholung einer derartigen Katastrophe wird dadurch weniger wahrscheinlich, aber die Kosten für Ölbohrungen und damit die schon heute hohen Ölpreise werden noch weiter steigen.

Die Katastrophe auf der Deepwater Horizon illustriert bis zu einem gewissen Grad auch den Dominoeffekt von Ressourcenerschöpfung und Umweltschäden auf die Finanzinstitutionen. Die Versicherungsgesellschaften mußten die Prämien bei Tiefseebohrungen erhöhen, und die Auswirkungen auf die regionale Fischereiindustrie haben die Wirtschaft am Golf hart getroffen. Ein Teil der Kosten für die Golfregion wurde durch Zahlungen von BP ausgeglichen, aber BP mußte infolge der Aufwendungen umstrukturieren, der Aktienkurs und die Renditen der Investoren sanken. Die Finanznöte von BP hatten wiederum Folgen für die britischen Pensionsfonds, die Geld in das Unternehmen investiert hatten.

Dies ist nur ein Beispiel – zugegeben ein besonders spektakuläres. Wäre es ein Einzelfall, könnte sich die Wirtschaft erholen und weitermachen. Aber wir erleben heute und in Zukunft eine Abfolge ökologischer und ökonomischer Katastrophen, die nicht unbedingt zusammenhängen, aber das Wirtschaftswachstum immer stärker behindern werden. Dazu zählen unter anderem:

•Klimaveränderungen, die zu regionalen Dürren, Überflutungen und sogar Hungersnöten führen;

•Knappheit von Energie, Wasser und Rohstoffen;

•Wellen von Banken- und Firmenzusammenbrüchen sowie Zwangsversteigerungen von Immobilien.

Jede dieser Erscheinungen wird üblicherweise als ein Fall für sich behandelt, als ein Problem, das gelöst werden muß, damit wir wieder »zurück zur Normalität« gelangen können. Aber letztendlich hängen sie insofern zusammen, als sie Folgen des Bevölkerungswachstums sind. Immer mehr Menschen wollen pro Kopf immer mehr der begrenzten Ressourcen (darunter nichterneuerbare, das Klima verändernde fossile Brennstoffe) konsumieren, und das auf einem endlichen und zerbrechlichen Planeten.

Unterdessen sind mit den seit Jahrzehnten aufgehäuften Schulden alle Voraussetzungen für einen Jahrhundertcrash geschaffen – wir sehen es um uns herum; der Crash hat das Potential, erhebliche politische Unruhe und viel Leid für die Menschen zu bringen.

Das Ergebnis: Wir erleben einen perfekten Sturm aus gleichzeitigen Krisen, die zusammen einen Wendepunkt in der Geschichte der Menschheit markieren. Wir sind Zeugen und Beteiligte bei der Wende von Jahrzehnten des wirtschaftlichen Wachstums zu Jahrzehnten einer schrumpfenden Wirtschaft.

Das Ende des Wachstums

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