Читать книгу Das Ende des Wachstums - Richard Heinberg - Страница 16

Was kommt nach dem Wachstum?

Оглавление

Die Erkenntnis, daß wir den Punkt erreicht haben, an dem das Wachstum nicht weitergehen kann, ist unbestreitbar deprimierend. Aber haben wir diese psychische Hürde erst einmal überwunden, erwarten uns halbwegs gute Nachrichten. Das Ende des Wirtschaftswachstums bedeutet nicht automatisch, daß es keine qualitativen Verbesserungen unseres Lebens mehr geben wird.

Nicht alle Ökonomen sind dem Glauben verfallen, daß das Wachstum für alle Zeit so weitergehen wird. Es gibt ökonomische Denkschulen, die die Grenzen der Natur anerkennen. In politischen Kreisen ignoriert man diese Denkschulen weithin, doch sie haben inzwischen Pläne entwickelt, die sich als hilfreich bei der Anpassung der Gesellschaft erweisen könnten.

Wir können die grundlegenden Faktoren, die bestimmen werden, was nach der Wachstumswirtschaft kommt, identifizieren. Damit Gesellschaften überleben und über lange Zeit gedeihen können, müssen sie mit dem vorhandenen Angebot des Planeten an nachhaltig nutzbaren Ressourcen auskommen. Das bedeutet, selbst wenn wir nicht im Detail wissen, wie eine wünschenswerte Wirtschaft und Lebensweise in der Nach-Wachstums-Ära aussehen werden, wissen wir genug, um ohne Verzug darauf hinarbeiten zu können.

Wir müssen herausfinden, wie das Leben in einer nichtwachsenden Wirtschaft erfüllend, interessant und sicher sein kann. Das Fehlen von Wachstum bedeutet nicht automatisch, daß sich nichts mehr ändern oder verbessern läßt. In einer nichtwachsenden oder im Gleichgewicht befindlichen Wirtschaft kann es immer noch eine kontinuierliche Weiterentwicklung praktischer Fertigkeiten, des künstlerischen Ausdrucks und bestimmter Arten von Technologien geben. Tatsächlich sagen manche Historiker und Sozialwissenschaftler, das Leben in einer Gleichgewichtsökonomie könne besser sein als das Leben in einer rasch wachsenden Wirtschaft: Zwar schafft das Wachstum Chancen für einige Menschen, aber es verstärkt auch die Konkurrenz – es gibt große Gewinner und große Verlierer, und die Qualität der Beziehungen innerhalb einer Gemeinschaft kann dadurch leiden (wie in den meisten boomenden Städten). In einer nichtwachsenden Volkswirtschaft ist es möglich, die positiven Wirkungen zu maximieren und die negativen zu reduzieren, aber das verlangt, daß die richtigen Ziele verfolgt werden: Statt mehr zu wollen, müssen wir Besseres wollen; statt wirtschaftliche Betätigung um ihrer selbst willen zu propagieren, müssen wir die wirtschaftliche Betätigung fördern, die die Lebensqualität erhöht, ohne den Konsum anzuheizen. Ein Weg dahin ist, das Wachstum an sich neu zu erfinden und neu zu definieren.

Der Übergang zu einer Wirtschaft ohne Wachstum (oder einer, in der Wachstum grundsätzlich anders definiert wird) ist unvermeidlich, aber er wird viel besser verlaufen, wenn wir ihn planen, statt daß wir nur mutlos zusehen, wie Institutionen versagen, auf die wir uns seit langem verlassen, und dann versuchen, ohne diese Institutionen eine Überlebensstrategie zu improvisieren.

Wir müssen eine wünschenswerte »neue Normalität« schaffen, die den Einschränkungen Rechnung trägt, die uns die Erschöpfung der natürlichen Ressourcen auferlegt. An der »alten Normalität« festzuhalten ist keine Alternative; wenn wir nicht neue Ziele finden und unseren Übergang von einer wachstumsbasierten Wirtschaft zu einer gesunden Gleichgewichtsökonomie planen, werden wir mit einer sehr viel weniger wünschenswerten »neuen Normalität« dastehen. Tatsächlich erkennen wir ihre Umrisse bereits in Form anhaltend hoher Arbeitslosigkeit, einer wachsenden Kluft zwischen Arm und Reich und immer häufigeren und schlimmeren Umweltkrisen – all das bringt viele Belastungen quer durch die Gesellschaft.

Das Ende des Wachstums

Подняться наверх