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Annehmen ist kein Tun

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Offenheit ist die Grundeigenschaft des spiegelgleichen Bewusstseins. Ein Spiegel ist vollkommen annehmend. Er nimmt alles in sich auf und ist doch nicht berührt von den Dingen. Genauso schließt formloses Bewusstsein absolut nichts aus und ist damit bedingungslose und grenzenlose Annahme. Eine Annahme, die so umfassend ist, dass sie unsere Vorstellung sprengt.

Diese Art der Annahme ist so umfassend und grundlegend, dass sie nichts zu tun hat mit unserem üblichen Begriff von Annahme. Wenn wir normalerweise von Annehmen sprechen, bezeichnen wir damit den Vorgang des Akzeptierens. Wir sagen ja zu etwas. Wir könnten es also auch ablehnen. In diesem Sinne ist Annehmen eine Handlung, durch die wir uns in Beziehung setzen.

Die Annahme des Bewusstseins jedoch ist viel grundlegender. Sie liegt jenseits von Zustimmung und Ablehnung. Sie ist keine Handlung, sondern entspringt der Dimension des Seins. Die Dinge sind angenommen, weil sie sind. Und wie immer Leben sich in seinen Erscheinungen entfaltet, alles ist vollständig angenommen. Für dieses Angenommensein gibt es nichts zu tun. Es liegt jenseits von Akzeptanz oder Ablehnung. Es ist!

Wir können dieses Angenommensein erahnen, wenn wir unsere Erde betrachten. Die Erde trägt alle Lebewesen ohne Ausnahme. Im allgemeinen Sprachgebrauch sprechen wir daher auch oft liebevoll von ihr als Mutter Erde. Sie nimmt alles auf, was Menschen ihr zumuten: Straßen und Gebäude, Gärten und Müll. Und alles wird wieder umgewandelt. Gibt es etwas zu tun, damit die Erde alles trägt und annimmt? Es geschieht. Genauso grundlegend ist Angenommensein.

Da Stille vollständige Offenheit und Annahme ist, können wir sie nur berühren, wenn wir vollständig annehmend sind. Das klingt beinahe so, als hätten wir eine Wahl, uns künftig für das Annehmen zu entscheiden. Aber Annehmen ist kein Tun, daher können wir es auch nicht üben. Annahme und Offenheit entsprechen einer empfangenden Haltung. Empfangen können wir nicht üben. Wir können nur zulassen, dass es geschieht.

Diese empfangende Haltung ist nichts anderes als unsere immer währende Natur von Offenheit. Wir sind diese Offenheit. Formloses Bewusstsein ist Offenheit und alles erscheint in ihr. Und auch wenn uns dies nicht bewusst ist, erscheint jede Erfahrung in dieser Offenheit und ist angenommen.

Wenn wir dies sehen, wird klar, dass sowohl Annehmen als auch Ablehnen im Grunde eine Täuschung ist. Wir glauben, uns für oder gegen die Dinge entscheiden zu können. Aber alles, wofür oder wogegen wir uns entscheiden, ist bereits existent. Kann sich ein Spiegel gegen eine Erscheinung entscheiden? Wie Kraft raubend ist es doch, sich für oder gegen etwas zu entscheiden, was sowieso schon da ist.

Anstrengende Wahl

Warum wählen wir immer?

Gibt es besseres Sein?

Oder schlechteres Sein?

Aber auch wenn wir lieber wählen

und uns anstrengen für das bessere Sein,

stört es die Stille nicht.

RICHARD STIEGLER

Sich zu bemühen, das anzunehmen, was wir normalerweise ablehnen, führt nur dazu, dass wir etwas anderes in uns ausgrenzen, nämlich das, was ablehnt. Die Folge ist ein innerer Kampf und nicht der Friede des Angenommenseins.

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