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Wir sind angenommen

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Doch unser Ich übersieht dabei, dass es unmöglich ist, Angenommensein durch Anstrengung zu erreichen. Wirkliches Angenommensein kann uns niemand geben. Wir sind es, immer schon. Angenommensein ist ein Aspekt der Seinsebene. Wir sind angenommen, weil wir da sind.

Und in diesem Dasein sind wir zutiefst in Ordnung. Wir sind gut und richtig, so wie wir sind. Es ist ein In-Ordnung-Sein, das nichts mit Vorstellungen zu tun hat. Wir sind nicht in Ordnung, weil wir, so wie wir sind, irgendwelchen Idealbildern entsprechen. Wir sind in Ordnung, weil wir sind. Dies ist ein grundlegendes Angenommensein, das nichts mit unseren üblichen Vorstellungen von gut oder schlecht, von richtig oder falsch zu tun hat.

Angenommensein hängt nicht davon ab, ob uns ein anderer annimmt oder nicht. Auch nicht davon, ob wir uns selbst annehmen oder nicht. Das ist ein wichtiger Punkt, den wir häufig nicht bemerken. Wir erkennen vielleicht bereits, dass es nicht darum gehen kann, dass uns andere annehmen. Aber immer noch sind wir der festen Überzeugung, wir müssten uns selbst annehmen.

Angenommensein ist jedoch noch viel grundlegender als Selbstannahme. Wir können dieses Angenommensein nicht dadurch berühren, dass wir uns annehmen, sondern nur durch die tiefe Erkenntnis, dass wir angenommen sind.

In der Natur können wir dieses grundsätzliche In-Ordnung-Sein viel leichter erkennen. Ein Baum ist in seiner jeweiligen Gestalt zutiefst in Ordnung, auch wenn er dem Gärtner in seinem Wuchs vielleicht missfällt. Wie viel schwerer erkennen wir das, wenn wir auf menschliche Ausdrucksformen schauen? Und wie schwierig ist es, das in Bezug auf uns selbst zu sehen?!

Für dieses Angenommensein gibt es absolut nichts zu tun. Wir sind es bereits. Wenn wir wirklich erkennen, dass wir immer schon richtig waren, werden wir aufhören, uns anzustrengen, und das bedeutet nichts anderes, als die Verkrampfung unserer fühlenden Aufmerksamkeit aufzugeben. Dies bringt eine tief gehende Entspannung und Ausdehnung mit sich, ein Gefühl, als würden Tonnen von uns abfallen. Es ist die größtmögliche Freiheit, die wir als Menschen erfahren können: die Freiheit, so zu sein, wie wir sind. Wir können loslassen und einsinken.

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