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Leeder, Sommer 1561

Anna Rehlinger küsste das Buch. Der Bote aus Mindelheim hatte ihr soeben eine große Freude bereitet. Sie hielt die langersehnte, druckfrische Ausgabe von Caspars »Was die christliche Kirche sei und woran sie erkannt werden soll« in den Händen. Der Begleitbrief von Adam Reißner, der in gewohnter Art für die Drucklegung gesorgt hatte, klang jedoch sehr besorgt:

… ich ihro Liebden anmerken muss, so aus glücklich Zufriedenheyt er sein newes Werk hat erleben derfen, unseres Meisters Gesundheyt sich in diesen Tagen in groben Maßen habe verschlechtert.

Sie versuchte vergeblich, sich in das neue Werk zu vertiefen, zu sehr war sie in Gedanken mit Caspars Gesundheitszustand beschäftigt. War Krankheit der Grund seiner überstürzten Abreise gewesen? Alle Versuche, den Flüchtigen irgendwo zu treffen, waren gescheitert. Selbst Georg war nicht in der Lage, seinen Aufenthaltsort herauszufinden. Sosehr sie hin und her überlegte, sie fand keine andere Antwort, als im Gebet den Meister in die Obhut Gottes zu empfehlen. Anna kniete sich auf ihren Betschemel, faltete die Hände und versank in eine tiefe und lange Meditation:


Oh Herr, gütiger Vater, ich begehre nicht das Deinige, sondern Dich;

Dich selbst will und suche ich,

darum will ich unablässig an Dich denken

und mein Herz mit Deiner Güte stillen;

ich will weder sein noch nicht sein,

weder wissen noch nicht wissen,

weder haben noch entbehren.

Allein, was Du willst, wie viel Du mir geben willst,

darauf will ich täglich warten, Amen.37

37 Gebet Caspar Schwenckfelds.

Das Ketzerdorf - Der Aufstieg des Inquisitors

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