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Kapitel 12

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An Bord der Air Force Six

Abflugtag

Nach der Gedenkfeier auf der Erde wurde der Sarg der Gouverneurin in den unteren Frachtraum der Air Force Six geladen. Die Fähre war in der Lage, mit einer einzigen aufgeladenen Treibstoffzelle Ziele auf der ganzen Welt anzusteuern und Kurzstrecken ins All zurückzulegen. Für Missionen in der Tiefe des Raumes eignete sie sich jedoch nicht.

Sie verfügte über alle Ausstattungsmerkmale und Annehmlichkeiten, die der Beförderung eines Präsidenten geziemten. Im Inneren war der ganze Boden mit Seidenteppichen ausgelegt und sowohl ein Fitness- als auch ein Konferenzraum waren darin untergebracht. Letzterer mit einem Tisch aus brasilianischem Palisander nachempfundenem Kunstholz sowie passenden Stühlen, die man mit feinstem italienischem Leder bezogen hatte, obwohl es dieses Land schon seit über sechzig Jahren nicht mehr gab. Auf backbord befand sich ein Erfrischungsbereich mit edelsten Spirituosen, importiert aus exotischsten Regionen wie New Brasil und New Belize, deren Bestand allein bereits das Gehalt eines hochrangigen Angestellten der Föderation in New DC wert war.

Die heutige Reise sollte mit einem Senkrechtstart in die Exosphäre beginnen, bevor die Air Force Six abdrehen und auf direktem Weg zu Mausoleum 2069 fliegen sollte. Dafür veranschlagte man eine halbe Stunde einschließlich der Zeit, die beim Andocken vergehen würde.

An Bord der Fähre hatten sich wie geplant zehn Personen eingefunden. Dies waren neben Michelin und John Eldridge zwei elysische Senatoren aus New Miami namens Andrea Hines und Shawn Newel, außerdem Lisa-Marie Millette, die Tochter der Gouverneurin, vier bewaffnete Wächter aus dem Aufgebot des Präsidenten sowie Vater Celestino Gardenzia, ein katholischer Geistlicher.

Da man nahezu unmittelbar in die Niederungen des Alls geschossen wurde, musste sich jeder für die Dauer der Reise anschnallen. Der Präsident und sein Berater baten jedoch darum, unter vier Augen bleiben zu dürfen, wobei sie eine Diskussion vertraulicher Regierungsangelegenheiten als Grund angaben.

Als die Maschine abhob und ihren Aufstieg begann, eruierten die beiden tatsächlich gewisse Angelegenheiten; die meisten betrafen allerdings seinen bevorstehenden Machtgewinn.

»Sie wissen ja, dass die Felder von Elysium vor Problemen stehen, oder?«, fragte er seinen Hauptberater rhetorisch. »Trotz der Zwangssterilisierung schwinden die Nahrungsmittelbestände immer weiter. Wir werden mit unseren Quellen haushalten müssen, bis wir wieder einen vernünftigen Vorrat haben.«

»Sollte das Volk erfahren, dass ein Mangel herrscht, könnte Panik ausbrechen, Mr. President. Ich würde vorschlagen, Sie stellen dieses Problem deshalb lieber bis nach den Wahlen hintan.«

»Daran habe ich selbst schon gedacht, John, ich bin ja kein Idiot. Das sollte nur ein Hinweis auf ein ernstes Anliegen sein – eines von vielen. Ein Weiteres wären die Wilden in den Wastelands. Sie werden täglich dreister in ihrem Bestreben, die Mauern zu überwinden und in die Felder einzudringen. Wie Sie sehen können, bestehen sowohl interne als auch externe Probleme.«

»Die Wilden werden niemals eindringen können. Genaugenommen würden sich dadurch, dass Sie so bereitwillig ins offene Messer laufen, sprichwörtlich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen lassen, Mr. President.«

»Ach ja? Wie das?«

»Es würde keine Massengräber mehr geben«, deutete Eldridge an. »Kehren Sie das Negative doch einfach zu etwas Positivem um.« Er versuchte sich in seinem Sitz nach vorn zu beugen, um ihm den Rest besonders ans Herz legen zu können, doch die Sicherheitsgurte hielten ihn zurück.

»Die Fischbestände unserer Aquakulturen sind gefährlich niedrig und Fäulnis und Krankheiten haben die Vegetation in den östlichen Feldern von Elysium schon beinahe zerstört, weshalb wir uns gezwungen sehen, zum Ausgleich der Missernten aus anderen Regionen umzuverteilen, was im Gegenzug natürlich die dortigen Ressourcen schröpft. Deshalb brauchen wir dringend eine Alternative, Mr. President. Es mag vielleicht eine sein, die uns nicht gefällt, aber dafür würde sie die Versorgung der Massen gewährleisten.«

Michelin wandte sich ihm zu. Er musste den Gedanken an diese Lösung wohl schon seit Monaten mit sich herumtragen. »Wollen Sie damit sagen, was sich vermute?«

»Hören Sie, wir können das Volk nicht mehr viel länger versorgen. Zu viele Faktoren spielen dabei eine Rolle.« Er begann sie nacheinander an den Fingern abzuzählen. »Erstens benötigen Fische Futter, um wachsen und sich vermehren zu können, doch auch die dazu herangezogenen Quellen gehen mehr und mehr zur Neige. Zweitens ist die Pflanzenwelt anfällig für Seuchen, was wir gerade entlang der Ostfelder erleben. Drittens gibt es Belege dafür, dass die Arbeiter auf den Plantagen stehlen, also ohnehin schon knappe Nahrungsmittel entwenden, und viertens werden immer mehr Stimmen laut, da die Menschen realisieren, dass die Luft langsam dünn wird. Bisher waren wir in der Lage, die Gerüchte unter Schadenskontrolle einzudämmen.«

»Und selbige sieht wie aus?«

»Diebe und diejenigen, die sich zur Lebensmittelverknappung geäußert haben, wurden unumwunden gemeinsam mit ihren Angehörigen in die Wastelands verbannt.«

Michelin nickte. »Verdientermaßen.«

»Ziehen wir nun mal all die gerade genannten Faktoren in Betracht, müssen wir uns dringend eine Alternative ausdenken – eine Lösung, von der auch diejenigen wissen, die auf den höchsten politischen Plätzen dieses Landes sitzen.« Er zögerte lange, bevor er weitersprach: »Wir müssen die Wilden in unseren Plan miteinbeziehen.«

Nun schloss der Präsident die Augen. Die Erde lag im Sterben und die Felder von Elysium zögerten diese Tatsache nur hinaus. Früher oder später würde von den Aquakulturen nichts weiter übrig bleiben als leere Wasserbecken und der Sand- und Steinboden für die Hydrokulturen war dann genauso unfruchtbar wie die Wüste der Wastelands.

Er dachte nach; über ein Jahrhundert lang hatten sich die Felder von Elysium selbst versorgen können, doch die Gier, die den Planeten umgebracht hatte, schlug sich zusehends auch dort nieder, und es würde nicht mehr lange dauern, bis die Menschen zwangsweise auf die einzige noch verfügbare Nahrungsquelle zurückgreifen mussten, womit sie sich auf eine Stufe mit den Wilden stellen würden, die ihr Dasein vor den Wällen fristeten.

»Wir können das Fleisch sorgfältig verarbeiten«, führte Eldridge aus. »Wir könnten bekannt geben, dass das Elysium Montana uns eine Fülle von Steaks geliefert hat.«

»Und wenn diese Steaks gegessen wurden? Wenn irgendwann kein Wilder aus den Wastelands mehr lebt?«

Eldridge wandte sich ab und starrte aus dem Fenster. »Würde das zu diesem Zeitpunkt noch eine Rolle spielen?«

»Nein«, antwortete Michelin. »Ich schätze mal nicht.«

Der Rest der Reise verlief in düsterer Stimmung, denn beide Männer sahen ein, dass Verzweiflung bezeichnend für die Bereitschaft stand, die letzte Notbremse zu ziehen, und sie kamen deshalb stillschweigend zu einem einzigen, eindeutigen Fazit:

Mit der Wirklichkeit war es ein Elend!

MAUSOLEUM 2069

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