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Kapitel 3

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An Bord von Mausoleum 2069

Kommunikationszentrale

Mausoleum 2069 ist eine selbstversorgende Anlage, die ungefähr sechzig Meilen über der Erdoberfläche schwebt. Es handelt sich dabei um ein Schiff in geosynchroner Umlaufbahn des Planeten, wo sich dessen Rotation unmittelbar über New DC stationiert angleicht. In seinen Katakomben bestattet sind entweder extrem wohlhabende Menschen oder solche von hohem Renommee, beispielsweise Prominente oder Politiker.

Das Mausoleum wurde trapezförmig konstruiert, also breit und nach oben hin spitz zulaufend. Der Rumpf besteht aus matt glänzenden Stahlplatten, die zusammengefügt und vernietet wurden. An der Unterseite befindet sich ein Hangar, der breit genug ist, um zwei Luftbusse gleichzeitig andocken zu lassen, und oben, wo sich die Hülle zum spitzesten Punkt hin verjüngt, liegt ein Observatorium aus Panzerglas, von dem aus man einen phänomenalen Ausblick ins Universum erhält. Außerdem dient es als nachgerüstete Plattform für die Grüfte derer mit den tiefsten Taschen.

Auf der Ebene direkt unter dem Observatorium gelangt man zur Kommunikationszentrale der Anlage, wo ein vierköpfiger Stab mit der Aufgabe betraut ist, ein Schiff zu kontrollieren, dessen Grundfläche ungefähr zwanzig Fußballfeldern entspricht.

In der Zentrale stehen in einem überfüllten Bereich an der vorderen Bordwand reihenweise Monitore. Winkel- und T-Rohre verlaufen in scheinbar willkürlicher Anordnung an der niedrigen Decke durch den Raum und die an Gitterroste ähnelnden Bodenelemente lassen sich anheben, um die dünnen Kabelkanäle darunter erreichen zu können.

Jen Jacoby saß gerade nichts tuend mit den Füßen auf der Konsole vor einem Plasma-Fernseher. Wie alle Besatzungsmitglieder von Mausoleum 2069 trug sie den erforderlichen Overall in Marineblau mit dem Abzeichen des Unternehmens – der Zahl 2069 – links auf der Brust. Sie nippte an einer Packung Saft, während sie die Satellitenübertragung der Abendnachrichten verfolgte, die gerade von New DC aus gesendet wurden.

Governor Michelle Anderson beging heute in New Miami Selbstmord. Sie war mit der Gesandtschaft von Präsident Michelin unterwegs zum Free Haven Hotel in der Innenstadt, wo er seine Wahlkampfreise antreten sollte. Denn New Miami ist das erste Feld von Elysium, das er besucht. Obwohl uns immer noch weitere Einzelheiten zukommen, hat News Central Eight bestätigt, dass Präsident Michelin die Tragödie zwar bezeugen musste, aber unverletzt blieb. Er verkündete, Governor Andersons Anliegen vertreten zu wollen, also nicht nur den Ausbau der Dienstleistungen für die ältere Bevölkerung New Miamis, sondern für alle Menschen innerhalb der Föderation der Felder von Elysium.

Zu den weiteren Nachrichten des Tages …

»Wow«, sagte Jen erstaunt. »Hast du das gehört?«

Jim Schott, der leitende Ingenieur der Station, kauerte momentan vor einem Werkzeugkasten und fluchte heftig, weil er einen bestimmten Schlüssel nicht finden konnte.

»Hast du das gehört?«, wiederholte sie.

»Siehst du denn nicht, dass ich gerade zu tun habe?«

»Was denn … kannst nicht reden und gleichzeitig etwas suchen?«

Jim ließ resignierend den Kopf hängen und schnaufte heftig, um Ruhe zu bewahren. »Ich finde das Scheißding sowieso nicht«, sagte er und richtete sich mühsam auf, wobei seine Knie knackten. Dann drehte er sich zu Jen um. »Was soll ich denn gehört haben?«

Jennifer »Jen« Jacoby war groß, hatte lange Beine und einen milchkaffeebraunen Körper, der aussah, wie im Fitnessstudio geformt. Ihr pechschwarzes Haar war kurz geschnitten und umrahmte ihr feenhaftes Gesicht, dessen bezaubernd braune Augen farblich an frisch geprägtes Münzgeld erinnerten. Im Übrigen fungierte sie als Fernmeldeoffizierin des Schiffs. »Governor Anderson hat sich heute selbst die Lichter ausgeblasen, heißt es.«

Er zuckte mit den Achseln. »Wer ist Governor Anderson denn überhaupt?«

Sie schaute ihn ungläubig an. »Du solltest wirklich aus der Höhle kriechen, in der du es dir so bequem gemacht hast, und die Welt außerhalb dieses fliegenden Grabes mal ein bisschen kennenlernen.«

»Mir gefällt meine Welt, so wie sie ist. Würde ich wissen wollen, was da unten geschieht, wäre ich dort, aber dieses fliegende Grab hier ist meine Komfortzone. Was am Boden passiert, betrifft mich nicht mehr.« Daraufhin beugte er sich nach vorn und streckte den Hintern heraus, um dem Ganzen Nachdruck zu verleihen. »Und es wird mich auch nie interessieren.«

Sie verdrehte die Augen, wandte sich wieder dem Fernseher zu und drehte den Ton lauter, während Jim zurückging und eine Zeit lang weiter nach dem Schlüssel suchte, während er eine erneute Schimpftirade von sich gab.

Nur noch zwei Tage, dann würde sie sich sein Gezeter nie wieder anhören müssen … kein einziges gesalzenes Wort mehr.

In zwei Tagen würde sie nämlich tot sein.

MAUSOLEUM 2069

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