Читать книгу MAUSOLEUM 2069 - Rick Jones - Страница 19
Kapitel 14
ОглавлениеEine feminine Roboterstimme teilte ihnen nun durch den Lautsprecher der Air Force Six mit: »Bitte bereitmachen zum Andocken.«
Michelin fluchte leise vor sich hin, bevor er laut sagte: »Ein Hoch auch auf die kleinen Gefälligkeiten. Ich würde sagen, das war wohl die längste halbe Stunde meines Lebens.«
Während die Fähre vor dem Dock schwebte, verlinkte sich ihr Computer mit dem Hauptrechner des Mausoleums, der sie daraufhin sicher in den Hangar leitete.
Sobald sie in der Ausstiegszone aufsetzten, meldete sich die Roboterstimme erneut über den Lautsprecher: »Beginne Luftdruckaufbau.«
Rings um die Fähre herum zischte es laut, als sich der Hangar schloss und anfing, Atmosphärendruck aufzubauen.
Nach diesem Vorgang bestätigte die Stimme in einem abgehackten, neutralen Tonfall: »Areal ist nun sicher. Bitte aussteigen … Areal ist nun sicher. Bitte aussteigen.«
Die Luke der Fähre öffnete sich und alle Passagiere stiegen die Landungsbrücke hinunter zur Plattform des Hangars, wo Eric Wyman sie empfing, der nun die formelle Uniform des Unternehmens trug. Einen legeren, schwarzen Anzug mit rotem Saum an den Ärmeln und am Kragen sowie schnittigen Bundfalten an der Hose; das Firmenlogo prangte auf der linken Brusttasche.
Als Präsident Michelin die Maschine verließ, streckte er herzlich eine Hand zur Begrüßung aus.
Wyman nahm sie und schüttelte sie ein wenig zu heftig, was an seinem insgeheimen Hass auf den Mann lag. Michelin erkannte ihn offensichtlich nicht als den Anführer der Force Elite aus überragenden Kämpfern wieder.
Er eröffnete nun das Gespräch: »Freut mich, an Bord Ihres Schiffes zu sein, Mr. …«
»Wyman. Eric Wyman.«
Dem Präsidenten verging daraufhin sofort das Lächeln, da ihm der Name durchaus geläufig war. »Eric Wyman? Der Truppenbefehlshaber der Force Elite?«
»Bis vor zwei Jahren, Mr. Präsident; bis zu dem Moment, als Sie mich entlassen haben …«
»Das sollten wir ein anderes Mal diskutieren, Mr. Wyman. Wie Sie unschwer erkennen können, sind wir in Eile, also wenn Sie bitte vorausgehen würden …«
Eric starrte ihn kurz ausdruckslos an, bevor er antwortete: »Selbstverständlich.«
Man lud den Sarg der Gouverneurin nun aus dem Frachtraum der Fähre auf einen Antischwerkraft-Schlitten; ein vier Fuß über dem Boden schwebender Transporter, der sich gemäß in sein Navigationssystem programmierter Koordinaten bewegte.
Da der Lastenaufzug ein Maximalgewicht von zweitausendfünfhundert Pfund pro Fahrt zuließ, musste man sich in zwei Gruppen aufteilen, um zur Ebene des Observatoriums aufsteigen zu können. Eric und der Präsident zogen es vor, nicht gemeinsam zu fahren.
Als die hohen Gäste an der Grabstätte eintrafen, lud das Universum über der Kuppel geradezu zum Sterne sehen ein, indem es sich als unendliche Weite golden funkelnder Lichtpunkte zeigte, ein wahrhaft ehrfurchtgebietender Anblick.
»Das verschlägt einem wirklich die Sprache«, staunte die elysische Senatorin Andrea Hines, während sie hinaufschaute.
»Für siebenhundertfünfzigtausend Elysium-Dollar«, entgegnete ihr Kollege Newel, »sollte es das auch tun.« Dann lachte er, als habe er gerade etwas unheimlich Witziges zum Besten gegeben.
Die Senatorin verdrehte die Augen, bevor sie von der Seite an Michelin herantrat. »Mr. President?«
Er wandte sich ihr zu, bemühte sich um ein falsches Lächeln und streckte seine Hand nach ihr aus. »Senatorin Hines. Ich freue mich sehr, Sie wiederzusehen. Zu dumm, dass es sich nicht unter angenehmeren Umständen ergeben hat.«
»Mr. President, wenn Sie erlauben: Mein Gesetzesvorschlag an den Senat bezüglich …«
Er fiel ihr sofort ins Wort, indem er eine Hand hob und abwinkte. »Hören Sie bitte auf«, verlangte er. »Dies ist weder die richtige Zeit noch der passende Ort, um politische Fragen zu erörtern. Hier findet gleich eine Begräbniszeremonie statt.«
»Mr. President, ich versuche schon seit einem halben Jahr, Ihr Büro zu erreichen. Ich hinterlasse Nachrichten …«
»Senatorin Hines, ich muss doch sehr bitten; aus gebührendem Respekt gegenüber Gouverneurin Anderson …«
»Ehrlich gesagt, Mr. President kannte ich sie gar nicht. Wir haben nie miteinander gesprochen. Doch es scheint vonnöten zu sein, dass ich zu solchen Mitteln greife, um eine Audienz bei Ihnen erhalten zu können. Wir müssen über …«
»Wir müssen gar nichts, Senatorin … nicht, wenn es eine Messe zu halten gilt.« Als sich Michelin umdrehte und gehen wollte, versuchte sie, ihm zu folgen, doch einer seiner Leibwächter, ein großer, stämmiger Kerl, hinderte sie daran, indem er sich ihr in den Weg stellte. Sein Gesichtsausdruck genügte, um ihren Zorn sofort zu dämpfen.
»Ich bedauere diesen Vorfall, Vater«, sagte Michelin, nachdem er sich am Grab der Gouverneurin eingefunden hatte. »Es gibt Menschen, die einfach keinen Respekt haben. Wirklich unerhört.«
Vater Gardenzia nickte kaum merklich, während er im Book of Common Prayer blätterte. Trotz seiner schmächtigen Statur haftete dem Priester etwas Unbeugsames an. Er war denjenigen, die Trost suchten, nicht nur ein guter Zuhörer, sondern auch in der Lage, Heuchler im Schoß der Kirche auszulesen, weil er genau wusste, dass manche es nicht vermochten, Gott in ihrem Herzen zu finden. Michelin zählte zu diesem Schlag, das spürte der Vater im tiefsten Kern seiner Seele. »Wir können beginnen, sobald Sie bereit sind, Mr. President.«
»Natürlich, sehr gern.«
Die Anwesenden versammelten sich daraufhin um das Grab, als der Schlitten über der Öffnung in Position ging. Von dort aus stieg er langsam in den Sarkophag hinab, dessen Maße er genau ausfüllte. Schließlich kam er am Innenboden auf.
Lisa Millette, die Tochter der Gouverneurin, brach plötzlich in unbeherrschtes, heftiges Schluchzen aus, was Michelin zu einer Leidensmiene bewog … einer Fassade elender Bekümmerung.
Eric, der ein wenig abseitsstand, schnalzte leise mit der Zunge und schüttelte angewidert den Kopf. Der Präsident war immer noch ein verachtenswerter Mann. Neben ihm stand John Eldridge, den der Besatzungschef nicht kannte, ein unauffällig wirkender Zeitgenosse, der gerade die Hände vor sich faltete. Wenigstens zollte er der Toten durch sein Betragen Hochachtung, wohingegen Michelin während der Rede des Geistlichen andauernd auf seine Uhr schaute.
»… In sicherer Hoffnung und Gewissheit der Auferstehung zum ewigen Leben durch unseren Herrn Jesus Christus, senden wir Gott dem Allmächtigen unsere Schwester Michelle Anderson, indem wir ihren Leib zu Grabe tragen. Erde zu Erde, Asche zu Asche, Staub zu Staub. Der Herr segne und behüte sie, der Herr möge ihr sein Antlitz zuwenden und ihrer gnädig sein und ihr Frieden schenken. Amen.«
»Amen«, wisperte Michelin und bekreuzigte sich, obwohl ums Verderben kein Funke Frömmigkeit in seinen Knochen steckte.
Dies war der Moment, in dem sich alles zu verändern begann.