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Kapitel 8

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Mordechai war wirklich nahe herangekommen.

Die Wände zu dem Anbau, der zu den Aufwachräumen führte, explodierten mit ungeheurer Wucht und stürzten kurz darauf in sich zusammen. Trümmerteile aus Glassplittern und Betonbrocken rasten wie Geschosse durch die Luft und sorgten in einem Umkreis von vierhundert Metern für Verletzungen und Sachschäden.

Die Stützstrukturen und Träger wurden dadurch natürlich extrem geschwächt und nahmen dem Gebäude die Fähigkeit, sich selbst zu halten. Nur eine Minute später stürzte daher der gesamte Anbau in sich zusammen. Brodelnde Rauchwolken stiegen auf und breiteten sich in alle Richtungen aus. Dichter, erstickender Rauch erfüllte die Luft und nahm einem die Sicht.

Als sich der Staub ein wenig gelegt hatte, waren die Schreie weiterhin ununterbrochen zu hören. Der erste Schock war Angst und dann Tränen gewichen, zusammen mit der großen unbeantworteten Frage nach dem Warum. Die Welt schien sich nur noch mit der quälenden Langsamkeit eines grauenvollen Traumes zu bewegen.

Auf das Leben des Papstes war soeben ein zweiter Anschlag verübt worden, und irgendwo dort draußen lauerten unerkannt immer noch vier weitere Ritter.

***

Die Zimmer der Aufwachstation bebten. Die Druckwelle der Explosion ließ das Glas der Vitrinen zersplittern und Gegenstände fielen von den Tischen auf den Boden. Infusionsständer kippten um, Staubwolken tosten die Gänge entlang in dem wilden Versuch, sich auszubreiten, und füllten die Patientenzimmer mit einem dichten, staubigen Nebel. Als die Druckwelle die Carabinieri vor dem Aufwachraum von den Füßen riss, warf sich Kimball augenblicklich und ohne nachzudenken über den Pontifex und sorgte dafür, dass sich seine Intubation nicht löste, während Leviticus und Jesaja sich an den Edelstahltischen in der Nähe festklammerten.

Als das Beben endlich nachließ und der Staub sich lichtete, überprüfte Kimball sofort das Beatmungsgerät. Trotz der Explosion in dem angrenzenden Gebäude schien hier alles intakt geblieben zu sein – mit Ausnahme der Lampen, die gerade unkontrolliert flackerten und bestimmt bald ganz ausfallen würden.

»Der Papst«, rief Leviticus sofort mit sichtlicher Sorge. Jesaja stand direkt neben ihm.

Kimball wich von Bonasero zurück, der immer noch absolut regungslos in seinem Bett lag und dessen Brust sich in einem gleichmäßigen Rhythmus hob und senkte. Kalkartiger Staub begann sich auf die blütenweiße Bettdecke und das restliche Zimmer zu legen und überzog alles mit grauen Partikeln, die so fein wie Talkumpuder waren.

»Solange die Stromversorgung nicht komplett ausfällt, passiert ihm nichts.« Kimball deutete auf das Beatmungsgerät, welches den Einsturz des Anbaus offenbar schadlos überstanden hatte.

»Es geht ihm gut«, sagte er, dann befahl er: »Wir müssen Bonasero so schnell wie möglich hier rausschaffen. Das Gemelli ist für ihn nicht mehr sicher, und mittlerweile dürfte es nun allen klar sein, dass Pinchas nicht auf eigene Faust und allein gehandelt hat.«

»Du willst ihn aus Rom rausschaffen?«

Kimball schüttelte den Kopf. »Ich glaube auch nicht, dass er einen längeren Transport überstehen würde. Ich dachte eher an die päpstlichen Gemächer. Wir könnten dort ein Krankenzimmer für ihn einrichten, ihn rund um die Uhr von Schwestern betreuen lassen, und für die nötige Sicherheit garantieren, indem wir ihn beschützen.«

»Kimball, selbst der kurze Weg in den Vatikan könnte seinen Tod bedeuten«, wandte Leviticus ein.

»Ich glaube aber nicht, dass uns eine andere Wahl bleibt«, erwiderte Kimball ernst. »Wer immer diese Explosion ausgelöst hat, ist Bonasero gefährlich nahegekommen. Wir wissen zwar, wo Pinchas steckt, aber was wir nicht wissen, ist, wie viele weitere noch dort draußen sind. Wenn es sich bei ihnen tatsächlich um alle vermissten Vatikanritter handelt, müssen wir unverzüglich einen Sicherheitsring aus der Schweizergarde, der Vatikanpolizei und der Gendarmerie aufstellen, wobei die Ritter des Vatikan den letzten Widerstand darstellen.«

Jesaja beugte sich über Bonasero Vessucci und beobachtete, wie sich dessen Brustkorb langsam bewegte. »Wir brauchen unbedingt Antworten«, sagte er. »Denn die beste Verteidigung ist es stets, den Gegner gut genug zu kennen, um seine nächsten Schritte vorhersagen zu können.«

Jesaja hatte recht. Ihren Gegner zu kennen war entscheidend, wenn sie in den kommenden Auseinandersetzungen Erfolg haben wollten. Oft hielten sich Spezialeinheiten an eine feste Routine, weil sich diese in der Vergangenheit bewährt hatte, und irgendwann fand sie sogar Einzug in die allgemeinen Richtlinien. Aber nicht selten wurden genau diese Gewohnheiten vom Gegner aufgedeckt, der daraufhin Strategien erarbeitete und sie sich zunutze machte, und genau das war es, was die Vatikanritter tun mussten: Sie mussten lernen und zurückschlagen.

Kimball wusste auch schon genau, wo er anfangen würde.

Er würde mit Pinchas beginnen.

DIE VERGESSENE KATHEDRALE (Die Ritter des Vatikan 7)

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