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Prolog

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Drei Jahre zuvor

Tief im brasilianischen Dschungel stand eine alte Kathedrale; ein einsames Gebäude am Rande eines Nebenflusses, welches in seiner Bauart eher von den Mayas als vom Katholizismus geprägt war. Die Wände waren grau und verwittert und durch die Erosion des Bodens mit immer weiter aufklaffenden Rissen durchzogen, sodass die Steinblöcke nicht mehr gleichmäßig aufeinanderlagen. Ranken so dick wie Pythons schlängelten sich an den Wänden empor und hielten sie dort zusammen, wo der Mörtel bereits seinen Dienst versagt hatte. Eine alte Säule, die einst stolz aufrecht gestanden hatte, lag nun zerbrochen am Boden des Dschungels.

Der einzige Eingang, der tief in die uralte Kathedrale hineinführte, war unter den miteinander verwobenen Ranken und dem Blätterdach, das sie bedeckte, kaum noch zu erkennen. Hinter diesem Vorhang existierte eine ganze Welt, in der Menschen lebten und starben, in der ein bestimmtes Gesetz und eine Religion galten und wo jeder als Teil eines Kollektivs unter der Führung von drei Männern lebte: dem Triumvirat der gefallenen Engel.

Gewundene Korridore, die unendlich lang schienen, führten tief in die unterirdischen Kammern, die durch uralte Fackeln und Ölfässer beleuchtet waren. Die Wohnquartiere waren klein und äußerst spartanisch eingerichtet und enthielten nur sehr wenige persönliche Besitztümer. Jene, die dem Triumvirat dienten, folgten den Geboten mit bedingungslosem Gehorsam.

In der Mitte der Kathedrale befand sich eine Plattform aus Kalkstein, die von brennenden Laternen umringt war und auf der drei Stühle standen, die allesamt dem päpstlichen Thron ähnelten. Sie waren mit kunstvollen Schnitzereien verziert, welche geflügelte Engel mit Schwertern und Schilden im Kampf gegen Dämonen darstellten. Jeder Thron erzählte eine andere Geschichte, und auf diesen saßen die Führer des Triumvirats – drei in die Jahre gekommene Flüchtlinge des Dritten Reiches. Sie trugen Kutten mit gewaltigen Kapuzen, die ihre Gesichter verbargen, und sie warteten gerade geduldig auf die Ankunft eines Untergebenen, der ihnen einen Bericht über die laufende Mission erstatten würde.

Eine Kirchentür am anderen Ende der Kammer, die aus dickem Holz bestand und von schwarzen Eisenbändern gehalten wurde, öffnete sich jetzt und schloss sich dann hastig wieder. Das Quietschen der Angeln hallte durch die Kammer wie das Geräusch von Fingern, die über eine Tafel kratzten.

Ein Mann, der ebenfalls eine Kutte trug, trat nun in den schwach beleuchteten Kreis, seine Hände in den Falten seiner Ärmel verborgen. Die Kapuze hatte er abgestreift, sodass die gleichmäßigen Gesichtszüge eines Mannes mit arischen Vorfahren offenbart wurden. Selbst in dem schwachen Lichtschein der flackernden Flamme, die nur kraftlos in der Laterne brannte, konnte man sein hellblondes Haar, seine blauen Augen und das Glimmen eingeträufelter Vorurteile erkennen, die von etwas genährt wurden, das weitaus stärker war als das Öl, das die Laternen brennen ließ.

Als er sich ungefähr sechs Meter vor den Stufen befand, die zu den Thronen führten, blieb der Mann stehen und senkte den Kopf. »Ehrwürdige Meister«, begrüßte er sie.

Die drei Mitglieder des Triumvirats blieben für einige Augenblicke so regungslos wie griechische Statuen sitzen, bis der Mann in der Mitte schließlich eine mit Altersflecken übersäte Hand hob. »Hast du Neuigkeiten?« Seine Stimme war vom Alter so sehr gezeichnet, dass er die Worte nur so langsam und undeutlich hervorbrachte, dass nur ein geübtes Ohr sie verstehen konnte.

»Das habe ich, Ehrwürdiger«, antwortete er. »Ich habe die Kunde erhalten, dass die Shepherd One mit ihren Würdenträgern genau in diesem Moment den Luftraum von Brasilien überfliegt. An Bord befinden sich insgesamt vierzehn Kardinäle, die von sechs Mitgliedern der Vatikanritter bewacht werden.«

Der alte Meister ließ seine Hand auf die verzierte Armlehne seines Thrones sinken. Es waren nicht die Kardinäle, die ihm Sorgen bereiteten, sondern die sechs Ritter des Vatikan. Ein äußerst hoher Preis. »Ist alles vorbereitet?«, fragte er als Nächstes.

Der Untergebene verbeugte sich, bevor er ihm antwortete, denn das war etwas, das alle Untergebene taten, bevor sie sich an einen ehrwürdigen Meister wandten. »Natürlich«, erwiderte er.

»Sehr gut«, antwortete der Meister. »Dann hat das Ganze also begonnen.«

DIE VERGESSENE KATHEDRALE (Die Ritter des Vatikan 7)

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