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KAPITEL 9

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Vor seiner verhängnisvollen Geburtstagsentscheidung wurden Right Way Umzüge & Lagerung von Senatorin Morgan beauftragt, bei einem weiteren Projekt in einer langen Reihe von heimlichen Geschäften als Zwischenhändler zu dienen. Sie angelten sich ständig solche Aufträge von Senatorin Morgan, aber nie solche dicken Happen wie diesen. Dieser war einzigartig, denn es war Morgans eigene Idee, von Anfang bis Ende. Sie hatte diesen verrückten Plan, dass die terroristischen Feinde der viel geliebten Freiheit zur Strecke gebracht werden könnten, falls sie plötzlich zu viel Macht, zu viel Reichtum besäßen. Sie würden unter dem Gewicht ihrer eigenen Korruption ersticken. So glaubte sie zumindest. Sie hatte ihre Gründe. Right Way sollte einer radikalen Terrororganisation im Austausch für ein paar Pläne eine große Menge Gold liefern, das sagte die Senatorin Chalk wenigstens. Das war einfach. Dann sollte Right Way diese Pläne an eine zweite Terroristenfraktion liefern, die das Gold überhaupt erst zur Verfügung gestellt hatte. Gar kein Problem. Erwartungsgemäß hatte Chalk seine eigenen Teammitglieder über die Hintergründe der Angelegenheit im Dunkeln gelassen. Das gefiel ihnen so. Je weniger sie wussten, desto weniger konnten sie ausplaudern und umso länger würden sie leben. Seit Richard Willem Blackshaw mehr als zweieinhalb Tonnen Gold davongeschafft hatte, vermutete Chalk, dass die Blaupausen, die mit dem Gold gekauft werden sollten, von enormer Wichtigkeit waren, aber er konnte wirklich nur mutmaßen.

Die Lieferung sollte in zwei Tagen stattfinden. Danach würden die Käufer, wie Chalk vermutete, sich zusammenreimen, dass etwas nicht stimmte. Erst würde eine höfliche Anfrage gestellt. Wenn Chalk dann mit leeren Händen dastünde, würde die Hölle losbrechen. Die Neuigkeit vom verschwundenen Gold würde die Käufer der Blaupausen schnell erreichen. Als Mann in der Mitte könnte Chalk sehr wohl nicht nur mit einem, sondern mit zwei unzufriedenen Kunden rechnen, die es in nicht allzu ferner Zukunft auf ihn abgesehen haben würden. Natürlich würde diese Harpyie, Senatorin Lily Morgan, ihm die ganze Zeit über die Hölle heißmachen. Kein Wunder. Es war das größte Geschäft, das sie je gemeinsam abgewickelt hatten. Das war eine ungewohnte Situation für Chalk. Bei Right Way hielt man immer sein Wort und versagte nie. Er sorgte sich selten um Ausweichpläne. Klar, manchmal ging etwas daneben. Einmal, als einer seiner Kuriere mit einem Computerchip für ein Raketennavigationssystem unterwegs war, war seine Piper Aztec über der Mojave-Wüste abgestürzt. Chalk war innerhalb von zwei Stunden vor Ort gewesen und hatte nur noch die Überreste seines Boten gefunden. Chalk machte sich dann mit der Finesse eines Proktologen ans Werk. Es war sein Fingerspitzengefühl gewesen, welches ihm ermöglichte, die kostspielige Komponente aus ihrem Versteck zu entfernen, wo sie geborgen innerhalb mehrerer Schichten gerippter Latexkondome wartete. Rettungseinheiten, die Bundesluftfahrtbehörde und die Nationale Behörde für Transportsicherheit waren alle von Chalks Agenten auf pfiffige Weise aufgehalten worden, indem sie das falsche Signal einer Notfunkbake hundert Meilen südlich der eigentlichen Absturzstelle eingerichtet hatten. Die Behörden bekamen niemals mit, dass Chalk zuerst da war. Das war vor Jahren. Ein Unfall. Seitdem lief alles glatt. Unfälle konnten schließlich jedem passieren, aber niemand legte sich absichtlich mit Right Way an. Nicht auf diese Weise. Würde eine solche Mentalität diese Mission retten können? Chalk ließ seine Fantasie spielen, fragte sich, ob Blackshaw seinen Laster versehentlich zu Schrott gefahren hatte. Vielleicht war er schon tot, zerquetscht vom Gold, irgendwo in einem Flussbett in New Mexico. Er hätte irgendwo in der Nähe von Albuquerque sein sollen, als seine Meldung ausblieb.

Das warf eine weitere Frage auf. Falls Blackshaw Right Way abzocken wollte, warum hatte er keine falschen Zwischenberichte abgegeben, um sich Zeit zu verschaffen? Er hätte sonst etwas behaupten können, auf die Art und Weise wie Donald Crowhurst, der Weltumsegler, damals in den 1960ern seine Lageberichte über Funk gefälscht hatte, während er im Südatlantik herumgedümpelt war. Warum hatte Dick Blackshaw nicht so etwas gemacht? Chalk stand vor einem Rätsel. Er hatte absichtlich keine Telemetriemarker am Gold anbringen lassen. Jeder Trottel konnte einen Peilsender an seinem Chevy Nova haben und die Bullen könnten die Rostlaube innerhalb von zehn Minuten per Satellit aufspüren, falls sich jemand die Mühe machte und sie gestohlen würde. Chalk hatte sich dagegen entschieden, zweieinhalb Tonnen Gold mit einem Peilsender auszustatten. So wie er das sah, war das Problem folgendes: Wenn er es orten konnte, dann konnte das auch jemand anderes. Und die Sendung war zu groß und zu schwer. Und Chalk war so ein berüchtigter, überragender, knallharter Hund! Wer würde es wagen, sich in seinen Scheiß einzumischen? Jemand aus den eigenen Reihen, wie es aussah. Im Nachhinein wirkte der Verzicht auf den Peilsender wie ein grobes Versäumnis, grenzte an Überheblichkeit. Wirklich unentschuldbar.

Chalk sprach zu seinem Team im Büro. »Freunde, falls wir nicht mächtig zackig in die Gänge kommen, stehen die Chancen nicht schlecht, dass man uns allen das Licht ausknipst, bevor die Woche 'rum ist. Ja, ich sage voraus, dass wir ein paar sehr unzufriedene Kunden haben werden.«

»Nicht unbedingt. Ich bin kein Profilersteller«, sagte Slagget, »aber nach weiterer Nachforschung hab ich ein Gefühl für den Mann bekommen. Er sucht immer noch nach seinem Platz zuhause, wie jeder andere.«

Chalk war perplex. »Das ist der reinste, dampfende Scheiß mit Schmeißfliegen obendrauf. Falls du ein Gefühl für den Mann hättest, wie du das ausdrückst, dann würden wir diese Unterhaltung gar nicht erst führen!« Chalk duldete keine hochtrabenden Predigten von hochnäsigen Auftragskillern.

Slagget fuhr unbeirrt fort: »Wir kennen den richtigen Mann jetzt besser.« Chalk beäugte Slagget. »Ich bin ganz Ohr.«

Clynch ging dazwischen. Chalk gefiel das. Clynch setzte alles daran, seinen früheren Glanz aufzupolieren, und versuchte zu vermeiden, von seinem jähzornigen Boss zusammengestaucht zu werden. »Fassen wir mal zusammen, was wir wissen. Sein Name ist Richard Willem Blackshaw. Geboren auf Tangier Island, Virginia. Nicht allzu weit entfernt von hier in der Mitte der Chesapeake Bay. Ist aber auf Smith Island, Maryland, aufgewachsen, ein Stück nördlich der Staatsgrenze.«

Chalk arrangierte seine Gesichtszüge zu dem wohlbekannten Was-geht-mich-das-an-Ausdruck.

Clynch verwies auf den Neuen und murmelte: »Bill hier hat dazu noch ein paar Überlegungen.«

Chalks Blick wanderte wieder zu Slagget. »Das ist ja schlimmer als die Regionalnachrichten. Kommt jetzt noch der Wetterbericht? Vielleicht noch was über Kuchenwettessen oder ein vermisstes Miezekätzchen, das den Weg von Mexiko nach Hause gefunden hat?«

Slagget setzte sich noch gerader hin und sagte: »Dick Blackshaw, alias Tom Chase, kommt aus 'ner ziemlich isolierten Ecke der Welt. Ich weiß, es ist nicht sehr weit weg von D.C., zumindest per Luftlinie, aber die Leute dort reden anders, leben anders. Sie fischen, jagen, sammeln Austern, Muscheln und Krabben und so'n Zeug. Hatten für ein Weilchen sogar 'ne Schildkrötenfleisch-Industrie. Aber hauptsächlich Meeresfrüchte. Und Wasservögel. Smith und Tangier haben beide jeweils mehrere kleine Weiler, die aber von ziemlich zähen Individuen bevölkert sind. Größtenteils arme, fromme, hart arbeitende Sozialabsteiger, die nur versuchen, über die Runden zu kommen.«

Chalk war ein Augenbrauenzucken davon entfernt, den Personalbestand seiner Operation mittels kaltblütigen Mordes zu verringern.

Slagget legte einen Zahn zu. »Dieser Richard Willem Blackshaw also ist als Kind recht unauffällig. Hin und wieder ein paar Begegnungen mit den Bullen auf dem Festland. Nichts Ernstes, bis er aus Vietnam zurückkehrt. Seitdem ist er total hinüber. Ein Paradebeispiel posttraumatischer Belastungsstörung. Versucht sich anzupassen. Heiratet ein einheimisches Mädchen. Sie haben einen Sohn, der noch auf Smith Island lebt. Dick versucht sein Bestes, auf dem Wasser zu arbeiten wie jeder andere auf der Insel auch, aber er ist 'ne Zeitbombe. Gewalttätig, unberechenbares Temperament. Flashbacks, dieser leere, unfokussierte Blick. Alkohol, Drogen vielleicht. Das volle Programm. Passt nicht mehr nach Hause. Wird komisch. Rastet aus und verschwindet. Trifft sich mit ein paar anderen Altgedienten im Veteranen-Krankenhaus. Das war alles vor fünfzehn Jahren. Hat vielleicht alte Kumpels oder Kontakte benutzt, um von der Bildfläche zu verschwinden. Wurde dann zum Söldner, der für den Höchstbietenden arbeitet.«

Chalk fragte: »Wie hat sich dieser Volldepp im Wolfsspelz in meine Dienste geschummelt? Und wo ist er jetzt?«

Irgendetwas an dieser ganzen Fantasy-Island-Geschichte ließ es bei Chalk klingeln. Eine Chesapeake-Sanktion. Vor langer Zeit. Ein Kumpel von ihm war beauftragt worden, einen Agenten auszulöschen, der über irgendetwas zu viel wusste und drohte, ein paar Obermotze in den oberen Etagen zu verpetzen. Chalk erinnerte sich, dass sein Kamerad jemanden getötet haben sollte, dass er aber abgezogen wurde, bevor er das angesetzte Ziel ausschalten konnte. Vor fünfzehn Jahren. Ungefähr zu der Zeit, als Blackshaw von der Bildfläche verschwand. Chalk würde ein paar ziemlich staubige Akten durchstöbern müssen, um herauszufinden, warum ihm das alles so bekannt vorkam. Ein starkes Stück, falls der Agent, der damals entkommen war, derselbe Mistkerl war. Wie hoch waren die Chancen? Sie fingen an, ziemlich gut auszusehen. Er würde Black Widow auf den Fall ansetzen. Slagget kam zum Ende. »Trotz etwas Geheimdiensttraining, Special Forces, ist Dick Blackshaw seit 'Nam sein Leben lang ein Versager geblieben.«

Chalk hob wieder eine Hand, schüttelte langsam den Kopf. »Nein. Es heißt Vietnam für diejenigen von euch, die nicht die Ehre hatten, dort gedient zu haben.Viet. Nam. Nicht 'Nam. Ihr habt noch in eure Windeln geschissen, als ich bis zu den Augen in Blut, Schlamm, Scheiße und Schlitzaugen gesteckt hab. Sag es richtig. Und sag es mit Respekt.« Hinter seinem Rauchvorhang, dem kampfeslustigen Jingoismus, hatte Chalk keine Probleme damit, unerwähnt zu lassen, dass er seine erste Million damit gemacht hatte, von Vietnam aus Heroin in den Särgen seiner toten Kameraden in die Staaten zu schmuggeln. Manchmal in den Leichen selbst, wenn sie intakt genug waren. Einmal, am Anfang seiner Karriere, war es ihm misslungen, eine Lieferung in den Staaten abzufangen, und fünf Kilo Stoff waren von der trauernden Familie gemeinsam mit ihrem Lieben eingeäschert worden. Soweit er sich erinnern konnte, war es eines der wenigen Male, dass er offen geweint hatte, als er zu spät kam, um die Kremierung aufzuhalten.

Slagget wirkte beschämt. »Seitdem hat Dick Blackshaw gefährlich gelebt. Nonstop am Rande des Todes als Söldner, mit kurzen Pausen zum Trinken und Rumhuren, bis sein Sold aufgebraucht war. Angola, Tschetschenien, Afghanistan, Kolumbien, Bolivien, Somalia. Wenn ich richtig liege, ist er an irgendeinem Punkt vor ein paar Jahren zur Vernunft gekommen. Wollte nicht mit einer Kugel in Rente gehen. Er fing an, nachzudenken.«

Chalk grübelte, für den Moment besänftigt. »Du denkst, dieser Vollwichser hat uns abgezockt, damit er als Held nach Hause zurückkehren konnte zu seiner lange überfälligen Hillbilly-Konfettiparade?«

Slagget blickte zu Clynch, bevor er sagte: »Ja, Mr. Chalk, das denke ich.«

Chalk dachte einen Moment länger nach und leerte den Rest seines Scotchs.

»Aufgesattelt, Kameraden. Wir fahren nach Smith Island. Holen uns ein paar Austern. Schauen mal nach, ob Dick Tunichtgut für einen kleinen Plausch zu haben ist. Ansonsten stellen wir seinen Sohn zur Rede, finden raus, was er weiß. Wir müssen das schnell eindämmen. Wir haben zwei Tage, bis alle anfangen, uns den Arsch bis zu den Schulterblättern aufzureißen. Bis dahin müssen wir das Gold und die Blaupausen haben und alle glücklich machen. Vermasseln wir das, sind wir tot, schlicht und einfach. Mausetot.«

DRECKIGES GOLD

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