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Der osteopathische Ansatz wurde in Stills geflügeltem Wort als das Gesetz von Mentalem, Materie und Bewegung festgehalten. Näher ausgeführt kann man sagen: Er basiert auf dem Konzept der Struktur-Funktion-Einheit; und er basiert auf der Vorstellung des Körpers als einer Organisation oder Inszenierung von Informationsfeldern, die zirkulatorische, neurale, biochemische und bioelektrische Signale wiedergeben und so das Potential für die Selbstregulation und Reparatur erzeugen. Letztlich besagt dies auch, dass diese über physikalische (manuelle) Interventionen zugänglich sind und angepasst werden können, insofern dies wissens- und intentionsbasiert geschieht.

Im Großen und Ganzen ist das Ziel der Behandlung daher nicht so sehr die Auseinandersetzung mit Krankheit und Leid (auch wenn sich viele palliative Pfeile im osteopathischen Köcher befinden). Es ist eher der Zugang und die Stimulation wesentlicher Qualitäten von Gesundheit, sowie die Fazilitation ihres Ausdrucks, womit viele der Probleme unserer Patienten überwunden werden können – und das Ausmaß dieser Überwindungsfähigkeitist erstaunlich. Zunehmend finden sich Osteopathen in der Rolle des Hausarztes und in diesem Zusammenhang stellt sich nun die Frage, bis zu welchem Ausmaß es den Osteopathen in England erlaubt werden kann, diese Rolle überhaupt einzunehmen, insbesondere wenn man bedenkt, dass sie nur einen begrenzten Zugang zu eben jenen Notfallverfahren, Hilfsmitteln und Einrichtungen, einschließlich des direkten Zugangs zu Krankenhäusern und den orthodoxen Kollegen besitzen, der in einigen kritischen Situationen erforderlich wäre. Im Grunde ist es der Zugang zur ärztlichen Nachversorgung, welcher die hausärztliche Versorgung unter gewissen Umständen so effektiv machen würde.

Selbstverständlich hat unser Ansatz bezüglich seiner Wirksamkeit auch Grenzen. Schwere Pathologien und hoch virulente Infektionen können die durchschnittliche Konstitution eines Menschen in die Knie zwingen, und dies geschieht auch trotz osteopathischer Unterstützung. Dennoch können osteopathische Methoden bei einer hohen Anzahl menschlicher Leiden, vor allem bei jenen 80 Prozent, die funktionell bedingt sind, ein erstaunlich hohes Level an Wirksamkeit verzeichnen. Ausprägungen schlechter Gesundheit (mit den damit in Verbindung stehenden multiplen Symptomen, die häufig fälschlicherweise als unterschiedliche Krankheiten diagnostiziert werden) werden umgekehrt oder aufgelöst und Gesundheit kann sich erneut und mit größerer Kraft als zuvor behaupten.

Caveat 72

Für den Fall, dass Sie die Eleganz dieses Ansatzes dazu verführen sollte, dies als ultimatives Allheilmittel anzusehen, weise ich ausdrücklich darauf hin, dass es auch hier, wie bei allen therapeutischen Ansätzen, Grenzen gibt. Wie oft sind wir bei rätselhaften und hartnäckigen Fällen demütig in unsere Schranken verwiesen worden? Die familiären Bedingungen eines Patienten waren gut geklärt und ‚gelesen’. (oder diagnostiziert), es herrschte eine starke Patient-Behandler-Verbindung ohne versteckte psychologische Elemente, d. h. ohne symbiotische Patienten-Bindung, und nirgendwo war eine lauernde oder überwältigende Pathologie festzustellen. Und trotz all der treibenden Kraft der inneren Heilung kämpfte der Patient immer weiter. Diese Suche nach einem eindeutigen Verständnis und nach Gewissheit wird, trotz all unseres Engagements und unserer Erkenntnisse, uns stets daran erinnern, dass es noch immer mehr zu wissen gibt, vielleicht mehr als wir wissen können. Daher wird jedes Modell und werden alle ihre Vertreter stets in Grenzen bleiben. Jedoch, auch wenn es essenziell ist, sich seiner Grenzen und der Grenzen eines Systems bewusst zu sein, kann dies manchmal auch alles andere als eindeutig in Erscheinung treten. Denn, wie bereits gesagt, viele häufig gesehene Zustände werden manchmal einfach nicht ansprechen, wohingegen außergewöhnliche und unerwartete Erfolge bei sehr seltenen oder komplexen Fällen eintreten. Darüber hinaus können voreilige Überweisungen unklug sein, da sie einerseits die Möglichkeit eines Durchbruchs verhindern können und andererseits überlässt man den Patienten einer Serie von Überweisungen, was an sich bereits destabilisierend ist (besonders wenn Trennung oder emotionale Zurückweisung in der Geschichte des Patienten eine Rolle spielt).

Die osteopathischen Prinzipien und ihr darauf beruhendes Modell bleiben der Schlüssel, denn nur mit ihm können wir darauf hoffen, einen Zugang und Stimulus zur Konstitution des Patienten zu erlangen, die inneren Ressourcen eines jeden Individuums hervorzulocken und zu verbessern und ihr Potential und ihre Möglichkeiten in der Wiedergewinnung ihrer Gesundheit und ihres Wohlbefindens zu unterstützen.


FIGUR 1: OSTEOPATHISCHES SCHEMA

Die Kunst und Philosophie der Osteopathie

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