Читать книгу Geliebte Welt - Roland Hardmeier - Страница 20

Soziale Aktion

Оглавление

Seit dem Lausanner Kongress 1974 wird in der evangelikalen Bewegung die soziale Verantwortung der Kirche intensiv diskutiert. Nachdem es in den 1980er-Jahren wegen der Frage des Verhältnisses von Verkündigung zu sozialer Verantwortung zu heftigen Friktionen gekommen war, hat sich die Situation zu Beginn des 21. Jahrhunderts stark verändert. Die Frage nach der sozialen Verantwortung der Kirche ist positiv beantwortet worden und als Folge davon sind zahlreiche soziale Aktionen entstanden. Als Beispiel darf das 1999 gegründete Micah Network gelten, das von René Padilla präsidiert wird. Das Micah Network umfasst gegen 300 christliche Entwicklungsorganisationen in über 70 Ländern. Das Ziel der Kampagne besteht darin, christlichen Organisationen zu helfen, eine biblische Antwort auf die Nöte der Welt zu finden, vor allem auf das Problem der Armut.

Im Jahr 2001 hielt das Micah Network seine erste internationale Konferenz ab in Oxford. Die an dieser Konferenz verabschiedete Micah Declaration on Integral Mission liest sich durchgängig wie das Manifest eines neuen missionarischen Paradigmas (www.stoparmut2015.ch):

Integrale Mission oder ganzheitliche Veränderung meint die Verkündigung und die gesellschaftliche Umsetzung des Evangeliums. Das heißt nicht nur, dass Evangelisation und soziales Engagement beide gleichermaßen zu geschehen haben. Vielmehr heißt das im Verständnis ganzheitlicher Mission, dass aus unserer Verkündigung soziale Konsequenzen folgen, weil wir die Menschen zur Liebe und zur Busse in allen Bereichen des Lebens ermutigen. Und unser soziales Engagement hat evangelistische Auswirkungen, da wir Zeugnis geben von der verwandelnden Kraft Jesu Christi. Wenn wir die Welt vernachlässigen, verraten wir das Wort Gottes, das uns doch aussendet, der Welt zu dienen. … Wie wir es im Leben Jesu sehen können, ist die Verknüpfung von Sein, Tun und Reden das Herz ganzheitlicher Mission. Jesus Christus ist die Mitte, darauf verpflichten wir uns gegenseitig neu. Sein opferbereiter Dienst ist das Muster einer jeden christlichen Nachfolge.

In Deutschland ist das Micah Network unter der Bezeichnung Micha Initiative bekannt und wird von der Deutschen Evangelischen Allianz getragen. In der Schweiz heißt dieselbe Initiative StopArmut und wird von der Arbeitsgemeinschaft Nord-Süd der Schweizerischen Evangelischen Allianz verantwortet. Die beiden Initiativen wollen einen substanziellen Beitrag zur Durchsetzung der Millenniumsziele der Vereinten Nationen leisten. Ziel ist es, durch verschiedene Maßnahmen die weltweite Armut bis zum Jahr 2015 zu halbieren. Dies will StopArmut durch die Motivation von Christen, die Beeinflussung von Entscheidungsträgern, die Auszeichnung von Modellen zur Armutsbekämpfung und Gebet erreichen (www.stoparmut2015.ch). Die deutsche Micha Initiative weist auf ihrer Homepage darauf hin, dass seit der Gründung der Weltweiten Evangelischen Allianz Evangelisation und gesellschaftliche Verantwortung eng zusammengehören und dass auch die Lausanner Verpflichtung diesen Punkt herausstreicht. Das macht zweierlei deutlich: Zunächst, dass sich das Bahn brechende neue Verständnis von der sozialen Verantwortung der Kirche auf historische Vorbilder beruft, wie es sie in der Frühzeit des Evangelikalismus gegeben hat. Man möchte die fundamentalistische Verabschiedung aus der Welt durch die Rückkehr zur ursprünglichen Weltzugewandtheit überwinden. Und dann auch, dass der Lausanner Kongress 1974 tatsächlich eine Wende im Weltbezug der Evangelikalen markiert. Die dort gemachten Anregungen sind in den 1980er-Jahren in der Zwei-Drittel-Welt mit Begeisterung aufgenommen worden und scheinen mit Verzögerung auch im Westen einen nachhaltigen Effekt zu erzielen.

Geliebte Welt

Подняться наверх