Читать книгу Nacken Schmerzen selbst behandeln - Roland Liebscher-Bracht - Страница 15

Für uns von Liebscher & Bracht ist klar: Wenn sich keine Veränderungen an Wirbeln oder Bandscheiben feststellen lassen, muss es eine andere Ursache für die Probleme geben. Eine, die auf Bildern »unsichtbar« ist. Unserer Erfahrung nach lösen nicht die Arthrose oder der Bandscheibenvorfall selbst die Schmerzen aus, sondern muskulär-fasziale Überspannungen. Nicht Bandscheiben oder Wirbel reizen die Nerven derart stark und klemmen Gefäße ab, sondern verkürzte Muskeln und Faszien.

So gesehen ist es also gar nicht entscheidend, ob sich Bandscheiben oder Knochen bereits verändert haben. Erkrankungen wie Osteochondrose, Arthrose oder Bandscheibenvorfall sind oft lediglich das sichtbare Resultat lange bestehender Überspannungen, die nicht adäquat behandelt wurden und anatomische Spuren hinterlassen haben.

Was diagnostisch schlecht zu fassen ist und oft als diffuse Funktionsstörung bzw. Blockierung deklariert wird, entsteht vor allem als Folge von Fehlbelastungen und einseitigen Bewegungsmustern im Alltag. Insbesondere häufiges Sitzen – vor dem PC, im Auto, abends vor dem Fernseher oder sogar im Schlaf aufgrund einer ungünstigen Schlafposition – gilt heute unserer Einschätzung nach als Hauptauslöser der meisten Schmerzzustände. Die Vielfalt der biomechanisch eigentlich möglichen Kopfbewegungen ist im heutigen Alltag weitgehend unnötig geworden und wird deswegen viel zu wenig oder gar nicht genutzt. Beim Fernsehen und Streamen ersetzt die Kameraführung Kopfbewegungen, die beim »Betrachten der Realität« auf dem Bildschirm daher nicht mehr nötig sind. Im Auto ersetzt der Rückspiegel das Nach-hinten-Schauen im Straßenverkehr – genauso wie immer öfter eine Kamera den Rückwärtsblick beim Ein- und Ausparken unnötig macht. Am Arbeitsplatz ersetzen Drehstühle die Rotation des Kopfes …

Auch überspannte Muskeln und Faszien im Rücken-, Nacken- und Schulterbereich werden in den meisten Fällen durch falsche Haltung und Belastung verursacht. Als Folge der Fehlhaltung und monotonen Bewegungen verhärtet sich die Muskulatur und reagiert an bestimmten Stellen schmerzhaft auf Druck. Jetzt braucht es nur noch ein Quäntchen mehr Stress und der Nacken wird bretthart. Es entsteht eine sich gegenseitig verstärkende Wirkung: Schmerzen führen zu Fehl- und Schonhaltungen und fördern und verfestigen so den Schmerz und die Muskelverhärtungen noch mehr. Im schlimmsten Fall entsteht eine regelrechte Blockade – der akute Schiefhals (mehr zu diesem Krankheitsbild ab > ). Zudem können Bandscheibengewebe und Wirbelkörper durch die zu hohen Spannungen geschädigt werden.