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BRENNPUNKT NACKEN

Nackenschmerzen sind eine echte Volkskrankheit: Ein Drittel aller Deutschen im Erwachsenenalter leidet im Laufe eines Jahres mindestens einmal an ihnen und damit sind sie nach Rückenschmerzen die zweithäufigste Ursache für Beschwerden am Bewegungsapparat.1

Weil die Betroffenen ihren Hals oftmals nur noch eingeschränkt bewegen können, spricht man im Volksmund bei Nackenschmerzen auch von einem steifen Hals. Doch der Schmerz beschränkt sich längst nicht nur auf die Partie um den Nacken. Manchmal strahlt er bis in die Schultern und Arme aus und kann sogar zu Taubheitsgefühl in den Fingern führen. Oder er zieht sich weiter nach oben bis in den Kopf und verursacht dort Spannungskopfschmerzen.2 Mit zunehmendem Alter kommt es immer öfter auch zu Schwindel.

Eine genaue Definition von Nackenschmerzen gibt es, medizinisch gesehen, übrigens nicht. Zur Orientierung bezeichnet die Internationale Vereinigung zur Erforschung von Schmerzen (IASP) Nackenschmerzen daher als Schmerzen, die oben vom Bereich der Knochenleiste am Hinterhauptbein des Kopfes (Linea nuchalis superior) begrenzt werden, unten vom ersten Brustwirbel und seitlich durch die schultergelenknahen Trapezmuskeln.3

DAS HWS-SYNDROM

Ärzte und Therapeuten bezeichnen Nackenschmerzen und Symptome mit Schmerzen im genannten Bereich – unabhängig von den Ursachen – gerne als Zervikal- oder Halswirbelsäulensyndrom (kurz HWS-Syndrom).4

Das klingt erst einmal schwammig und sorgt daher nicht selten für Verwirrung. Doch trotz oder gerade wegen ihres unspezifischen Charakters wird diese Diagnose in der klinischen Praxis sehr häufig gestellt: Statistisch gesehen bekommen zwei von drei Deutschen im Laufe ihres Lebens ein HWS-Syndrom und mehr als jeder zehnte Deutsche leidet genau in diesem Moment an Beschwerden in der Schulter-Nacken-Region – viele davon bereits seit mehreren Wochen oder Monaten.5 Das schlägt sich natürlich auf ihr Leben nieder.

Innerhalb des komplexen und empfindlichen Gebildes aus Wirbeln, Muskeln, Faszien, Blutgefäßen und Nerven können die Funktionen der Halswirbelsäule einzeln oder in Kombination gestört werden. Streng genommen muss das HWS-Syndrom daher weniger als Diagnose gelten denn als Sammelbegriff vielfältiger Symptome, die sich im Bereich der Halswirbelsäule oder der Nacken-Arm-Schulter-Region zeigen können.6 Um die ungenaue Bezeichnung im Einzelfall konkretisieren zu können, hat die Medizin daher verschiedene Klassifikationen entwickelt:

 Weitverbreitet ist die Einteilung in oberes (Schmerzen im Bereich der Halswirbelkörper 1–2), mittleres (Schmerzen im Bereich der Halswirbelkörper 3–5) und unteres HWS-Syndrom (Schmerzen im Bereich der Halswirbelkörper 6–7). Hier wird also der Ort der auftretenden Beschwerden als Ausgangspunkt genutzt.

 Möglich ist aber auch, sich am zeitlichen Verlauf der Beschwerden zu orientieren 5akut oder chronisch; siehe Kasten). Häufiger erfolgt jedoch eine Unterscheidung nach der Ursache.

 Sind die Schmerzen von sichtbaren Veränderungen an Wirbeln, Wirbelgelenken oder Bandscheiben begleitet – die Medizin spricht hier von pathomorphologischen Prozessen –, liegt ein spezifisches HWS-Syndrom vor. Auch das posttraumatische Syndrom nach einem Unfall (Schleudertrauma) fällt in diese Kategorie.

 Können keine Verletzungen oder Schäden an den Strukturen des oberen Rückens festgestellt werden, gilt das HWS-Syndrom als unspezifisch. Derartige Befunde ohne irgendwelche anatomisch erkennbare Ursache machen – wie übrigens auch bei Rückenschmerzen – den überwiegenden Teil aller HWS-Syndrome aus.

AKUTE UND CHRONISCHE NACKENSCHMERZEN

Verschwindet der steife Nacken nach maximal drei Wochen wieder, spricht man von akuten Beschwerden. Dauern die Nackenverspannungen bereits seit mehr als zwölf Wochen an, diagnostizieren Ärzte eine chronische Erkrankung.7 In der Regel besteht bei Nackenschmerzen ein akuter Verlauf. Nur etwa fünf bis zehn Prozent aller Betroffenen entwickeln chronische Beschwerden.8

Typische Symptome

Obwohl das HWS-Syndrom mit über einem Dutzend möglicher Beschwerden in Zusammenhang stehen kann und sich Nackenschmerzen klinisch gesehen nicht immer von Schulterschmerzen unterscheiden lassen9, gibt es doch eine Reihe typischer Symptome, die das Beschwerdebild kennzeichnen. Entscheidend ist dabei immer, welche Segmente der Halswirbelsäule betroffen sind.

 Bei fast allen HWS-Syndromen zeigen sich Schmerzen, die von der Halswirbelsäule ausgehen und bis in die Nacken- und/oder Schultermuskulatur ziehen. So berichten viele Betroffene von brennenden oder ziehenden Nackenschmerzen, die oft mit einem steifen, brettharten Nacken verbunden sind (Zervikalneuralgie).

 Häufig ist die Beweglichkeit des Kopfs aufgrund der stark überspannten Nackenmuskulatur eingeschränkt.

 Spannungskopfschmerzen im Hinterkopf, die sich helm- oder haubenartig bis zur Stirn ausbreiten, sind ebenfalls häufige Begleiter des HWS-Syndroms (im Falle von Schmerzausstrahlung in den Kopf wird dieses als Zervikozephales Syndrom spezifiziert). Steigen die Verspannungen immer weiter, kann es zu permanenten Kopfschmerzen und Migräneattacken mit Schwindel oder Sehstörungen kommen. Sogar das lästige Ohrensausen durch einen Tinnitus gilt als Überlastungsreaktion des Körpers auf die Muskelverspannungen rund um die beiden oberen Wirbel der Halswirbelsäule.

 Bei vielen Patienten kommt es über die Innenseite der Schulterblätter zu einer Schmerzausstrahlung bis in den Oberarm. Ist dies der Fall, geraten besonders die unteren fünf Wirbel in den Fokus. Ärzte sprechen bei solchen Problemen von einer Zervikobrachialgie oder einem Schulter-Arm-Syndrom. Im Rahmen dessen können auch Gefühlsstörungen oder Missempfindungen in den Armen und Händen (Taubheitsgefühle, Kribbeln, »Ameisenlaufen«) auftreten.

Nacken Schmerzen selbst behandeln

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