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Alarmschmerzen und Überlastungsschmerzen
ОглавлениеNeben den Alarmschmerzen gibt es auch die Überlastungsschmerzen. Wie der Name erahnen lässt, entstehen sie, wenn sich die Muskeln überlastet fühlen. Das äußert sich in einem brennenden Schmerz, etwa wenn Sie beim Wäschewaschen lange vornübergebeugt stehen. Irgendwann wird der Rückenstrecker durch diese Position überlastet und beginnt zu brennen – Sie haben dann das dringende Bedürfnis, sich in eine andere Haltung zu begeben.
Es ist im Grunde nicht anders, als wenn Sie mit ausgestreckten Armen ein Gewicht halten: Eine Zeit lang spüren Sie vermutlich nichts, aber irgendwann brennt die Schulter so stark, dass Sie den Arm sinken lassen müssen.
Auch wenn sich das Brennen anfühlt wie eine Entzündung, ist es doch »nur« eine Überlastung der Muskulatur. Daher hört es sofort auf zu schmerzen, wenn Sie das Gewicht loslassen.
Genauso ist es, wenn Sie im Stehen oder Sitzen brennende Nackenschmerzen haben. Legen Sie sich dann flach hin, hören mit der Entlastung sofort auch die Schmerzen auf. Erst wenn Sie wieder aufstehen, tut es wieder weh. Würden die Schmerzen dagegen von einer Entzündung der Facettengelenke herrühren, würden sie sich in jeder Position bemerkbar machen.
Oftmals handelt es sich bei Nackenschmerzen, egal ob sie nun akut oder vermeintlich chronisch sind (siehe > ), um ein Zusammenspiel von Alarm- und Überlastungsschmerz. Auch hier ist wieder wichtig zu wissen, dass beide nicht von Schädigungen der Struktur oder Erkrankungen im eigentlichen Sinne verursacht werden. Ihr Alltag ist vielmehr einfach so wenig rücken- bzw. nackenfreundlich, dass Ihre Halswirbelsäule wahrscheinlich dauerhaft unter starker Spannung steht. Ihren Muskeln und Gelenken fehlt einfach die extreme Beugung, die Überstreckung sowie das seitliche Beugen und Drehen des Kopfes – kurzum: Der Bewegungsradius, für den sie konzipiert sind, wird einfach nicht ausgeschöpft. Genau diese Bewegungen sind es daher im Gegenzug, mit denen sich langes tägliches Sitzen vor dem Bildschirm bzw. zu einseitige Bewegungsabläufe ausgleichen lassen. Sie sorgen dafür, dass Muskeln und Faszien wieder nachgiebiger werden, und sind damit für die Nackenmuskulatur Entspannung pur.
SCHLEUDERTRAUMA
Einen Sonderfall stellt das Schleudertrauma (HWS-Distorsion) dar. Es entsteht vor allem nach Auffahrunfällen, wenn der Kopf durch die dabei einwirkenden Kräfte in unnatürliche Winkel hineingerissen wird. Je mehr bei dem Betroffenen schon vor dem Trauma muskulär-fasziale Verkürzungen bestanden, desto mehr kann es nach dem Unfall zu immer extremer überschießenden Schutzreaktionen kommen: Die Muskeln machen komplett dicht. Auch beim Schleudertrauma können Sie die Schmerzen und Bewegungseinschränkungen selbst lindern. Sind Sie unsicher oder ist Ihr Zustand zu schlimm, lassen Sie sich am besten von einem nach Liebscher & Bracht zertifizierten Arzt oder Therapeuten untersuchen und behandeln, um ernste Verletzungen auszuschließen.