Читать книгу Nacken Schmerzen selbst behandeln - Roland Liebscher-Bracht - Страница 17
WOHER KOMMT DER SCHMERZ?
ОглавлениеÜberall dort, wo Muskelsehnen an den Fortsätzen der Wirbel ansetzen, sitzen bestimmte Rezeptoren in der Knochenhaut. Sie sind ständig damit beschäftigt, die Spannungs- und Zugverhältnisse rund um die Halswirbelsäule zu messen und an das Gehirn weiterzuleiten. Dort vermittelt dann das sogenannte Periaquäduktale Grau (PAG), eine Ansammlung von Nervenzellkörpern, die Schmerzwahrnehmung.
Sind Gelenke und Bandscheiben nun durch Überspannungen bedroht, projiziert das PAG einen Schmerz in den Nacken und macht so auf die Gefahr aufmerksam – der Schmerz alarmiert Sie sozusagen. Wir von Liebscher & Bracht bezeichnen ihn daher als »Alarmschmerz«. Er ist sozusagen ein Warnsystem unseres Gehirns und stoppt die potenziell gefährdenden Bewegungen.
Natürlich sind Nackenschmerzen sehr unangenehm und schränken uns im Alltag stark ein. Doch viel gefährlicher wäre es, wenn Verschleiß, Knorpel- und Bandscheibenschäden schmerzfrei auftreten und man nichts davon mitbekäme. Sie sollten den Alarmschmerz des Körpers daher nicht ignorieren oder versuchen, ihn durch Schmerzmittel und andere Maßnahmen zu verschleiern und unfühlbar zu machen. Denn er weist Sie darauf hin, dass Sie nicht so weitermachen dürfen wie bisher.
Es ist wie mit der Ölkontrollleuchte im Auto: Kein Mensch käme auf die Idee, dieses Alarmsignal mit Klebeband zu verdecken oder mit dem Hammer kaputtzuschlagen, damit es ihn nicht weiter nervt und stört. Jeder weiß: Wenn man diesen Alarm, der anzeigt, dass zu wenig Öl im Motor ist, ignoriert oder unterdrückt, kann es bald zum Kolbenfresser kommen und der Motor geht kaputt. Deshalb wird man möglichst rasch an einer Tankstelle anhalten, um Öl nachzufüllen. Warum gehen viele mit ihrem Auto sensibler um als mit ihrem Körper?
Hören Sie auf die Sprache Ihres Körpers! Nackenschmerzen sind eine Handlungsanweisung, die zu hohe Spannung der Muskulatur und Faszien abzubauen und ihren Tonus zu normalisieren, damit der Nacken nicht geschädigt wird oder die Schädigungen nicht noch größer werden.
RISIKOFAKTOREN FÜR NACKENSCHMERZEN
Weitere Risikofaktoren für verspannte Muskeln und Faszien, neben dem langen Sitzen, sind:
Ungünstige Körperhaltungen (oft am Arbeitsplatz) mit permanenter Überstreckung der Halswirbelsäule und Anspannung.28
Physikalische Belastungen, beispielsweise das Heben schwerer Lasten oder Erschütterungen.29
Auch (kalte) Zugluft kann dafür sorgen, dass die Muskulaturverhärtung und Verkrampfung im Nacken verstärkt wird.
Verschiedene Studien konnten darüber hinaus zeigen, dass psychologische Faktoren durch die daraus resultierende Spannungserhöhung der Muskeln ebenfalls eine große Rolle bei der Entstehung von Nackenschmerzen spielen bzw. diese verschlimmern oder fördern können.30 Dazu zählen zum Beispiel:
Stress, Überlastung, die Bewältigung schwieriger Probleme
große Anspannung, die zur Verkrampfung der Halsmuskulatur führt
Ängste und Depression
soziale Faktoren wie zum Beispiel Stress mit Kollegen oder mangelnde soziale Unterstützung innerhalb der Familie