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Der psychologische Jesus
ОглавлениеEine Weiterführung des Bildes von Jesus als friedliebendem Hippie ist Jesus als Repräsentant einer neuen psychologischen Welle. Dieser Jesus liegt nunmehr ganz im Trend einer Tiefenpsychologie, die den Schlüssel für das Selbst und das eigene Leben abgeben soll. Die Psychologin Hanna Wolff hat ihn entdeckt und ihn in ihrem Buch „Jesus, der Mann“ dargestellt.8 Im Gefolge fand dann Franz Alt, dass Jesus darüber hinaus der „erste neue Mann“ sei.9 Für ihn ist Jesus der softe Mann, voll zarter Männlichkeit, in die seine Weiblichkeit ganz integriert ist. Ein Mann, der Yin und Yang in sich harmonisch ausbalanciert hat. Der uns als psychologisches Leitbild dienen kann. Einer technologieverdrossenen Zeit will er sagen, dass das wahre Heil nur in der Tiefe der eigenen Seele zu finden ist. Jesus ist nach dieser Vorstellung also der erste Therapeut, der sich selbst zuerst ganz analysiert und angenommen hat und nun als ganz integrierter Mann Männern und Frauen bei ihrer Selbstverwirklichung als Vorbild dienen kann.
Dieses Jesusbild passt natürlich in eine Zeit, in der nichts so unsicher geworden ist wie die eigene Identität und die Beziehungsfähigkeit. Wo nicht mehr die Gesellschaft als Ganzes verändert werden soll, sondern die eigene Psyche die größte Aufmerksamkeit erfordert. Wo es in jeder einigermaßen ernst zu nehmenden alternativen Zeitschrift von psychologischen und therapeutischen Angeboten nur so wimmelt. Hier passt der psychologische Jesus wunderbar hinein.