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„Volksdivisionen“ für den „Volkskrieg“

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Um die Niederlage des Reiches möglichst lange hinauszuschieben, waren den Nationalsozialisten alle Mittel recht. Zur Bekräftigung der Propaganda vom „Volkskrieg“ waren schon seit Sommer 1944 so genannte „Volksgrenadierdivisionen“ (an Stelle der bisherigen Infanteriedivisionen) gebildet worden. Sie sollten mit ihrer besonderen Bezeichnung die enge Verbindung zwischen Bevölkerung und Partei dokumentieren. Wurden sie anfangs noch aus regulären Heeres- und Ersatzeinheiten aufgestellt, so waren sie in den letzten Kriegsmonaten aus versprengten Soldaten und hastig ausgebildeten Alarm- und Volkssturmverbänden zusammengesetzt. Schließlich wurden sogar Luftwaffensoldaten und Matrosen der Kriegsmarine zur Luftwaffenfeld- und Marineinfanterie-Divisionen sowie zu Kampfbrigaden für den Infanterieeinsatz zusammengefasst und den alliierten Truppen entgegengeworfen.

Ab Februar 1945 wurde bereits der Jahrgang 1928 zum Wehrdienst eingezogen. In letzter Not ordnete Berlin schließlich am 5. März die Einberufung des Jahresganges 1929 an. 16-jährige sollten als junge Soldaten in Ersatz- und Ausbildungsdivisionen im Rahmen der Aktion „Heimat an die Front“ ebenso wie völlig unausgebildete Hitlerjungen das „Tausendjährige Reich“ vor dem Untergang bewahren. Jugendliche Freiwillige aus der Hitlerjugend standen schon seit Sommer 1944 in der 12. SS-Panzerdivision „Hitlerjugend“ an der Invasions-Front; sie kämpften unter schweren Verlusten bis zum Kriegsende in Ungarn und Österreich.

Ohne Rücksicht auf mangelnde Ausrüstung und Bewaffnung ließ Hitler immer neue, eilig zusammengeraffte Kampfeinheiten bilden. Er redete sich ein, die unausgebildeten und unzulänglich bewaffneten Verbände, die er als Volksdivisionen, Volkswerfer-Brigaden und Volksartilleriekorps bezeichnete, könnten die Masse der modern ausgerüsteten alliierten Truppen, deren Stärke er mehrmals verächtlich als „Bluff“ und „Täuschung“ abtat, aufhalten. Als letzte Neuaufstellungen des Heeres sollten schließlich Verbände mit klangvollen Namen nach „berühmten Deutschen“, wie die Divisionen „Albert Leo Schlageter“, „Theodor Körner“, „Scharnhorst“, „Ulrich von Hutten“, „Ferdinand von Schill“ und „Clausewitz“, zum fanatischen Kampf um die Heimat anspornen. Sie waren jedoch ebenso wie das im April 1945 aus fanatisierten NS-Funktionären gebildete „Freikorps Adolf Hitler“ nur mit alten Gewehren, Panzerfäusten und ohne jede Artillerie, Panzer, Sturmgeschütze sowie ohne Pioniergerät ausgestattet und für den von Hitler zu seiner Befreiung befohlenen „Endkampf um Berlin“ völlig ungeeignet.

Ähnlich wie Hitler versuchte auch Himmler durch Aufstellung immer neuer fremdländischer Kampfverbände seiner Waffen-SS die militärische Niederlage aufzuhalten. Auch nicht germanische Soldaten wurden in Himmlers SS eingereiht. Ungarische, kroatische, russische, italienische, lettische, estnische, ukrainische, weißruthenische, albanische, holländische, belgische, französische und Kosaken-Einheiten wurden als SS-Freiwilligen- und Waffen-Grenadier-Divisionen der SS aufgestellt. Zum Teil wurden dabei Kriegsgefangene zum deutschen Waffendienst gezwungen; entsprechend gering war ihr Kampfwert. Dies erkannte auch Hitler in seiner Lagebesprechung vom 23. März 1945, als er Zweifel am Kampfwert jener Divisionen äußerte: „Ich will nicht behaupten, daß man mit diesen Fremdländischen nichts machen kann. Damit kann man schon etwas machen. Aber man braucht Zeit dazu [. . .] Aber wenn man sie kriegt und die Gebiete (der Fremdländischen) irgendwo drüben (hinter der Front) liegen – warum sollen die dann überhaupt noch kämpfen?“12 Dementsprechend ließ die Einsatzbereitschaft mancher Ost- und sonstiger SS-Hilfstruppen dann auch sehr rasch nach; andere Einheiten kämpften dagegen verlässlich an der Seite der Wehrmacht und Waffen-SS bis zum bitteren Ende in Berlin.

1945

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