Читать книгу Was du niemals tun solltest, wenn du unsichtbar bist - Ross Welford - Страница 24

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Da weiß ich, dass sie mir nicht glaubt.

Warum sollte sie auch? Es klingt doch komplett durchgeknallt. Sie glaubt mir nicht, weil ich nicht vor ihr stehe, denn so kann sie ja nicht sehen, dass ich wirklich unsichtbar bin. Warum um alles in der Welt sollte sie mir also glauben?

Es ist verrückt, sogar »absurd«, um einen von Grannys Lieblingsausdrücken zu gebrauchen.

Ich warte. Alles habe ich gebeichtet. Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit. Nun kann ich nur abwarten, was sie dazu sagt.

Das ist Folgendes:

»Esther, Spatz. Erwachsenwerden ist schwer. Du stehst an einem Scheideweg …«

O-kaay. Das geht zwar nicht in die richtige Richtung, aber sprich nur weiter.

»Ich glaube, fast jeder von uns hat sich irgendwann einmal unsichtbar gefühlt. Als würden alle anderen einfach nur durch einen hindurchsehen. Das ist mir in deinem Alter ganz genauso ergangen. Ich habe mich bemüht, mich anzupassen, aber manchmal hat es einfach nicht gereicht …«

Gibt es etwas Schlimmeres als eine mitfühlende Antwort, die vollkommen am Wesentlichen vorbeigeht?

Ich bin sprachlos, und während Granny endlos weiterredet über »sich unsichtbar fühlen«, beobachte ich, wie meine Teetasse wie von Zauberhand vor meinem Mund auf und ab schwebt.

Ich hebe mein T-Shirt an und schnappe nach Luft. Der gerade getrunkene Tee schwebt als unförmiger Klumpen etwa in Höhe meines Magens.

Granny unterbricht sich. »Was ist, Liebling?«

»Mein … mein Tee. Ich kann ihn sehen!« Kaum habe ich das gesagt, fällt mir auf, wie blöd das klingt.

»Wie bitte?«

»Oh … ach, nichts. ’tschuldigung. Ich … ich hab grad nicht zugehört.«

»Also, es tut mir leid, dass du dich so fühlst, aber wir können erst darüber reden, wenn ich am Nachmittag zurück bin. Als Nächstes ist der Bericht des Schatzmeisters an der Reihe, und da Arthur Tudgey krank ist, werde ich ihn vortragen. Ich muss wieder rein.«

»Du hörst mir nicht zu, Granny! Ich bin wirklich verschwunden. Nicht nur in Gedanken. Wirklich und wahrhaftig – nicht nur gefühlt. Mein Körper ist unsichtbar. Gesicht, Haare, Hände, Füße – alles unsichtbar. Wenn du mich sehen könntest, dann … könntest du mich gar nicht sehen.«

Da kommt mir ein Gedanke.

»FaceTime! Du musst FaceTime einschalten, dann siehst du es!« Dabei weiß ich nicht mal, ob Granny das kann, aber ich bin sowieso schon völlig hysterisch.

Ich gebe mein Bestes, aber es kommt ganz falsch raus und Granny klingt nun nicht mehr mitleidig und besorgt, sondern schroff, fast streng.

»Ich glaube, das geht jetzt zu weit, Esther. Wir sprechen uns später. Bis dann.«

Diesmal bin ich diejenige, die auflegt.

Was du niemals tun solltest, wenn du unsichtbar bist

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