Читать книгу Seewölfe Paket 13 - Roy Palmer, Fred McMason - Страница 12
8.
ОглавлениеKrachend flogen zwei Schotts auf. Sie wurden fast herausgesprengt, so donnerte es.
Augenblicklich ergoß sich eine wilde Meute über die Kuhl, die laut schreiend, ihre Krummsäbel schwingend, vorwärtsstürmte.
Auch am Schott zum Vordeck polterte es, aber das Schott klemmte und ließ sich nicht öffnen, weil Stenmark vorgesorgt hatte.
Das scheinbar verlassene und ruhige Schiff erwachte zum Leben, und abenteuerliche Gestalten ergossen sich über Deck.
Hasard feuerte, ohne zu zögern, vom Oberdeck aus und traf einen säbelschwingenden Kerl, der laut aufschrie, die Arme hochriß und mit dem Gesicht voran auf die Planken fiel.
Ein paar Araber stoppten mitten im Lauf, denn mit dem Angreifer in ihrem Rücken hatten sie nicht gerechnet, und so waren sie einige Augenblicke verwirrt.
Die drei Seewölfe auf der Kuhl nutzten das gnadenlos aus.
„Auf sie!“ brüllte der Profos wild, aber diese Aufforderung war nicht nötig, denn die Männer handelten wie immer blitzschnell und überlegt. Immerhin hatten sie etwas geahnt, und so war die Überraschung nicht vollkommen.
Der narbengesichtige Profos feuerte, ein Mann brach kreischend zusammen, dem zweiten warf er die Waffe an den Schädel, und dem dritten rammte er seinen gesenkten Schädel in den Leib, daß es den Kerl mit ungeheurer Wucht ans Schott katapultierte.
Einen weiteren Mann, der sich auf ihn stürzen wollte, unterlief er und entriß ihm den Krummsäbel.
Damit senste er in wilder Wut um sich, und trieb die zwölf oder vierzehn Kerle zurück.
Ein paar wichen aus, als sie diesen tobenden, um sich hauenden Riesen sahen, für den Angst ein unbekannter Begriff zu sein schien. Sie liefen Dan, Ferris und Stenmark in die Arme.
Vom Achterdeck erklang der nächste Schuß, und wieder brach einer getroffen zusammen. Sein letzter Streich fetzte Ferris Tucker das Hemd auseinander.
Von dem Dutzend Kerle lagen schon vier reglos am Boden, noch bevor der Kampf richtig begonnen hatte.
Dan sah sich einem gedrungenen dunkelhäutigen Burschen mit finsterem Gesicht gegenüber, der gerade mit dem Krummschwert ausholte, um ihn von seinem Schädel zu befreien. Der Kerl war wendig und schnell, und Dan spürte, wie die Klinge hart an seinem Ohr vorbeipfiff, als er blitzschnell in die Knie ging. Der Luftzug richtete ihm noch die Haare auf.
Bevor der Finstere zum zweiten Male ausholen konnte, drückte Dan ab.
Der Mann wurde ein Stück zurückgetrieben, blieb einen Moment fassungslos stehen und sackte dann in die Knie.
Stenmark streckte einen weiteren Angreifer auf die Planken, während Ferris Tucker zwei Schüsse auf das Schott abgab, aus dem immer noch abenteuerlich gekleidete Kerle nach oben strömten.
Hasard trat mit aller Kraft gegen den Torso der Balustrade, die unter seinem Tritt erzitterte und nachgab. Ein weiterer harter Stoß ließ sie zersplittern, Teile davon sausten mit Donnergetöse hinunter und trafen die Kerle, die aus dem Schott weiter nach oben drängten.
Dann sprang der Seewolf, riß im Fallen einen Araber um und zog den Degen.
Die Seewölfe hatten einen kleinen Vorteil dadurch, daß sie den Rücken frei hatten, denn das vordere Schott vermochten die Kerle immer noch nicht zu öffnen, ein Faktor, der in ihrer Überlegung offenbar nicht miteingeplant war.
Dan zog sich weiter zum Vorschiff zurück und lockte einen Piraten mit sich, der ihm mit dem Säbel vor dem Gesicht herumfummelte, aber nicht zum Zug gelangte, weil Dan sich immer wieder duckte.
Dann hatte er ihn soweit. Der Kerl setzte nach, Dan wich nach rechts aus und trat mit dem Stiefel zu. Aufschreiend fiel der Mann kopfüber in den Laderaum hinunter. Einen zweiten, der entsetzt auf den offenen Raum starrte, beförderte Dan gleich hinterher. Auch dieser Strauchdieb landete brüllend ein Deck tiefer und muckste sich nicht mehr.
Hasard drosch mit dem abgebrochenen Ende des Handlaufs von hinten auf die schreienden und tobenden Araber ein, die sich immer wieder umwandten und vor dem schwarzhaarigen Scheitan mit den blauen Augen flüchteten.
Sie hatten nicht mit hartem Widerstand gerechnet, daher sah es jetzt trotz der Überlegenheit nicht gerade rosig aus.
Der Profos raste immer noch wie ein Orkan über das Deck, schwang den erbeuteten Krummsäbel und drosch um sich, als wolle er ganze Weizenfelder abmähen.
Stenmark und Dan kämpfen Rükken an Rücken, rissen immer wieder ihre Pistolen aus den Bandeliers, rannten ein Stück zurück und feuerten, bis die Waffen leergeschossen waren. Dann stürzten sie sich auf die Säbel, die an Deck lagen, und kämpften weiter.
Hasard bedrängte die Meute immer noch, schlug mit dem Degen zu oder benutzte das lange schwere Holzstück. Mit dem Degen trieb der Seewolf die Kerle zur Seite, und mit dem Holzprügel schlug er zu, wenn sie sich ängstlich duckten.
Carberry stolperte über einen auf den Planken liegenden Mann. Sein Gegner, ein harter muskulöser Kerl mit olivenfarbenem Gesicht, holte wild aus und hieb zu.
Carberry rollte zur Seite und schloß für eine Sekunde die Augen, denn er glaubte, es schon knirschen zu hören.
Das Schwert sauste voller Wucht in die Planken und blieb stecken. Der Olivengesichtige versuchte vergeblich, es herauszuzerren.
Da war der Profos wieder auf den Beinen. Noch während er sich aufrichtete, riß er den Kerl am Fußgelenk um, packte ihn dann am Hosenbund und stauchte ihn auf die Planken zurück.
„So, du Plattnase!“ brüllte er. „Jetzt wirst du es mal deinen anderen Gaunern zeigen, wie du kämpfen kannst!“
Noch einmal wurde der Kerl auf die Planken gestaucht, dann ergriff Carberry ihn an den Beinen und ließ ihn kreisen. Mit dem Schädel voran donnerte er zwischen seine Kumpane, riß sie um und senste sie nieder.
„Es geht nichts über eine harte Rübe“, knurrte Ed und ließ den Kerl noch einmal um seine Achse kreisen.
Dessen Schädel scheint aus ungewöhnlichem Material zu bestehen, dachte Ed und grinste bösartig, denn die Kerle, die er traf, die schleuderte es davon, als hätten sie mit einem Rammbock Bekanntschaft geschlossen.
Auf dem Deck lagen Tote und Verwundete. Einige stöhnten entsetzlich, rollten sich zur Seite und landeten meist ein Deck tiefer. Erst dann gaben sie Ruhe.
Der Kampf geriet ins Stocken, die ersten Araber wichen zurück, und Nachschub von unten erfolgte auch nicht mehr. Die restlichen, die noch in den Hohlräumen steckten, zogen es vor, darin zu bleiben, denn das, was sie vom Deck aus hörten, klang gar nicht gut.
Sie waren auch keine ausgefuchsten Kämpfer, sie wirkten zu unentschlossen und gingen nur zögernd an den Mann. Ihre ganze Stärke war ihre Überlegenheit und das Überraschungsmoment, und das hatte diesmal nicht geklappt.
Carberry war aber gar nicht damit einverstanden, daß die Burschen sich jetzt auf den Rückzug begaben.
Als die Angriffswelle stockte, es waren etwa vierzehn, sechzehn Mann, griffen die Seewölfe erneut an, ohne Pause, und drehten den Spieß um.
Die ersten rannten den Niedergang hoch auf das Achterdeck. Einen Kerl mit einem großen Ohrring, der geduckt den anderen folgen wollte, erwischte Stenmark gerade noch und zog an dem Ohrring.
Da der Kerl aber unbedingt fortwollte, und Stenmark ihn unbedingt nicht loslassen wollte, hielt er plötzlich den Ohrring in der Hand. Der Kerl stieß einen Schrei aus, griff an sein Ohr, blickte sich wild um und sprang mit einem gewaltigen Satz über Bord.
Ein paar andere hatten die Krummsäbel weggeworfen und erklommen ebenfalls das Achterdeck.
„Auf sie!“ brüllte der Profos noch einmal, doch die Araber hatten genug von diesen rasenden Teufeln. Die paar Mann, die sie hatten erwischen wollen, um sie als Sklaven zu verkaufen, standen in keinem Verhältnis zu ihren eigenen Verlusten, und so suchten die meisten ihr Heil in der Flucht.
Als Hasard sich ebenfalls anschickte, zum Achterdeck aufzuentern und dabei wild den Degen schwang, verließ die Kerle auch der letzte Mut.
Die ersten rannten noch bis zum Grätingdeck, dann blieben sie unentschlossen stehen, und der Mut verließ sie ganz.
Sie hoben wieder die Arme, aber damit war der Profos nicht einverstanden. Mit finsterem Gesicht näherte er sich einem Kerl in blutverschmierten Türkenhosen, holte aus und setzte ihm die Faust in den Magen. Ein zweiter Schlag trieb ihn über die Verschanzung, und der Kerl landete im Wasser.
„Du auch!“ rief Carberry. „Ab mit dir, hinterher!“
Sie brauchten keine lange Aufforderung mehr, ihr Mut war restlos abgekühlt, und sie blickten schaudernd auf die Ungläubigen, die wie die Teufel wirkten.
„Ar-we-nack!“ brüllte Ed plötzlich mit seiner Donnerstimme. „Zum Teufel, das hatten wir ganz vergessen, oder wir waren noch nicht richtig warmgelaufen. Ar-we-nack!“
Hasard, Stenmark, Ferris und Dan fielen in den alten Schlachtruf der Seewölfe ein.
Die Araber nahmen an, ihr letztes Stündlein habe geschlagen, als sie die Giaurs so laut brüllen hörten.
Als wäre das das Startzeichen gewesen, sprangen sie voller Entsetzen von der Gräting aus schreiend und voller Panik ins Wasser.
Ihre Körper klatschten ins Wasser, tauchten wieder auf, und ihre bärtigen Gesichter drehten sich angstvoll herum, als sie zum Ufer schwammen.
Wie eine Horde verängstigter Ratten wirkten die Kerle.
Carberry drohte ihnen mit der Faust nach. Sie kletterten an Land und verschwanden zwischen den Felsen. Erst da kehrte ihr Mut wieder zurück, und sie drohten ebenfalls.
Der Sarazene, der sich auch an Land hatte retten können, gebärdete sich jetzt am tollsten von allen.
„Christenhunde, verdammte!“ schrie er zornig. „Der Scheitan wird euch ungläubige Hundesöhne alle holen. Die Ratten sollen euch fressen, und die Pest soll euch erwischen.“
„Was sagt die Wanze?“ fragte Ed.
„Woher soll ich das wissen?“ sagte Hasard. „Ich verstehe nicht ein einziges Wort. Vielleicht wollen sie sich bei uns bedanken.“
„Ja, das wird’s wohl sein. Allen Grund haben sie ja dazu. Aber jetzt sollten wir mal nach den anderen Kerlen sehen, Sir.“
„Die wagen sich so schnell nicht hervor. Sieh mal an Deck, Ed, da liegen fast ein Dutzend Tote und Verletzte.“
„Ja, wenn wir reinhauen, dann richtig“, meinte Carberry und wischte sich einen Blutstreifen vom rechten Oberarm, wo ihn ein Säbel leicht gekitzelt hatte.
„Ist jemand verletzt?“ fragte der Seewolf. Er hatte seinen Degen wieder eingesteckt. Jetzt hingen ihm die Haare feucht in die Stirn, sonst war ihm keine Gemütsregung anzusehen.
„Es war kein schwerer Kampf, Ed, ganz gewiß nicht. Diese Kerle verstehen nur nicht richtig zu kämpfen. Sie dachten wohl, sie könnten uns blitzschnell überrumpeln. Wahrscheinlich hätten sie uns, wenn ihnen das gelungen wäre, als Geiseln behalten, und wären so möglicherweise auch an die anderen gekommen. Das ist aber noch nicht sicher, denn Ben hat eindeutige Befehle.“
Unter ihnen war es mucksmäuschenstill. Dort hockten verängstigte Kerle mit vollen Hosen, denn daß sich keiner ihrer Kumpane mehr blicken ließ, war sehr bedenklich. Das hieß nichts anderes, als daß hier oben die Teufel persönlich an Deck standen und alle anderen längst abgemurkst hatten. Niemand wagte sich an Deck, obwohl Hasard sicher war, daß sich unter ihnen mindestens noch ein Dutzend Männer befand, wenn nicht noch mehr.
„Ernstlich verletzt ist keiner“, sagte Dan. „Ich habe nur ein paar Kratzer, und Stenmark hat eins über den Schädel gekriegt. Das ist nicht der Rede wert.“
„Und meine Kratzer erst recht nicht“, sagte der Profos. Er blickte zum Land hinüber und hob wieder die Faust.
„Da schleichen sie, diese Rattenpisser, dieses erbärmliche feige Gesindel. Ich hätte nicht übel Lust, die Kerle da unten einzeln herauszuholen, durchzuklopfen und über Bord zu werfen.“
„Die haben sich ja vor lauter Angst nicht an dem Kampf beteiligt. Aber wir werden ihnen noch eine Erinnerung zurücklassen, sobald wir an dieser Bucht vorbeisegeln“, versprach Hasard. „Wir zerhacken ihren Bug noch ein wenig, damit sie wirklich recht viel Zeit zum Aufriggen haben.“
„Wir könnten den Kahn auch gleich an Ort und Stelle anbohren und in der Bucht versenken“, brummte Ferris. „Dann flitzen die Kerle von ganz allein nach oben wie die Ratten.“
„Wir kehren zurück“, entschied Hasard. „Die Kerle haben ihre Lektion erhalten und sich blutige Nasen geholt. Das dürfte für eine Weile reichen. Ich rechne es ihnen jedenfalls an, daß sie uns nicht aus dem Hinterhalt beschossen haben. Aus diesem Grund lassen wir sie jetzt in Ruhe.“
„Klar, die wollten uns lebend oder aber wenigstens leicht verletzt“, meinte Stenmark. „Tote Sklaven nutzen ihnen nichts, die kann man nicht verkaufen.“
„Das ist schon richtig, Sten. Trotzdem haben sie auch später nicht geschossen, und wir konnten uns nicht anders wehren.“
Hasard sah auf die Verwundeten, die an Deck lagen. Einige stöhnten leise, andere, die es nur leicht erwischt hatte, stellten sich tot, aus Angst noch einmal in die Hände dieser Teufel zu geraten.
„Was tun wir jetzt mit denen da?“ fragte Ferris und wies auf die durcheinanderliegenden Piraten.
„Um die sollen sich die anderen kümmern“, sagte Hasard kalt. Es war nicht seine Art, so zu handeln, aber die Kerle hatten ihre Kumpane, und die sollten ihnen gefälligst helfen. Sie konnten ohnehin hier an Bord für sie nichts tun. Schließlich hatten die Kerle genau gewußt, daß es ein Risiko war, andere heimtükkisch zu überfallen. Eigene Verluste mußten in solchen Fällen immer einkalkuliert werden.
Vorsichtig bewegten sie sich nach unten am angelehnten Schott vorbei, aber dahinter gähnte Finsternis, und niemand ließ sich blicken oder streckte den Schädel heraus.
Carberry trat mit dem Stiefel gegen das Schott, bis es zuknallte. Sie wollten beim Abgang nicht noch eine Kugel einfangen, die jemand heimtückisch abfeuerte.
„Entert leise ab, die Kerle sollen glauben, wir befänden uns noch an Bord. Ins Boot mit euch, ich gehe als letzter.“
Einer nach dem anderen hangelte sich hinunter, bis der Seewolf noch allein an Deck stand.
Er raffte ein paar Krummschwerter zusammen und warf sie über das Deck. Ein paar Holzstücke flogen hinterher.
Dann trat er mit den Stiefeln hart auf, donnerte noch mal an das Schott und rief: „Raus mit euch, ihr feigen Hunde!“
Alles blieb unheimlich still.
Hasard kehrte lautlos zurück, ließ sich an dem Tampen ins Boot ab und stieß es von der Bordwand. Ed hatte schon das Segel gesetzt, und so bewegte sich das Boot leicht mit dem Bug zur Bucht hin.
Nach zwanzig Yards Entfernung rührte sich immer noch nichts auf der Schebecke. Sie lag da wie ausgestorben.
Erst als sie die Felsen rundeten und der Küstenverlauf unübersichtlich wurde, hob einer der Verwundeten den Kopf und blickte furchtsam über das Schanzkleid.
Hasard kümmerte sich nicht mehr darum. Die Kerle hatten genug mit sich selbst zu tun, sie mußten erst einmal ihre Wunden lecken.
Von ihnen war nichts mehr zu befürchten.