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Karl von Hutten wußte nicht, wie oft er den Ratsfelsen schon erklommen hatte. Hundertmal? Vielleicht, aber es spielte keine Rolle. Von Bedeutung war hingegen, daß ihn der Ausblick, der sich von hier oben, bot, immer wieder aufs neue faszinierte. So auch an diesem Vormittag des 19. Juli 1594: Das Bild war beeindruckend, er ließ es auf sich einwirken.

Einige Minutenlang stand er still und sah auf die Bucht mit den darin ankernden Schiffen, den Strand, die Hütten und den majestätischen Felsendom hinunter. Tiefblau war das Wasser, weiß der Sand. Die unterschiedlichen Farben der Felsen bildeten einen reizvollen Kontrast dazu. Diese Insel schien – wie er und die Freunde schon oft festgestellt hatten – das Paradies schlechthin zu sein, ein Hort der Ruhe und Unveränderlichkeit. Und doch täuschte der scheinbare Zustand des Friedens und der Sorglosigkeit über die wahren Tatsachen hinweg.

Aufgerüstet wurde auf der Schlangen-Insel, und das schon seit Tagen. Verdruß hatte sich angekündigt, der Bund der Korsaren rüstete zum Kampf. Das große Geheimnis existierte nicht mehr, der Schleier war gelüftet: Die Spanier wußten jetzt, wo die Schlangen-Insel lag, die Black Queen hatte ihnen die Position verraten.

Von Hutten verschränkte die Arme vor der Brust. Mußten sie den Gegner wirklich fürchten? War er so stark, wie sie annahmen? Die Nachrichten aus Havanna ließen keinen Zweifel und keine Fehldeutung zu. Die Insel war bedroht, ihre Bewohner schwebten in höchster Lebensgefahr – und das galt nicht nur für die Schlangen-Insel, sondern wahrscheinlich auch für Coral Island, wenn es dem Gegner einfiel, ein wenig die Umgebung abzusuchen, um weitere „Piraten“ aufzustöbern.

Von Huttens Blick wanderte nach Westen, weit über die See hinaus. Aber noch zeigten sich keine Mastspitzen an der Kimm, noch ließ sich der Feind nicht blicken. Die Späher und Ausguckposten waren auf der Hut, sie würden jede Bewegung auf dem Meer unverzüglich melden.

Prüfend schaute er zum Himmel auf – aber auch dort rührte sich nichts, nur ein paar weiße Wolkenfetzen glitten träge dahin. Keine Brieftaube erschien, neue Hinweise aus Havanna ließen auf sich warten.

Ein Geräusch hinter seinem Rücken ließ ihn herumfahren. Hesekiel Ramsgate trat zu ihm und lächelte.

„Was ist?“ fragte er. „Glaubst du, daß die Spanier sich irgendeinen Trick einfallen lassen, um heimlich zu landen?“

„Der Trick muß erst noch erfunden werden“, erwiderte Karl von Hutten. „Aber, unter uns gesagt, ein bißchen zappelig bin ich inzwischen doch.“

Ramsgate trat zwischen die Kanonen, die auf dem Ratsfelsen postiert worden waren, und fuhr mit der Hand über eins der Rohre. „Jede Art von Vorsorge ist getroffen worden, und es wird immer noch fieberhaft geschanzt und am Ausbau der Inselverteidigung gearbeitet.“

„Mit anderen Worten, wir haben nichts zu befürchten?“

„Die Kampfkraft der Spanier dürfte überragend sein.“

„Also müssen wir damit rechnen, daß sie es schaffen, unsere Abwehr zu durchbrechen und tatsächlich zu landen“, sagte von Hutten. „Herrgott, wir sprechen darüber, als handle es sich um eine ganz normale, alltägliche Angelegenheit. Sind wir nicht alle ein bißchen übergeschnappt?“

„Vielleicht. Aber du darfst nicht Vergessen, daß wir uns, was die Befestigung der Insel betrifft, gewissermaßen im Vorsprung befinden.“

„Weil Siri-Tong durch die Anlagen, die sie schon seinerzeit geschaffen hat, ein erhebliches Stück Arbeit geleistet hat, ich weiß“, sagte von Hutten. „Wir haben ihr viel zu verdanken, sie hat vorausschauend gehandelt. Aber glaubst du wirklich, daß wir an alles gedacht haben?“

„Die strategisch wichtigen Punkte sind mit Geschützen bestückt“, entgegnete der Alte. „An Munition mangelt es nirgends, und die Sperren sind ebenfalls eine harte Nuß, die der Gegner knacken muß, wenn er seine Invasionspläne in die Tat umsetzen will.“

„Die Schlangen-Insel ist also uneinnehmbar?“

„Wie denkst du darüber?“

„Wir können sie halten“, erwiderte von Hutten. „Wir kämpfen mit Zähnen und Krallen, bis zum Letzten, das ist klar. Aber ich denke auch an die Frauen und Kinder. Und dieses Warten und die Ungewißheit zehren an meinen Nerven.“

„Nun, wenn ich ehrlich bin – mir ist es auch lieber, wenn ich weiß, woran ich bin“, brummte der Alte. „Aber wir sind nun mal dazu verdammt, hier zu hocken und den Lauf der Dinge abzuwarten. Was meinst du, ob sich das Wetter noch ändert?“

„Donegal sagt, es bleibt so, wie es ist. Er muß es Wissen, denn vor einem Umschwung meldet sich stets sein Beinstumpf.“

„Am besten fragen wir ihn noch mal, wenn er zurückkommt. Vielleicht zieht doch ein Sturm herauf.“

„Malst du jetzt den Teufel an die Wand?“

„Nein, das liegt nicht in meiner Art“, erwiderte Ramsgate und grinste. „Ich denke immer nur an das Positive. Aber, übrigens – Donegal ist auch schon überfällig, nicht wahr?“

„Hoffen wir, daß er bald einläuft“, sagte von Hutten, dann ließ er wieder seinen Blick schweifen.

Die Aktivitäten auf der Schlangen-Insel brachen nicht mehr ab, ständig herrschte rege Betriebsamkeit. Zwischen den Schiffen und dem Ufer glitten die Jollen hin und her, die Schiffe wurden fix und fertig ausgerüstet. Es herrschte ständige Alarm- und Gefechtsbereitschaft – seit der Täuberich Dragan am 10. Juli Arnes Hiobsbotschaft aus Havanna gebracht hatte, daß die Position der Insel von der Black Queen an den Gouverneur Don Antonio de Quintanilla verraten worden wäre.

Ferner war am 13. Juli der Täuberich Omar mit Arnes Nachricht gefolgt, daß Don Juan flüchtig sei und von den Schergen des Gouverneurs wegen Mordes an einer Dame der Gesellschaft gesucht würde. Seitdem wartete der Bund der Korsaren auf neue Botschaften von Arne von Manteuffel, und die Spannung wuchs von Tag zu Tag.

Von Old Donegal Daniel O’Flynn, der noch am 10. Juni nach dem Eintreffen der Brieftaube Dragan mit der „Empress of Sea II.“ nach Westen zur Aufklärung in See gegangen war, hatte man in der Zwischenzeit nichts mehr gehört. Ramsgates Bedenken bezüglich der „Wettervorhersage“ des Alten mochten daher begründet sein, denn nunmehr waren immerhin neun Tage vergangen.

Am späten Vormittag gab es endlich aber doch wieder Neuigkeiten. Karl von Hutten sah die Brieftaube, die sich der Insel näherte, in dem Augenblick, in dem auch einer der Posten ihr Auftauchen meldete. Von Hutten hatte sich ein Spektiv besorgt und verfolgte den Anflug des Tieres.

Kurze Zeit darauf senkte sich der Täuberich Achmed in langgezogenen, kreisförmigen Bahnen auf die Insel und fiel in seinen Schlag ein. Das Glöckchen geriet in Bewegung, Achmeds „Gattin“ Fatima begann in dem Nebenschlag zu flattern und aufgeregt auf und ab zu hüpfen. Dann erschien Gotlinde und erleichterte Achmed um die neue Botschaft, die wie üblich von Jussuf in Havanna unter den Schwanzfedern befestigt worden war.

Am Strand der Bucht versammelten sich alle um Karl von Hutten, der die Nachricht auseinanderrollte und verlas: „6 Kriegsgaleonen, 4 Kriegskaravellen 18. 7. 17.00 Uhr Kurs Osten ausgelaufen. An Bord von Flaggschiff Gouverneur. Verfolge Verband mit Don Juan und Schebecke, um bereits zuzuschlagen – Arne.“

„Großartig“, sagte Hasard mit grimmigem Gesicht. „Jetzt wissen wir es endlich. Die Unsicherheit und das Warten sind vorbei. Kurs Osten – das bedeutet Ziel Schlangen-Insel. Freunde, der Bund der Korsaren tritt sofort zur Beratung zusammen.“

„Eins ist mir nicht ganz klar“, sagte der Wikinger, als er sich mit Hasard, Siri-Tong, Jean Ribault, Jerry Reeves und Arkana auf dem Ratsfelsen eingefunden hatte. „Was hat diese Bemerkung zu bedeuten, daß Arne mit Don Juan die Verfolgung aufgenommen hat, um schon mal zuzuschlagen?“

„Eben das, was sie aussagt“, erwiderte Hasard trocken. „Sie folgen dem Verband als Fühlungshalter.“

„Aber – wenn dem so ist, da muß es Arne ja gelungen sein, Don Juan auf die Seite des Bundes zu ziehen“, sagte Ribault. „Donnerwetter, das ist ein tolles Stück! Aber Arne hat schon lange geplant, den guten Don Juan auf unsere Seite zu bringen.“

„Es muß ihn einiges gekostet haben“, sagte der Seewolf. „Don Juan kann nicht leicht zu überreden gewesen sein. Aber es müssen die jüngsten Ereignisse in Havanna gewesen sein, die ihn davon überzeugt haben, daß er bislang auf der falschen Seite gekämpft hat.“

„Eine positive Nachricht“, meinte Siri-Tong. „Sie besagt aber nicht nur, daß Don Juan de Alcazar künftig nicht mehr als Gegner zu betrachten ist, sondern vor allen Dingen, daß er und Arne offenbar auch gewillt sind, dem Kampfverband der Dons von Anfang an Schaden zuzufügen.“

„Recht so!“ stieß Thorfin Njal hervor. „Und da Arne und Don Juan harte und erprobte Kämpfer sind und über die schnelle und kampfkräftige Schebecke verfügen, steht zu erwarten, daß sie dem Verband ziemlich zusetzen werden. Richtig?“

„Richtig“, erwiderte die Rote Korsarin lachend. „Oder besser – wir wollen es hoffen und den beiden die Daumen drücken.“

„Dennoch besteht bei uns kein Grund zum Frohlocken“, sagte Hasard. „Denn zehn Kriegsschiffe als Gegner sind ein ziemlich harter Brocken. Das wissen wir alle, und es ist auch klar, daß wir den Feind auf keinen Fall unterschätzen dürfen.“

„Es wird hart auf hart gehen, und wir werden viel Glück brauchen.“

Der Wikinger hob die geballte Rechte. „Wetzt die Messer! Schärft die Spitzen! Bei Odin, es wäre doch gelacht, wenn wir diesen Verband nicht zerschlagen und den Dons ein Höllenfeuerchen unter ihren Hintern entfachen würden! Wir laufen mit allen Schiffen aus und segeln ihnen mit voller Formation entgegen.“

Hasard schüttelte den Kopf. „Nein, ausgeschlossen“, sagte er.

Der Wikinger blickte ihn aus geweiteten Augen und mit geöffnetem Mund an. Langsam sank seine Faust nach unten. Er glaubte, nicht richtig gehört zu haben.

„Was? Wie – wie meinst du das?“ stammelte er verwirrt. „Bist du von allen guten Geistern verlassen?“

Hasards Mund verzog sich zu einem halb spöttischen, halb amüsierten Grinsen. „Das hoffe ich nicht. Aber wir können auf keinen Fall mit allen Schiffen auslaufen, das muß auch dir einleuchten. Ein Schiff muß hierbleiben.“

„Aber – die Insel ist durch ihre Befestigungsanlagen und Kanonen ausreichend gesichert!“ begehrte der Nordmann mit dröhnender Stimme auf.

„Es gibt noch einen anderen wichtigen Grund, mindestens ein Schiff hier zurückzulassen“, sagte der Seewolf ruhig.

„Ja, das sehe auch ich ein“, sagte Siri-Tong.

„Ich aber nicht!“ stieß Thorfin Njal trotzig hervor. Mit beiden Händen griff er sich an den Kupferhelm, als wolle er ihn zurechtrücken. „Wir sind den Dons ohnehin zahlenmäßig unterlegen! In dieser Lage auch noch ein Schiff abzuziehen, das ist – das … Hölle und Donnerwetter, das will mir nicht in den Kopf!“

Die Rote Korsarin legte ihm mit einer beschwichtigenden Geste die Hand auf den Unterarm. „Denk doch mal genau nach, Thorfin. Hasard hat völlig recht. Nehmen wir einmal an, dem Gegner gelingt es, den Bund der Korsaren zu zerschlagen.“

„Niemals! Lieber versenke ich mein eigenes Schiff, als daß ich das zulasse!“

„Du sollst ja auch nur rein theoretisch daran denken“, sagte sie.

„Theo … was? Nein, ich will’s nicht wahrhaben“, brummte er störrisch.

„Das ist eben dein Fehler“, sagte Hasard beharrlich. „Man muß jeden Eventualfall in Betracht ziehen, um gerüstet zu sein. Hört gut zu: Wenn wir unterliegen, dann muß hier wenigstens ein Schiff zur Stelle sein, um die Überlebenden samt einem Teil der in den Höhlen gehorteten Schatzbeute evakuieren zu können.“ Er beugte sich etwas vor und fixierte den Wikinger. „Oder was soll deiner Meinung nach mit unseren Freunden geschehen, wenn die Dons landen?“

„Die Insel räumen“, murmelte Thorfin, „alles aufgeben? Nein. Das überleb’ ich nicht. Sleipnir soll mich zertrampeln, Geri und Freki sollen mich zerreißen und Hugin und Munin mir die Augen auspicken – nur das nicht!“

„Nun mach’s doch nicht so dramatisch“, sagte Siri-Tong. „Wir dürfen einfach nicht riskieren, daß die Schlangen-Insel im Sturm genommen wird und dabei alle drauf gehen. Das ist genau der Punkt. Folglich lassen wir ein Schiff hier zurück, Punktum und basta!“

Sie diskutierten noch eine Weile herum, aber schließlich mußte sich auch der Wikinger diesem Argument beugen. Die Zweckmäßigkeit einer solchen Maßnahme ließ sich nicht von der Hand weisen.

Er knirschte kräftig mit den Zähnen und stieß einen Fluch aus, dann sagte er: „Und welches Schiff soll zurückbleiben, wenn man fragen darf? Doch wohl nicht der Schwarze Segler? Das lasse ich nur über meine Leiche zu.“

Jean Ribault lachte. „Hasard hatte gehofft, du würdest dich freiwillig melden. Denk doch auch an Gotlinde und die Kinder.“

„Laß Thyra und Thurgil aus dem Spiel!“ brüllte der Wikinger. „Ich bin nicht der einzige, der hier Familie hat!“ Er konnte fuchsteufelswild werden, wenn er bei Beratungen an seine „privaten Pflichten“ erinnert wurde.

„Schon gut, Väterchen, reg dich nicht auf“, sagte Ribault.

„Warum bleibst du nicht mit deiner ‚Vengeur‘ hier?“ fragte der Wikinger plötzlich lauernd. „Nun? Das wär’ doch was, oder?“

„Ich kann nicht Däumchen drehen, während die Kameraden kämpfen.“

„Ich auch nicht.“

„Wenn die ‚Empress‘ rechtzeitig zurückkehrt, kann sie in der Bucht ankern, und wir laufen aus“, sagte Renke Eggens, der mit Oliver O’Brien zusammen etwas verspätet den Ratsfelsen betreten hatte. „Damit wäre das Problem gelöst.“

„Auch Donegal läßt sich darauf freiwillig nicht ein“, sagte Arkana. „Und die ‚Empress‘ dürfte wohl auch zu klein sein, um im Fall eines Falles alle Inselbewohner aufzunehmen.“

„Richtig“, sagte Hasard. „Im übrigen können wir mit Donegal und seiner Crew nicht rechnen, solange sie nicht tatsächlich wieder zurück sind. Wir werden die Angelegenheit anders regeln. Lassen wir das Los entscheiden.“

Damit erklärten sich alle einverstanden. Kurze Zeit darauf ließ der Seewolf jeden Schiffskapitän ein dünnes Stück Holz aus seiner geschlossenen Hand ziehen, von denen er eins vorher markiert hatte. Das Los fiel auf Renke Eggens, und somit stand es fest: Er würde mit der „Wappen von Kolberg“ in der Bucht der Schlangen-Insel bleiben.

Eggens hob die Schultern und ließ sie wieder sinken. „Es läßt sich nicht ändern. Aber ihr könnt beruhigt sein, ich halte die ‚Wappen‘ gefechtsbereit und versehe meine Pflichten, wie es sich gehört. Wenn die Dons erscheinen, verwandeln wir die Insel in eine feuerspuckende Festung.“

„Daran zweifelt keiner von uns“, sagte Hasard. „Also, du behältst einen Teil von Arnes Crew, die anderen übernehmen unter dem Kommando von O’Brien die ‚Pommern‘, die mit uns ausläuft.“

Alle Einzelheiten des bevorstehenden Kampfes wurden noch einmal genau durchgesprochen. Jeder wußte, was er zu tun hatte, aber er mußte auch von den anderen wissen, wie sie eingesetzt werden sollten. Jedes Detail mußte festgelegt und durfte nicht dem Zufall überlassen werden, soweit sich das vermeiden ließ.

Arkana und ihre Krieger und Kriegerinnen würden die Insel verteidigen und gegebenenfalls bei einem Lande- und Besetzungsmanöver des Feindes versteckt von den Höhlen aus den Kampf fortsetzen, und zwar mit einem harten Kern des Stammes. Alle anderen sollten zunächst zu den Timucuas auf Coral Island evakuiert werden, wo sie sicher waren, solange sich der Angriff der Spanier auf die Schlangen-Insel konzentrierte.

Karl von Huttens Aufgabe stand ebenfalls fest. Er würde zusammen mit Arkana die Verteidigung der Insel leiten, zumal er sich seit Beginn der Verteidigungsbauten intensiv um alles gekümmert hatte.

Ihm zur Seite standen Hesekiel Ramsgate als Techniker und Baumeister sowie noch ein paar Männer der Werftbelegschaft. Alle waren ausreichend bewaffnet und verstanden, sowohl mit Musketen und Pistolen als auch mit Blankwaffen umzugehen.

Der Rat beendete seine Tagung, die Männer und Frauen schritten zur Tat. Da alle Schiffe seit den letzten Tagen auslaufklar waren, gab es jetzt keine Verzögerungen mehr. Kapitäne und Mannschaften begaben sich an Bord, und bald darauf wurden die Anker gelichtet.

Am frühen Nachmittag – der Mahlstrom war günstig – gingen die Schiffe in See und segelten auf westlichem Kurs davon: die „Isabella IX.“ mit Hasard und den Seewölfen, der Schwarze Segler des Wikingers, die „Caribian Queen“ mit Siri-Tong, die „Le Vengeur III.“ unter dem Kommando von Jean Ribault, die „Tortuga“ mit Jerry Reeves und die „Pommern“ unter dem Kommando von Oliver O’Brien.

Geeinigt hatte man sich auf folgende Taktik: Der Verband der spanischen Kriegsschiffe sollte gestellt und geschlossen angegriffen werden. Danach aber sollten Einzelkämpfe stattfinden, die darauf abgezielt waren, den Gegner daran zu hindern, zur Schlangen-Insel durchzubrechen.

Je weiter westlich entfernt man den Feind stellte, desto besser war es, darüber waren sich alle einig. Größere Distanz zur Schlangen-Insel bedeutete mehr Zeit und Raum für die Einzelgefechte.

An diese bevorstehenden Kämpfe dachten die Männer an Bord der Schiffe, an nichts anderes mehr. Die „Isabella“, „Eiliger Drache“, die „Caribian Queen“, die „Le Vengeur“, die „Tortuga“ und die „Pommern“ segelten unter Vollzeug und mit vollem Preß. Der Wind fiel aus Nordosten ein, also günstig für sie. Sie liefen gute Fahrt, und bald war die Schlangen-Insel an der östlichen Kimm verschwunden.

Seewölfe Paket 21

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