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4.

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Die Partie im Vordeck war ebenfalls entschieden. Carberry, Smoky, Blacky, Ferris und Dan scheuchten gut zwei Dutzend Portugiesen aufs Oberdeck und zwangen sie, die Beiboote abzufieren. Verstört und mit fliegenden Fingern nestelten die Besiegten die Laschings der Boote los, hievten sie hoch, beförderten sie an den Galgen außenbords und fierten sie ungewöhnlich schnell ab.

„Ein Zugeständnis“, sagte der Profos unwillig. „Ihr Saubande, wenn es nach mir gegangen wäre, hättet ihr nicht eine einzige müde Jolle gekriegst. Dann wärt ihr alle baden gegangen.“

Ferris lachte und wies nach Backbord. „Einige scheinen deine Gedanken gelesen zu haben, Ed. Hörst du das?“

Ja, Carberry vernahm es jetzt auch. Da war ein Plätschern, ein Aufwühlen des Seewassers jenseits der Bordwand der Galeone. Überrascht hob er die Augenbrauen. Er vergewisserte sich, daß die Kameraden die Portugiesen auch allein bewachen konnten, drehte sich um und trat ans Schanzkleid.

Im Meer schwammen zehn oder zwölf Männer, der Profos bereitete sich nicht erst die Mühe, sie genau zu zählen. Nichts schien diese Burschen mehr zu interessieren, als soviel Distanz wie irgend möglich zwischen sich und die Galeone zu legen.

Carberry grinste. „Ausgekniffen, was? Das große Sausen gekriegt, wie? Ho, das haben wir gern. Feigheit vor dem Feind und Fahnenflucht – deswegen könnte euer Kapitän, dieses Rübenschwein, euch glatt vors Kriegsgericht stellen.“

Er wandte sich um und sah den Seewolf, der gerade vier Männer aus dem Achterkastell auf die Kuhl trieb. Reichlich verunstaltet sahen die Dons aus, und ihre Mienen drückten allen Jammer der Welt aus.

„Sir!“ rief Carberry. „Einen Teil des Haufens haben wir glatt in die Flucht geschlagen.“

„Um so besser, Ed.“

„Sollen wir die Hundesöhne jetzt in die Boote abentern lassen?“

„Natürlich, was denn sonst?“

Smoky schaute zu Carberry und lachte. „Willst du dich von den Dons verabschieden?“

Der Narbenmann schnitt eine Grimasse. „Ja, es tut mir richtig leid, daß sie abhauen. Hatte mich schon an sie gewöhnt.“

„Ab durch die Mitte“, sagte Blacky zu den Portugiesen. Er beherrschte ihre Sprache gut, hundertmal besser als Carberry. Sie verstanden ihn denn auch sofort und drängten sich vor den Jakobsleitern, die Carberry hatte ausbringen lassen. Sie konnten gar nicht schnell genug in ihre Boote steigen.

„Ferris und Dan“, sagte der Seewolf. „Ihr durchsucht jetzt die Schiffsräume. Wenn ihr etwas findet, das wir mitnehmen können-bitte. Aber laßt Pulver und Munition liegen, wir haben noch genug Vorrat an Bord.“

„Aye, Sir“, erwiderte Ferris. Er drehte um, Dan folgte ihm, und sie verschwanden unter Deck.

Etwas später hatten die Portugiesen mit den Booten von der Bordwand abgelegt. Ferris und Dan kehrten zu Hasard zurück und zeigten ein paar besonders wertvolle, reich verzierte Pistolen vor, die sie entdeckt hatten.

„Die stammen aus einer Kammer des Achterdecks“, erklärte Dan O’Flynn. „Ich fände es schade, wenn wir die hierlassen würden. Ich weiß, wir nehmen kein Boot, wir schwimmen an Land zurück, um keine Spuren zu hinterlassen. Aber ich könnte die Dinger auf einem Plankenstück festzurren, damit sie nicht naß werden.“

„Meinetwegen“, entgegnete Hasard. Er blickte Ferris an. „Und was hast du gefunden?“

„Werkzeuge, Sir.“ Ferris grinste von einem Ohr zum anderen.

„Auch einen Bohrer?“

„Na klar, Sir.“

„Was stehst du dann noch herum? Du weißt ja, was du zu tun hast.“

Ferris Tucker verließ wieder das Oberdeck. Er stieg tief in den Schiffsbauch der stolzen, schönen „Sao Paolo“ hinunter und begab sich mit den Beutewerkzeugen an eine Arbeit, die er nicht zum erstenmal ausübte. Er wußte, wo die besten Stellen waren, um den Bohrer anzusetzen, und wie viele Löcher erforderlich waren, um das Kriegsschiff in relativ kurzer Zeit auf den Grund der See zu befördern.

Schon nach kurzer Zeit lief er wieder zur Kuhl hoch. Die Werkzeuge hatte er im untersten Schiffsraum zurückgelassen.

„Wir können das Schiff jetzt verlassen“, meldete er seinem Kapitän.

Hasard warf noch einen Blick nach Backbord und sah den Booten nach. Es waren drei, zwei große und eine kleinere Jolle. Das am weitesten nach Westen versetzt dahingleitende Boot wurde in diesem Moment von seinen Insassen gestoppt. Sie hatten den Kapitän, den ersten Offizier und den Bootsmann entdeckt, hielten auf sie zu und nahmen sie an Bord.

Hasard grinste.

Natürlich durften sie es nicht bemerken, wie die Seewölfe jetzt heimlich die „Sao Paolo“ verließen. Die Portugiesen mußten denken, daß ihre Gegner das Schiff besetzt hielten, ja, daß sie sogar die Geschütze luden und sich auf einen Gegenschlag vorbereiteten.

Wenn der Capitán und seine Mannen bemerkten, daß man sie getäuscht hatte, würde es bereits zu spät sein. Dann konnten sie nicht mehr an Bord der Galeone zurückkehren, die Lecks nicht mehr stopfen und das Wasser in die See zurückpumpen — ausgeschlossen.

Hasard gab seinen Männern einen Wink.

Sie begaben sich ans Steuerbordschanzkleid und enterten an einer der Jakobsleitern ab. Unten ließen sie sich ins Wasser gleiten, und Dan schob das Stück Holz, auf dem er die wertvollen Pistolen befestigt hatte, vor sich her.

Tatsächlich gelang es ihm, die Waffen unversehrt an Land zu befördern. Schweigend schwammen die sechs Männer nebeneinander her, und als sie das Ufer erreicht hatten, vergewisserten sie sich zunächst, daß sie von den Portugiesen auch nicht gesehen werden konnten.

Aber die „Sao Paolo“ lag zwischen ihnen und dem davonziehenden Feind, und die Schatten der Nacht schlossen einen Vorhang zwischen den Gegnern.

Hasard führte seine kleine Gruppe an Land. Dan O’Flynn schleppte das winzige „Floß“ mit den darauf festgezurrten Pistolen mit und ließ es neben sich ins Gebüsch sinken, als die Kameraden im Dickicht verharrten und sich hinkauerten.

Sie blickten zur Galeone.

Das Schiff hatte jetzt etwas mehr Tiefgang und begann – für einen Uneingeweihten kaum sichtbar – ein wenig nach Steuerbord zu krängen.

„Ausgezeichnet, Ferris“, lobte der Seewolf. „Von jetzt an füllt sich der Schiffsinnenraum immer schneller mit Wasser. Falls die Dons jemals zurückkehren, finden sie den Kahn nicht wieder. Die See ist an dieser Stelle tief genug, um ihn in seiner vollen Größe zu schlucken.“

Er richtete sich auf.

Die Männer folgten seinem Beispiel, und sie strebten dem Verlauf des Pfades nach, den Sun Lo ihnen zuvor gebahnt und gekennzeichnet hatte.

Am Flußufer lag ein Boot bereit. Gary Andrews und Bob Grey warteten darauf, mit ihnen zur „Isabella“ zu pullen. Hasard fiel Greys verstohlenes Lächeln auf, aber er wußte sich keinen Reim darauf zu bilden. Er berichtete den beiden kurz, was sich zugetragen hatte. Die Männer freuten sich über den Erfolg und schlugen Dan, Blacky, Smoky und Ferris auf die Schultern.

Beim Seewolf wagten sie es nicht, aus Respekt. Bei Carberry trauten sie sich ebenfalls nicht recht, weil der vielleicht zurückschlug. Und wo der Profos hinlangte, wuchs kein Gras mehr.

Die acht Männer stiegen ins Boot und pullten zur „Isabella“.

Hasard saß auf der Heckducht und hielt die Ruderpinne. Als er zu seinem Schiff blickte, beschlich ihn ein merkwürdiges, fast resignierendes Gefühl.

Wäre es nicht besser gewesen, die „Sao Paolo“ zu kapern und statt ihrer die „Isabella“ zu versenken? Die „Sao Paolo“ war völlig intakt und seetüchtig gewesen – die englische Lady nicht. Sie mußte erst mühsam wieder repariert, aufgetakelt und abgedichtet werden. Es brauchte seine Zeit, bis die Masten wieder wie neu standen und das Rigg in perfekter Ordnung war. Gefechtsschäden – die Portugiesen hatten sie wirklich arg in die Bredouille gebracht.

Carberry drückte es jetzt auch aus, etwas drastischer allerdings: „Teufel, Männer, wenn ich daran denke, was wir noch an dem elenden Zuber zu tun haben, kriege ich das große Kotzen.“

Gary Andrews und Bob Grey grinsten breit.

„Ihr Zwerge“, sagte der Profos drohend. „Ihr Kakerlaken. Was gibt’s denn da zu grinsen, he? Ich werde euch das schon austreiben, ihr Rübenschweine. Das Ausruhen bekommt euch wohl nicht, was, wie?“

Hasard schaute in diesem Moment jedoch genauer hin und zog verwundert die Augenbrauen hoch. Was war denn da auf seinem Schiff los? In den Wanten hingen Gestalten, soviel vermochte er im silbrigen Schein des Mondes wohl zu erkennen – aber es schien sich um drei, vier Dutzend Männer zu handeln, die an den Rahen hantierten, und so groß war seine Crew doch gar nicht.

„He“, sagte er zu Carberry und den anderen. „Dreht euch mal kurz um!“

Der Profos folgte der Aufforderung und stieß erstaunt aus: „Ja, da wird doch die Seekuh in der Pfanne verrückt!“

„Jetzt spuck ich nach Luv“, erklärte Smoky verblüfft.

Sie hatten noch mehr solcher Sprüche auf Lager, aber Dan O’Flynn unterbrach sie, ihm dämmerte es.

„Das können nur Sun Lo und seine Mönche sein!“ rief er. „Diese Kerle! Sie sind nicht in die Berge zurückgekehrt, sondern helfen beim Ausbessern der Schäden!“

So war es. Das Boot glitt bei der „Isabella“ längsseits, und kurz darauf enterten die acht Männer an Bord auf. Hier konnte der Seewolf sich davon überzeugen, wie weit die Arbeiten bereits fortgeschritten waren.

Carberry kratzte sich mal wieder am Kinn und revidierte gründlich sein Urteil über Sun Lo, den Abt von Formosa. Eigentlich hatte er ihn für einen großen Theoretiker vor dem Herrn gehalten oder, anders ausgedrückt: für einen Spinner. Inzwischen hatte er aber einsehen müssen, daß dieser alte Mann ein sehr lebensnaher Mensch war – was die angewandten Verteidigungsgriffe betraf, die Orientierung im Dickicht und die Nothilfe auf einem ramponierten Schiff.

Ben Brighton erstattete dem Seewolf Bericht, nachdem dieser ihm geschildert hatte, wie das Unternehmen an Bord der „Sao Paolo“ verlaufen war.

„Sämtliche Lecks sind abgedichtet“, sagte Ben. „Die zerstörten Teile des Schanzkleides haben wir durch neue ersetzt. Das laufende und stehende Gut ist ebenfalls in Ordnung gebracht worden. Jetzt brauchen nur noch die Segel angeschlagen zu werden.“

Sun Lo trat zu ihnen. „Ich habe von dem großen Mann mit dem grauen Bart vernommen, daß ihr im Morgengrauen aufbrechen könnt“, fügte er auf spanisch hinzu. Er meinte Shane, das war klar, Big Old Shane, der trotz seiner Rippenquetschungen tüchtig mit zugriff.

Hasard ließ seinen Blick über Deck schweifen und schaute zu den Masten und Rahen hoch. Seine Männer und die Mönche von Formosa – bei Gott, was wäre die Welt ohne solche Menschen gewesen!

Am Morgen – sehr früh, nach dem Abschied von Sun Lo und dessen Schülern – verließ die „Isabella VIII.“ die Mündung des Flusses. Eine halbe Meile vor der Küste fiel sie ab und ging platt vor den Westwind.

Eigentlich hatte der Seewolf Formosa im Westen passieren wollen. Aber er hätte kreuzen müssen, um das Westufer zu erreichen, und das hätte ihn zuviel Zeit gekostet. Er zog es vor, die große Insel im Nordosten zu runden, wieder anzuluven und auf südlichen Kurs zu gehen. So befand sich die Galeone zwar in Lee der Insel, aber der Wind wehte frisch bis handig und trieb sie rasch genug voran.

Hasard hatte Ben, Shane, Ferris, Smoky und Old O’Flynn zur Betrachtung des neuen Kartenmateri- als im Ruderhaus versammelt. Gary Andrews hatte Pete Ballie auf seinem Posten als Rudergänger abgelöst, von Zeit zu Zeit schaute auch er herüber.

Die größte, beste Karte, die der Seewolf von Sun Lo erhalten hatte, wurde mit vereinten Kräften an der Rückwand des Ruderhauses festgepinnt. Hasard nahm sie noch einmal genau in Augenschein und fuhr mit der Fingerkuppe über Linien, Farben und Eintragungen. Die Erläuterungen waren mal in chinesischer Sprache, mal in uraltem, geschraubtem Portugiesisch abgefaßt. Man wurde kaum schlau daraus.

„Alt, aber ungemein präzise“, stellte der Seewolf fest. „Ich habe Vergleiche mit meinen anderen Karten angestellt und nur bestätigen können, was Sun Lo mir gesagt hat: Nach dieser Karte können wir uns mindestens bis zu den Philippinen hin einwandfrei bewegen.“

„Woher hat der Mönch sie?“ wollte der alte O’Flynn wissen.

„Als er noch in Kanton war, hat sie ihm ein Pilger ausgehändigt“, erwiderte Hasard. „Das ist eine verworrene Geschichte, aus der ich nicht ganz schlau geworden bin. Auf jeden Fall ist diese Karte fast hundert Jahre alt. Wenn ich richtig verstanden habe, soll ein Abgesandter der Republik Venedig sie in Zusammenarbeit mit chinesischen Seefahrern ausgearbeitet haben, aber das ist für uns ja nicht von Bedeutung.“

Carberry sagte: „Wenn wir stur nach Süden laufen, segeln wir genau auf die Philippinen zu, nach, äh – Luzon.“ Er beugte sich vor und beäugte die Karte aus der Nähe. Sir John, der Papagei, wanderte schaukelnden Schrittes von seiner rechten Schulter aus auf seinen Rücken und blieb dort sitzen. „Und da“, meinte der Profos. „Da ist ja auch Manila. Legen wir dort keine – keine Rast ein?“

Shane und alle anderen im Ruderhaus grinsten, nur der Seewolf blieb ernst.

„Ich weiß es noch nicht genau“, antwortete er. „Ich werde es mir überlegen, Ed. Eigentlich wollte ich auf dem schnellsten Weg nach England zurückkehren.“

Carberry richtete sich wieder zu seiner vollen Größe auf. Sir John verlor den Halt und landete fast auf den Planken. Er fing sich im letzten Augenblick und verließ schimpfend das Häuschen auf dem Quarterdeck.

„Sir“, begann Carberry in der Absicht, seinen Worten Gewicht zu verleihen. „Willst du dort der königlichen Lissy die Beute abliefern?“

„Soweit sind wir noch nicht, Ed.“

„Natürlich steht es mir nicht zu, dir in den Kram zu reden“, fuhr der Profos fort. „Aber, äh, bei unserem letzten Besuch sind wir nicht gerade – zuvorkommend behandelt worden.“

Hasard musterte ihn aufmerksam. „Abgesehen von unseren Schätzen und der Königin, Ed, zieht es dich manchmal nicht auch nach Old England zurück?“

„Ich …“

„Ed“, sagte Old O’Flynn mit süßsaurem Grinsen. „Bald ist Weihnachten. Und beim dicken Plymson gibt’s dann fetten Schweinebraten.“

„Ach, hör doch auf“, sagte der Profos brummig.

Hasard sah auf die kleinen Inseln, die Luzon im Norden vorgelagert waren, und prägte sich ihre Namen ein. Er überlegte ein wenig, sah dann wieder zu den Männern und sagte: „Eins wissen wir alle genau. Die Jagd ist noch nicht zu Ende. Die Dons scheinen in dieser Gegend ganz wild darauf zu sein, uns zu packen. Vielleicht hängt das mit unserem Überfall auf die Manila-Galeone zusammen. Wie die ‚Isabella‘ aussieht, scheint sich zumindest in der Umgebung der Philippinen herumgesprochen zu haben. Wir werden immer mehr Feinde im Nacken haben.“

„Mit anderen Worten, sie sitzen uns auf dem Pelz wie die Zecken am Arsch der Kuh“, erklärte Edwin Carberry.

Gary Andrews hätte fast losgeprustet, aber er besann sich im letzten Augenblick. Ferris Tucker holte tief Luft, dann entgegnete er: „Das hast du fein gesagt, Ed, wirklich.“

„Will ich auch meinen“, brummte der Profos.

Hasard verzog keine Miene. „Manila ist eine Hochburg der spanischen Kolonisation. Trotzdem segeln wir den Dons in den Rachen. Ich will in den Indischen Ozean, und der kürzeste Weg führt westlich an den Philippinen vorbei. Eine offene Frage: Hat jemand Einwände?“

Er blickte von Mann zu Mann.

Sie schwiegen.

Einwände? Nein, die hatten sie nicht, wenn es darum ging, die Spanier zu reizen. Der Seewolf war mal wieder tollkühn genug, keinen Umweg zu wählen. Aber auch seine Achterdecksmänner waren keineswegs bereit, irgendwelche schalen Kompromisse mit dem Feind einzugehen. Und die Männer der Kuhl und des Vordecks waren der gleichen Meinung. Carberry hätte dafür seine Hand ins Feuer gelegt, sofort, auf der Stelle. Er wäre auch bereit gewesen, die Pranke in siedendheißes Wasser zu tauchen, wie’s die Mönche von Formosa bei ihren Übungen taten, oder über glühende Kohlen zu laufen, so felsenfest war er vom Zusammenhalt der Crew überzeugt.

„Mehr noch“, sagte der Seewolf. „Ich lenke die Verfolger absichtlich auf meine Fährte. Wir müssen sie von Formosa weglocken, damit Sun Lo und seine Glaubensbrüder für einige Zeit Ruhe vor diesen eroberungssüchtigen Kerlen haben.“

„Gute Idee“, sagte Shane. „Du glaubst also, die letzte heile Galeone aus dem portugiesischen Kriegsschiff-Verband trifft vor der Nordküste ein und fischt die Schiffbrüchigen der ‚Sao Paolo‘ auf?“

„Ich rechne fest damit.“

Hasard wußte zu diesem Zeitpunkt nicht, daß noch ein sechster Segler zu dem Verband zählte. Hätte er es erfahren, hätte er sich aber auch nicht gewundert. Sechs, sieben, acht Galeonen – je stärker ein Verband war, desto mehr Chancen hatte er, auf die Dauer gegen Piraten und Korsaren zu bestehen. Die Zahl derer, die Spanien gern etwas von seinem Reichtum entrissen, wuchs ständig, ganz abgesehen von den unterschiedlichen Motiven, aus denen die Kaperfahrten gegen die Flota unternommen wurden.

Hasard trat mit seinen Männern auf das Quarterdeck hinaus.

„Etwas anderes“, sagte er. „Donegal ließ es eben anklingen – bald ist Weihnachten. Ich habe Berechnungen angestellt und herausgefunden, daß heute tatsächlich schon Heiligabend ist.“

Carberry strahlte plötzlich, was seinem narbenverwüsteten Gesicht einen bedenklichen Anstrich gab. „Das muß gefeiert werden — oder, Sir?“

„Ja. Der Kutscher soll heute nachmittag Whisky und Rum auffahren – und die Kuchen, die er gebacken hat.“

Seewölfe Paket 7

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