Читать книгу Seewölfe Paket 24 - Roy Palmer, Burt Frederick - Страница 20
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Оглавление„Es ist wichtig, daß Arne so schnell wie möglich von unseren neuesten Entscheidungen erfährt“, sagte der Seewolf. „Erstens hat er ein Recht darauf, zweitens sollte Jussuf die Brieftauben auf die neue Flugroute eintrimmen können – Nordosten-zum-Osten beziehungsweise Südwesten-zum-Westen. Also müssen wir ein Schiff nach Havanna schicken.“
„Aber doch nicht die ‚Wappen‘ oder die ‚Pommern‘“, sagte Oliver O’Brien. „Wie sollen wir den Dons erklären, daß eine unserer beiden Galeonen umkehren mußte?“
„Sie würden sofort mißtrauisch werden“, erwiderte Hasard. „Die ‚Wappen‘ und die ‚Pommern‘ scheiden also aus.“
„Und die anderen Schiffe auch“, sagte der Wikinger. „Wenn wir mit denen im Hafen von Havanna aufkreuzen, gibt es Mord und Totschlag.“
„Das stimmt nicht ganz“, widersprach Jean Ribault. „Ich meine, die ‚Golden Hen‘ kennen die Hafenbehörden von Havanna nicht. Wir könnten sie also als deutsches Handelsschiff ‚klarieren‘, nicht wahr?“
„Daran habe auch ich gedacht“, sagte der Seewolf. „Die Karavelle wird unter den beiden Flaggen segeln, die auch die ‚Wappen‘ und die ‚Pommern‘ bisher in Havanna gezeigt haben.“
„Im Topp des Großmastes also die Flagge mit dem roten Greif auf silbernem Feld“, sagte Renke Eggens. „Das Wappen Pommerns. Und an der Besanrute die Flagge von Kolberg mit der Bischofsmütze, den drei Stadttürmen und den beiden Schwänen. Ja, so getarnt geht die ‚Hen‘ bestimmt als deutsches Schiff durch.“
„Auch mit den Hühnern an Bord“, sagte Mac Pellew plötzlich.
Alle sahen ihn betroffen und ratlos an. „Was haben denn die Hühner damit zu tun?“ fragte Blacky.
„Na, es sind doch spanische Hühner. Und sie legen goldene Eier. Aber man braucht sie den Dons ja nicht zu zeigen“, sagte Mac.
„Mac“, sagte der Profos. „Weißt du, was du von mir aus mit den dämlichen Hennen machen kannst?“
„Ich weiß es“, antwortete Mac mit todtraurigem Gesicht. „Aber wenn sie als Suppenhühner in den Kochtopf wandern, legen sie keine Eier mehr, keine gol…“
„He!“ fuhr Eric Winlow dazwischen. „Da habe ich ja wohl ein Wörtchen mitzureden!“
„Wenn man sie nicht mit Goldkrümeln füttert, legen sie auch keine goldenen Eier“, sagte der Profos barsch. „Hast du das vergessen, Mac?“
„Ja“, gab Mac zu. „Daran habe ich gar nicht mehr gedacht.“
„Sie legen ganz normale Eier“, sagte Winlow aufgebracht. „Aber es sind erstklassige Eier. Gute Ware. Schmecken hervorragend. Warum, zur Hölle, sollen wir den Viechern den Hals umdrehen? Außerdem gehören sie jetzt uns. Wir haben die ‚Hen‘ übernommen.“
„Eric, reg dich nicht auf“, sagte Ribault. „Die Hennen werden nicht geschlachtet. So, und nachdem das geklärt ist, sollten wir uns auch darüber unterhalten, mit welcher Besatzung die ‚Golden Hen‘ nach Kuba segelt.“
„Ich habe folgenden Vorschlag“, sagte der Seewolf. „Renke Eggens und fünf Mann der deutschen ‚Wappen‘-Crew werden deine Crew vervollständigen, Jean. Renke wird auf dem Kurs nach Havanna als Navigator eingesetzt. Bist du damit einverstanden?“
„Ja, bin ich.“
„Renke?“
„Der Vorschlag ist richtig“, erwiderte Renke. „Und fünf Mann, mit mir sechs, dürften genügen, um die Dons davon zu überzeugen, daß die ganze Mannschaft aus echten Deutschen besteht.“
„Oliver?“ fragte der Seewolf.
„Ich gebe euch gern meine besten Leute mit“, antwortete O’Brien. „Wichtig ist, daß die ‚Golden Hen‘ so schnell wie möglich ausläuft.“
„Morgen früh“, sagte Hasard. „So, und jetzt stimmen wir noch mal über alle Vorschläge ab, die ich euch gemacht habe.“
„Warum abstimmen?“ fragte der Wikinger. „Wir sind uns doch alle einig.“
„Vielleicht hat jemand Gegenvorschläge zu unterbreiten, die besser sind“, sagte Hasard. „Ich bin schließlich nicht unfehlbar. Also? Siri-Tong?“
„Ich bin mit allem einverstanden“, entgegnete die Rote Korsarin. „Mit der Wahl der Insel, dem Bau der Schiffe und Hütten und dem Rest. Wir müssen nur zusehen, daß wir alles gleichzeitig betreiben.“
„Ja“, sagte Barba, ihr Steuermann. „Aber wir sind ja genug Kerle, und ans Zupacken sind wir auch gewöhnt.“ Er grinste und leerte seinen Becher. Dann stand er auf und ging zu dem zweiten Weinfaß, das inzwischen angestochen worden war, um ihn wieder zu füllen.
Hasards Vorschläge wurden einstimmig angenommen – und allmählich verblaßte das Geschehen mit dem Untergang der Schlangen-Insel, dem Verschwinden von Coral Island und ihrer Bewohner. Es gab eine Menge zu tun.
Am nächsten Morgen, dem 25. April 1595, begab sich die Crew Jean Ribaults, verstärkt von Renke Eggens und fünf deutschen Seeleuten der „Wappen von Kolberg“, an Bord der „Golden Hen“. Es wurden nur noch wenige Worte gewechselt. Was besprochen werden mußte, war geregelt. Ribault ließ den Anker lichten und die Segel setzen, und die „Golden Hen“ ging in See. Der Abschied von den Kameraden, die auf Great Abaco zurückblieben, fiel nur kurz aus. Jeder widmete sich der Tätigkeit, die ihm zufiel – es wurde ein arbeitsreicher Tag.
Ray Hoback hatte an diesem frühen Morgen den Ausguckposten im „Kiefern-Nest“ übernommen. Er blickte der „Golden Hen“ nach, bis sie sich seinem Blick entzog, und dachte noch: Viel Glück, Freunde, und auf ein baldiges Wiedersehen! Dann begann er, mit dem Spektiv systematisch die Kimm abzuforschen. Doch den ganzen Tag über und auch in den nächsten Tagen zeigte sich kein fremdes Schiff. Alles blieb ruhig. Der Bund der Korsaren konnte seine neuen Pläne ungestört in die Tat umsetzen.
Jean Ribault nahm mit der „Golden Hen“ Kurs auf Havanna. Er wollte durch die Providence-Straße – den Nordwest-Providence-Kanal – westwärts entlang der Großen-Bahama-Bank segeln und erst in der Florida-Straße auf südlichen Kurs gehen. Bei der Rückkehr würde es dann seine Aufgabe sein, eine Direktroute über die Große-Bahama-Bank auszuloten – jene Route, die später auch die Brieftauben auf der NOzO-SWzW-Achse und umgekehrt fliegen würden, wenn sie die Nachrichten überbrachten. Es würde Jussufs Auftrag sein, seine gefiederten Lieblinge auf den neuen Kurs „einzutrimmen“.
Die Schatzbeute der Flores-Caspicara-Bande war auf Great Abaco zurückgeblieben. Kisten und Truhen voll Gold, Goldschmuck und Diamanten, die am Strand der Cherokee-Bucht lagerten, hinzu kam die Beute von der „Caribian Queen“, die jetzt ebenfalls in dem neuen Versteck verstaut werden konnte.
Old O’Flynn zeigte den Freunden die Tropfsteinhöhle. Auch auf Hasard verfehlte der unterirdische Irrgarten seine Wirkung nicht. Er war beeindruckt. Old O’Flynns Hinweise hingegen, der „Knochenkerl“, der in der einen Seitenhöhle lag, könne irgendwann zu wandeln und zu spuken beginnen, ließen ihn kalt. Diese Art von Prophezeiungen kannte er von Donegal ja zur Genüge.
Siri-Tong übernahm es mit ihrer Crew, die Schatzbeute in die Tropfsteinhöhle zu verfrachten. Zügig wurden die Kisten und Truhen vom Strand der Bucht abgeräumt und fortgetragen. Mit Tauen fierten sie die Kisten in das Einstiegsloch der Höhle ab, und unten standen Männer bereit, um die Ladung in Empfang zu nehmen.
Hasard und die Rote Korsarin hatten einige trockene Nebenhöhlen als Lagerplatz für ihre Reichtümer ausgewählt. Hier wurden die Güter gestapelt – vorsichtshalber auf Hölzern, die sie von unten her gegen Feuchtigkeit schützen sollten.
An der Cherokee-Bucht begannen Hesekiel Ramsgate und dessen Männer unterdessen mit dem Ausbau einer kleinen Werft. Zunächst wurden die Hölzer, die sich in den Laderäumen der „Wappen von Kolberg“ und der „Pommern“ befanden, gelöscht und an Land geschafft, dann auch die Bedarfsgüter für den Schiffbau wie Werkzeuge, Nägel, Leim, Pech, Teer, Werg, Taue und Segeltuch.
Die Männer errichteten Schutzdächer, unter denen das Material vor Feuchtigkeit und Regen sicher lag, dann erst fingen sie an, die Fundamente der Werft zu bauen. Ramsgate hatte eine Zeichnung angefertigt, nach der sie zügig konstruieren konnten.
Mulligan ging mit einem anderen Trupp Männern an die Errichtung der Hütten am Ostende der Cherokee-Bucht. Zunächst zogen sie mit Äxten und Beilen, Sägen, Keilen und Vorschlaghämmern ins Inselinnere und schlugen Kiefern, Zypressen und Pinien. Sie befreiten sie von Ästen und Zweigen, transportierten sie zur Bucht und rammten die halbierten Stämme tief in den Grund. Sie würden als Halt für die Querbalken der Hüttenwände dienen.
Es waren recht zeitraubende Arbeiten, über denen der Vormittag schnell verstrich. Zur selben Zeit bereiteten sich auch die „Patrouillen“-Crews, deren Aufgabe die Erkundung der umliegenden Inselwelt war, auf ihre Fahrten vor.
„Wir laufen mit drei Schiffen aus“, sagte Hasard. „Mit der ‚Empress‘, der ‚Isabella‘ und dem Schwarzen Segler. Die ‚Isabella‘ und der Schwarze Segler werden nach Norden und Nordwesten erkunden. Donegal, du segelst hinunter zu den Andros-Inseln und nach Eleuthera.“
Der Wikinger und Old O’Flynn, die bei ihm am Wasser standen, nickten. Dann aber fragte der Alte: „Und was wird mit Mary? Soll ich sie mitnehmen? Bei ihrem Zustand?“
„Nein“, erwiderte der Seewolf. „Mary, Gotlinde und Gunnhild bleiben hier, beim neuen Stützpunkt. Sie werden die Männer versorgen und bekochen.“
„Das ist auch besser so“, sagte Thorfin Njal. „Wir wissen ja nicht, wem wir unterwegs begegnen. Es könnte Ärger mit Spaniern, Piraten oder Kannibalen geben.“
„Mit Kannibalen wohl am allerwenigsten“, sagte der Seewolf grinsend. „Aber wir müssen selbstverständlich immer auf alles gefaßt und vorbereitet sein.“
Don Juan de Alcazar war – logischerweise – nicht mehr an Bord der „Golden Hen“. Die Gefahr, in Havanna an Bord der Karavelle entdeckt zu werden, war viel zu groß. Don Juan half beim Bau der Hütten mit. Er blickte überrascht auf, als Hasard, Thorfin Njal und Old O’Flynn zu ihm traten.
„Juan“, sagte Hasard. „Ich möchte dich darum bitten, mit an Bord der ‚Isabella‘ zu kommen. Ich hoffe, du hast nichts dagegen.“
„Dagegen?“ Der Spanier lachte. „Ich bin froh darüber. Es interessiert mich ja selbst sehr, wie die anderen Inseln aussehen.“
„Gut.“ Hasard bedeutete ihm, ihn zu begleiten, dann versammelte er die Mitglieder seiner Crew, die sich an Land befand, in unmittelbarer Nähe der Werft.
„Ed“, sagte er. „Du gehst mit an Bord der ‚Empress‘. Donegals Crew ist zu klein, eigentlich hat er ja nur Martin Correa als festen Bootsmann. Die Frauen bleiben hier.“
„Aye, Sir“, erwiderte der Profos. „Wie wär’s, wenn wir auch die Zwillinge mitnehmen?“
„Daran habe ich auch schon gedacht“, entgegnete der Seewolf. „Also, Donegal, du nimmst Ed und die Zwillinge mit – außerdem den Kutscher, Nils Larsen und Sven Nyberg. Ist dir das recht?“
„Und ob“, erwiderte der Alte. „Das gibt eine feine Crew ab.“
„Nicht so voreilig“, erklärte Carberry. „Sag das nicht zu früh.“ Er setzte ein gleichsam teuflisches Grinsen auf.
„Fünf Mann als Verstärkung genügen mir“, sagte der Alte, ohne auf die Bemerkung einzugehen.
„Sechs Mann“, berichtigte Hasard junior, der mit seinem Bruder Philip junior hinzugetreten war. Aber sie wußten beide schon, was jetzt folgte.
„Ihr Burschen zählt nur als ein Mann“, brummte der Alte.
„Donegal, du solltest dich daran gewöhnen, daß sie jetzt erwachsen sind“, sagte Hasard.
„Die Kerlchen? Daß ich nicht lache!“
„Wir werden dir schon beweisen, was wir können“, sagte Philip junior. „Ich merke schon, du hast eine völlig falsche Meinung von uns.“
„Im Moment meine ich nur, daß ihr verdammt kiebig seid“, sagte Old O’Flynn.
Hasard unterbrach die Diskussion, indem er zum Aufbruch drängte. Wenig später begaben sich die Crews an Bord der Schiffe. Es blieb dabei nicht aus, daß Sir John, der karmesinrote Aracanga, und Plymmie, die Wolfshündin, mit an Bord der „Empress of Sea II.“ genommen wurden – ein Umstand, an den Old O’Flynn allerdings nicht gedacht hatte.
„Auch das noch“, sagte er mit gallebitterer Miene. „Jetzt haben wir das ganze Viehzeug an Bord.“
„Magst du meinen Sir John nicht?“ fragte Carberry drohend.
„Weiß ich nicht, hab’ ihn ja noch nicht probiert“, erwiderte der Alte frostig.
Plymmie setzte sich neben ihm auf die Planken der „Empress“ und blickte fragend zu ihm auf. Sie gab einen leisen, winselnden Laut von sich, dann stupste sie ihn mit ihrer Nase an.
„Na ja“, brummte Old O’Flynn. „Ist ja schon gut. Meinetwegen. Wir werden uns schon verstehen.“
An Bord der „Isabella IX.“, des Schwarzen Seglers und der „Empress of Sea II.“ wurden alle Vorkehrungen für das bevorstehende Auslaufen getroffen. Gegen Mittag gingen die Schiffe in See. Zurück blieben die „Caribian Queen“, die „Wappen von Kolberg“ und die „Pommern“.