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3.

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Als Mary nach einer Weile wieder an Deck erschien, hatte sie die große Bratpfanne in der Hand, hievte eine Pütz Wasser hoch und begann die Pfanne zu schrubben. Old O’Flynn kriegte nur einen äußerst giftigen Blick ab.

Während sie emsig an der Pfanne herumschrubbte, blickte Old Donegal mißmutig über das Wasser. Seine Laune war dahin, er brummelte etwas in seine Bartstoppeln.

„Na, hast du jetzt alles überdacht?“ fragte Mary leise. „Kann man wieder mit dir reden?“

„Mit mir kann man überhaupt nicht reden“, knirschte Donegal sauer. „Schon gar nicht über Vaterfreuden und so ’n Scheiß, weil ich nämlich zu alt dazu bin.“

Mary nahm einen neuen Anlauf, aber der alte Zausel hatte jetzt ausgesprochen schlechte Laune.

Mit sanft klingender Stimme sagte sie: „Es ist aber so, Donegal. Das kommt für dich vielleicht unerwartet, und du mußt damit erst fertig werden.“

„Ich bin schon fertig!“ brüllte Old O’Flynn. „Nämlich mit Gott, der Welt und allem anderen.“

„Kann ich verstehen, überhaupt wenn ich dein Gesicht betrachte. Das sieht aus wie der erste Wagen einer Geisterbahn!“

Vorn am Bug bedauerte der Bootsmann Martin lebhaft, daß er nicht mehr weiterkonnte. Am liebsten hätte er sich verdrückt, denn jetzt ging der Zirkus offenbar wieder von vorn los. So nahm er den Schwabber und benäßte hingebungsvoll und grinsend die Galionsfigur am Bug.

Das mit der Geisterbahn ging dem Alten doch merklich auf die Nerven. Er war stocksauer, denn damit hatte ihm die Snugglemouse ein hartes Ding verpaßt.

„Vielleicht wird das auch ein Geist, von dem du dauernd quatschst!“ schrie er mit knallrotem Schädel. „Ein heiliger Geist, was? Aber was immer das auch wird, ich bin jedenfalls nicht der Vater. Weiß der Satan, wer das war!“

Mary glaubte, sich verhört zu haben. Ihr Gesicht wurde hart und wild. Jetzt verstieg sich Donegal sogar noch dazu, seine Vaterschaft zu leugnen oder anzuzweifeln. Das war zuviel des Guten. Das hätte er nie und nimmer sagen dürfen. Ihr Temperament ging mit ihr durch. Auch sie war jetzt knallrot angelaufen.

„Sag das noch einmal!“ fauchte sie wild.

„Das sag’ ich noch hundertmal!“ keifte Old O’Flynn. „Tausendmal sag’ ich das sogar – und noch mehr, wenn’s sein muß!“

„Und das ist dein voller Ernst, Mister O’Flynn?“

„Mein voller Ernst ist das.“

Da explodierte die rothaarige Frau mit der Reibeisenstimme. In wilder jäher Wut hob sie die Eisenpfanne und knallte sie Old O’Flynn kraftvoll über den Schädel.

Es donnerte so laut, als sei ein Gong geschlagen worden. Martin Correa zuckte so heftig zusammen, als hätte das Ding ihn getroffen.

„So, das ist dein Geist!“ schrie Mary.

Aber das hörte Old O’Flynn kaum noch. In seinem Schädel fand eine bestialisch laute Detonation statt, und dann flogen Millionen bunter Sternchen an ihm vorbei, eins feuriger und farbiger als das andere.

Er wankte und wackelte und setzte sich dann total benommen auf die Planken. Die Welt bestand nur noch aus einem vielfältigen Reigen buntschillernder Dinger, die ihn pausenlos umkreisten.

Mary schmiß wütend die Bratpfanne hin, schluchzte laut auf und verschwand schniefend in der Pantry. Hinter sich donnerte sie das Schott zu, daß es durch die ganze Karavelle dröhnte. Dann schloß sie auch noch ab, wobei sie wieder laut schluchzte.

Old O’Flynn hockte inzwischen wie benebelt auf den Planken und konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Er hörte immer noch das laute Dröhnen der Bratpfanne, und ihm war, als schlage seine bessere Ehehälfte erneut damit zu. Die ganze Welt wackelte und wankte, als er versuchte aufzustehen. Aber das war nicht ganz einfach, er griff ständig haltsuchend um sich.

Martin wollte ihm zuerst zu Hilfe eilen, aber dann ließ er es lieber bleiben. Er hatte da so seine Erfahrungen mit den O’Flynns.

Die faßten das vielleicht als Einmischung in ihr Eheleben auf, und dann donnerte ihm die resolute Mary vielleicht auch noch eine Bratpfanne auf den Schädel.

Am besten war, er tat so, als hätte er von dem ganzen Drama nichts mitgekriegt. Dann war ihm auch die Peinlichkeit erspart, als Zeuge dabeigewesen zu sein. Aber das Grinsen konnte er sich trotzdem nicht verkneifen.

War ja mal wieder ein feiner Ehekrach, dachte er, und die rothaarige Mary hatte es dem alten Rauhbein höllisch gegeben. Er hatte nur nicht genau gehört, um was es eigentlich gegangen war. Nur von „Vater“ hatte er etwas verstanden und daß alle beide außerordentlich giftig waren.

Old O’Flynn war jetzt endlich auf den Beinen. Er schwankte wie ein Rohr im Wind und griff an seinen Schädel.

Ah, da wuchs etwas unter seiner Hand, das so groß wurde wie der in seiner Phantasie wachsende Pfahlbau der Pinte. Himmel, tat das weh! Sein ganzes Gesicht war zerknittert – und dann diese Sterne! Gerade raste wieder ein Komet vorbei, der zischend ins Meer schlug.

Der Alte wackelte ächzend und wie betrunken über Deck und schwankte von einer Seite zur anderen. Er sah wirklich aus, als hätte er randvoll geladen.

Nur weg, dachte er mühsam, sonst flog ihm noch so ein Ding an den Schädel. Mary war darin recht großzügig. Auf Tortuga hatte sie ihm in Diegos Kneipe auch einen Bierhumpen auf den Schädel gedonnert, als er mit ihr anbändeln wollte.

Verflixt, die hatte vielleicht einen Schlag drauf!

Mit glasigen Augen wackelte er weiter. Er wußte kaum noch, was er tat, er wollte nur fort, zum Auslüften, damit er wieder einen klaren Gedanken fassen konnte.

Schnaufend astete er sich voran, wo längsseits die Jolle vertäut lag. Sie verschwamm ständig vor seinen dösigen Blicken und tanzte auf und nieder.

„Halt doch mal an“, brummte er.

Er warf keinen Blick mehr zurück, aber er war immer noch stocksauer. Und wenn er mit schmerzverzerrtem Gesicht nach seinem Schädel tastete, dann wurde ihm angst und bange. Da wuchs ein Horn in die Höhe, das bis in den Himmel zu streben schien. Meilenweit mußte man das Horn sehen können.

„Verdammt, verdammt“, brummte er torkelnd. „Das hat aber gesessen. Väterchen, was?“ brabbelte er weiter. „Daß mich dieser und jener hole, zum Teufel.“

Leise ächzend und vor sich hin schimpfend, enterte er total dösig in die Jolle, ergriff die Riemen und paddelte los wie einer, der zum ersten Male eine Jolle durchs Wasser karrt.

Etwas später erreichte er das Land. Ohne rechts oder links zu blicken, verschwand Old O’Flynn im Ufergestrüpp auf der Südseite der Insel.

Seitdem blieb er für längere Zeit verschollen.

In der Pantry aber stand Mary. Sie schluchzte leise und vergoß ein paar Tränen, aber es waren Tränen der Wut und des Ärgers.

„Dieser Scheißkerl!“ schluchzte sie vor sich hin. „Der begreift überhaupt nichts. Der freut sich nicht einmal und spuckt gleich Gift und Galle, weil er Vater wird.“

Mit dem Handrücken wischte sie sich die Tränen ab.

„Na warte, Mister O’Flynn“, flüsterte sie, „dich werde ich schon hoch auf Trab bringen, bis du jubelst, daß deine Sippe um ein weiteres O’Flynnchen vermehrt wird. Das bringe ich dir noch bei, Mister!“

Mary O’Flynn war hart im Nehmen, und sie hatte Erfahrungen in ihrem Leben gesammelt. Sie hörte auf zu weinen und sah sinnend an das Schott der Pantry.

Männer, dachte sie, zeigten ja mitunter die merkwürdigsten Reaktionen, wenn sie erfuhren, daß sie Vater wurden. Manche reagierten darauf gelassen und friedfertig, andere regten sich furchtbar auf. O’Flynn war eben einer von der Sorte, die sich aufregte und das einfach nicht kapieren konnte oder wollte. Ein altes Ekel war dieser Mister O’Flynn. Aber auch in seinem Herzen würde sich noch eine Wandlung vollziehen, da war sie sich ihrer Sache ganz sicher.

Als sie das alles überdacht hatte, war sie wieder ganz die alte Mary mit dem goldenen Herzen.

Sie entriegelte das Schott und ging an Deck, wo Martin Correa verlegen grinsend herumstand. Man sah ihr auch nicht mehr an, daß sie eben noch geweint hatte.

„Wo ist denn dieser Mister O’Flynn geblieben, Martin?“ fragte sie mit etwas rauher Stimme. Sie sah sich nach allen Seiten um, aber von „Mister O’Flynn“ war weit und breit nichts zu sehen.

Martin räusperte sich verlegen und trat dabei unruhig von einem Bein auf das andere.

„Er – er hat die Jolle genommen und ist an Land gepullt. Er ist da drüben ins Gebüsch gerannt.“

„Gerannt?“ fragte Mary.

„Ja, er hatte es ziemlich eilig. Seitdem habe ich ihn nicht mehr gesehen.“

„Soll er“, sagte Mary grimmig. „Da kann der Kapitän auslüften und darüber nachdenken, was er falsch gemacht hat.“ Und was für ein altes Ekel er ist, fügte sie in Gedanken hinzu.

„Soll ich nach ihm rufen?“ fragte Martin.

„Der findet von allein zurück, Martin. Und wenn er wieder an Bord ist, hat er hoffentlich auch Vernunft angenommen. Sonst soll ihn der Teufel holen.“

„Aye, aye“, sagte Martin. „Soll ich nicht doch lieber …?“

„Nein, er soll nachdenken. Schließlich ist er alt genug, um zu wissen, was er tut.“

Martin bezweifelte das zwar manchmal, aber das behielt er doch lieber für sich. Der Kapitän würde erst mal seinen dösigen Schädel auslüften und dann brav zu Kreuze kriechen. War ja nicht das erste Mal, daß es einen handfesten Krach gab. Danach war Old O’Flynn immer ruhig und bescheiden zurückgekehrt.

In der Cherokee-Bucht gingen die Arbeiten unermüdlich weiter.

Die Schatzbeute war längst an Land gebracht worden, auch die Kanonen standen jetzt an Deck der „Wappen“ und der „Pommern“. Ein paar weitere waren mit den Jollen zum Land gebracht worden.

Die Wein- und Pulverfässer waren ebenfalls ausgeladen und am nahen Strand gestapelt worden.

Am Bug der „Golden Hen“ waren inzwischen unter Hesekiel Ramsgates sachkundiger Anleitung schwere Taljen angeschlagen worden.

Jetzt waren die Männer dabei, Leinen zum Land zu bringen und ebenfalls Taljen an den stämmigsten Kiefern anzuschlagen. Es war kurz nach Mittag.

„Du hast recht gehabt, Hesekiel“, sagte Jean Ribault. „Bis zum späten Nachmittag dürften wir mit dem Anschlagen fertig sein. Ich habe nicht geglaubt, daß wir es so schnell schaffen. Immerhin ist es eine Heidenarbeit.“

Der alte Schiffbaumeister nickte lächelnd.

„Vor Einbruch der Dämmerung sind wir fertig. Ich schlage vor, daß wir dann morgen früh damit beginnen, die Karavelle mit allen Mann auf den Strand zu ziehen und abzupallen. Es ist besser, wenn wir das bei Tageslicht tun. Morgen sind die Männer auch wieder frisch und ausgeruht.“

„Vorschlag angenommen“, sagte der Franzose.

Inzwischen ging Mary O’Flynn nach achtern, wo sich Gotlinde und Gunnhild mit den Kindern aufhielten.

„Hier in der Bucht wimmelt es von Langusten“, sagte sie. „Ein paar haben wir ja heute morgen schon an der Bay gefangen. Aber hier gibt es viel mehr. Die Männer werden hungrig sein, wenn sie mit der Arbeit fertig sind. Wenn wir ihnen dann Langusten, Brot und Wein zum Essen anbieten, wird das für alle ein Festmahl. Wollt ihr mit, weitere Langusten fangen?“

Die Frau des Wikingers nickte begeistert. Auch Gunnhild war sofort eifrig bei der Sache.

„Und wer paßt inzwischen auf die Kinderchen auf?“ fragte sie.

„Martin ist ja an Bord“, sagte Mary, „der kann mal hin und wieder nach den Kleinen sehen. Außerdem sind wir ganz in der Nähe. Da kann nichts passieren.“

Sie nahmen große geflochtene Körbe für die Langusten mit und gingen von Bord.

Martin sah ihnen grinsend nach, wie sie im flachen Strandwasser auf Langustenfang zogen.

Es wimmelte hier wirklich von den Tieren. Alle drei Frauen sammelten mit Feuereifer Langusten ein, die in Strandnähe herumkrebsten.

Mary war so eifrig bei der Sache, daß sie darüber ihren alten Brummbär ganz vergaß.

Innerhalb einer knappen Stunde hatten sie drei Körbe voll.

„Ob das reicht?“ fragte Gotlinde. „Ich kenne doch den Bärenhunger der Kerle.“ Sie sah zweifelnd auf die Masse krabbelnder Leiber, die ihre Fühler nach allen Seiten streckten.

„Wir sammeln noch mehr“, entschied Mary, „es gibt ja genügend. Außerdem haben wir noch reichlich Zeit bis zum Abend. Dann entzünden wir am Südufer der Bucht ein Feuer und bereiten sie zu.“

Erneut herrschte Betriebsamkeit in der Bucht. Während die Männer hart arbeiteten, fingen die drei Frauen weiterhin Langusten, bis kein Zweifel mehr daran bestand, daß sie reichen würden, selbst wenn der Hunger noch so groß war.

Seewölfe Paket 24

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