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Hellmuth Karasek – Wein für Nestroy

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Mit Hellmuth Karasek, dem unter anderem aus dem »Literarischen Quartett« wohlbekannten Literaten, hatte ich ein ganz besonderes Abkommen. Dank meiner Wiener Herkunft und meinem Interesse am Theater habe ich mir ein wenig Wissen über den berühmten Wiener Theaterautor Johann Nepomuk Nestroy aneignen können. Karasek wusste aufgrund seiner Theater- und Literaturkritikerarbeit natürlich sehr viel mehr über Nestroy als ich, zudem hat er ja auch selbst eine gut gehende Schriftstellerei. Nestroys Humor, wiewohl bitter, kann ungemein witzig sein, und so spielten wir uns, während er Hummersuppe und Seezunge aß, die Pointen gegenseitig zu. Das war für mich eine wunderbare Abwechslung. Wer kannte in Hamburg schon Nestroy! (Letzteres sollte sich allerdings nicht zuletzt durch meine eigenen bescheidenen Aktivitäten ein wenig ändern, darauf will ich später noch ausführlich zu sprechen kommen.)

Unser Spiel ging folgendermaßen. Für jede mir noch unbekannte Nestroy-Pointe, die mir Karasek präsentierte, gab’s ein halbes Glas Wein extra. Gratis! Das gefiel ihm. Sein Hirn rauchte. Er kramte in seinen hintersten Nestroy-Schubladen. Ich umgekehrt ebenso. Der Gewinner war meist Karasek. Er Pointe um Pointe vom Safte des Weinstocks illuminiert, ich dagegen immer staubtrocken. Wir waren aber stets ehrlich zueinander. Spielerehre!

Einmal klagte ich seiner Frau Armgard Seegers mein Leid und jammerte, dass ich bei dem enormen Nestroy-Wissen ihres Mannes noch zum Antialkoholiker würde. Sie tröstete mich mit den Worten: »Ich wüsste eine ganze Menge, was er nicht weiß, womit Sie ihn erwischen können.« Aber Eingesagtes macht keinen Spaß. Wenn Gewinnen nicht mehr freut und verlieren nicht mehr ärgert, dann ist Hopfen und Malz verloren.

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