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Peggy Parnass – Wehrt euch!

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Die Distanz, die trennende Barriere zwischen Oberkellner und Gast, ist überhaupt ein Thema, das mich immer wieder beschäftigt hat. Es gibt da vielfältige Abstufungen, doch bei fast allen Gästen ist sie immer mehr oder weniger zu spüren, was Nachteile, aber auch viele Vorteile hat. Ein Paradebeispiel für ihre verschiedenen Ausprägungen bietet die folgende Episode:

Ein sehr feiner Herr kam zusammen mit Peggy Parnass zum Mittagessen in den Grill, der Publizistin, Schauspielerin und Gerichtsreporterin. Der feine Herr mit wallendem dunklen Haar, akkurat sitzendem Anzug und strenger Miene. Das Personal, die Diener, scheint er nicht wahrzunehmen. Ganz im Gegensatz zu Peggy Parnass. Sie, locker, lächelt das Personal an, lacht jedem freundlich ins Gesicht. Leger gekleidet, auch wenn es dem comme il faut nicht entspricht. Sie könnte im Leinensack kommen, ihr Charme macht alles wett.

Ich berate, empfehle, mache Vorschläge. Frau Parnass fragt mit offenem Gesicht: »Was haben Sie denn heute zu Mittag gegessen?« – »Das steht nicht auf der Karte, gnädige Frau, wir bekommen doch Essen aus der Personalküche, in der Kantine.« Erstaunt fragt sie nach: »Nicht dasselbe Essen wie die Gäste?«

»Nein«, antworte ich, »Personal bekommt doch nicht das Gleiche wie die Gäste. Da gibt es doch Unterschiede.« Ungläubig versetzt sie: »Aber warum denn, wo ist denn der Unterschied? Das dürft ihr euch nicht gefallen lassen, wehrt euch dagegen!«

Das Gesicht des feinen Herrn beginnt sich unterdessen zu verziehen, nimmt einen säuerlichen und zunehmend grimmigen Ausdruck an. Frau Parnass abrupt zurechtweisend schnaubt er schließlich: »Du wirst doch nicht mit ihm« – er meinte mich – »ideologische Grundsätze klären.«

So viel zum Thema »Herr und Hund«.

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