Читать книгу Trümmerprinzessin - Ruth Broucq - Страница 13

Unvergleichlich

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Mit gerade 12 Jahren wurde plötzlich mein Interesse für das andere Geschlecht geweckt. Durch die Besucher bei meiner Freundin Evelyn. Verwandte ihrer französischen Mutter brachten einen hübschen 14 jährigen Jungen mit, der mir auf Anhieb gefiel. Der kleine Franzose hieß Marcel und hätte der Bruder von Rosels Freund Gerd sein können, blond und hübsch.

Mit den wenigen deutschen Worten, die er mit einem bezaubernd singenden Akzent aussprach, sagte er ganz offen dass er mich auch mochte. Ständig hielt er sich dicht in meiner Nähe, fasste mich ganz selbstverständlich an der Hand und legte bei jeder Gelegenheit seinen Arm um meine Schultern. Zum ersten Mal in meinem jungen Leben war ich verliebt und das fühlte sich ganz toll an, denn ich bekam sogar meinen ersten männlichen Kuss. Und das auch noch in Gegenwart aller Freunde. Während ich mich genierte fand Marcel das normal, sogar dass er mir immer wieder bestätigte wie hübsch er mich fand. Mein Selbstvertrauen stieg ins Unendliche und ich schwebte 2 Wochen lang wie auf Wolken.

Dann reisten die Franzosen ab, denn deren Schulferien waren noch vor unseren zu Ende. Am Ende war auch ich, seelisch. Zwar hatten wir uns versprochen uns zu schreiben, was aber mangels Kenntnissen in der anderen Sprache sicher nie passieren würde. Ich ahnte das, war doch die verbale Verständigung schon nicht einfach gewesen, wie hätte das schriftlich klappen sollen? Deshalb weinte ich beim Abschied in der Voraussicht meine erste Liebe niemals wieder zu sehen.

Womit ich leider recht behalten sollte.

Die Freunde versuchten mich zu trösten, außer Brittas jüngerem Bruder Peter. Hatte er sowieso keinen Respekt vor mir, so lachte er mich wegen meines Kummers auch noch lauthals aus. Einige Tage versuchte ich ihn zu ignorieren, wollte keine Auseinandersetzung mit ihm, weil er sowieso nicht zu unserer Clique gehörte, also unwichtig war. Nicht aus Angst vor dem stabilen Knaben, auch wenn er mir körperlich sicher überlegen war, sondern eher aus Rücksicht auf Britta wollte ich Streit vermeiden.

Doch als er nicht aufhörte mich mit seinen albernen Angriffen zu nerven warnte ich ihn: >Halt endlich die Klappe, du Äffchen! Sonst muss ich dir mal Benehmen beibringen. Und hau besser ab. Dich braucht hier niemand.< motzte ich den Rüpel an.

Statt mir aus dem Weg zu gehen schubste er mich und lachte: >Du? Kleines Würstchen? Was willst du mir denn beibringen? Hahaha! Dich lass ich doch unterm Arm Verhungern. Hahaha!< dabei schubste er mich mit einer solchen Wucht, dass ich stolperte und mit dem Fuß an den Bordstein stieß was einen heftigen Schmerz an meinem Knöchel verursachte. Ich sah rot!

Obwohl ich auch ein paar kräftige Schläge einstecken musste, war er letztlich der Verlierer weil er das Pech hatte, das ich zufällig mein Schlüsselbund in der rechten Hand hielt, was bei der Prügelei meine Schlagkraft verstärkte. Denn ich fand es nur gerecht, meine körperliche Unterlegenheit mit Hilfsmitteln auszugleichen.

Noch dazu war ich sehr flink und er schwerfälliger. Auch hatte ich mit Fairness wenig im Sinn und bediente mich deshalb eines typisch weiblichen Tricks, den mir meine Schwester beigebracht hatte. Zum Schluss rammte ich ihm mit voller Wucht mein Knie zwischen die Beine, in seine Weichteile und stellte befriedigt fest, dass es wirkte.

Peter klappte zusammen wie ein Taschenmesser und schnappte hochroten Kopfes nach Luft. Als er sich halbwegs erholt hatte gab er auf, in dem er sich jammernd auf den Rückzug machte, wobei er seine Geschlechtsregion schützend mit beiden Händen abdeckte.

Mitleidlos rief ich ihm hinterher: >Wer lässt wen verhungern, du Weichei? Ja, geh nur zu deiner Mama und heul dich aus.<

Von Peter hatte ich danach nichts mehr zu befürchten, ich hatte ihm den Mut abgekauft, er ging mir aus dem Weg. Aber Britta war ab diesem Tag deutlich distanzierter, das war der negative Gewinn dieses Kampfes.

Einige Monate später zog Familie Roll in eine andere Gegend um und mir blieb nur noch Evelyns Gesellschaft.

Da Evelyn im nächsten Schuljahr sehr beschäftigt war weil sie sich auf Prüfungen vorbereiten musste, sah ich mich nach anderen Freizeit-Beschäftigungen um und wurde an einer Stelle fündig, die ich nie vermutet hätte.

Ich erfuhr welchen Schmerz Liebeskummer verursacht.

Trümmerprinzessin

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