Читать книгу Trümmerprinzessin - Ruth Broucq - Страница 8

Unzüchtig

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Durch den erneuten Verlust einer Spielkameradin wurde ich mit einem noch undurchsichtigeren Erlebnis konfrontiert, für das ich erst Jahrzehnte später eine hässliche Erklärung fand.

Ich hatte viele Cousinen und Cousins mütterlicherseits, aber alle um einiges älter als ich. Deshalb war mir Tante Jules Nachkömmling Ingrid, 4 Jahre jünger als ich, am liebsten. Ingrid war gerade in das Alter gekommen, dass sie sich zur Spielgefährtin eignete, so dass ich fast täglich in den 24ziger stieg und hin fuhr. Natürlich weiterhin als respektierte Schwarzfahrerin.

Gleich neben Tante Jules Wohnhaus hatte sie einen Kaninchenstall und davor gab es eine kleine Wiese. Dort züchtete meine Tante 8 Karnickel, um so den Braten für Weihnachten oder andere wichtige Feste zu mästen.

Auf der gegenüber liegenden Straßenseite lebte die Familie Brecher mit ihren vier Kindern. Die 9 jährige Karla kam oft zu uns rüber wenn ich mit meiner Cousine Ingrid auf der kleinen Wiese spielte. Zwar sah die Tante das nicht gerne, weil sie die Familie Brecher >asozial< nannte, aber uns Kindern sagte dieser Begriff nichts. Außerdem mochten wir die Karla auch gerne, weil sie so verrückt war. Ihr rostrotes Haar und die vielen Sommersprossen auf der Nase, dann das lückenhafte Gebiss und ihre meist löchrige und schmutzige Kleidung passten zu ihrer flippigen Art mit den tollen Spielideen.

Eines Tages war Ingrid krank und Tante Jule musste mit Ingrid zum Doktor, so dass ich eigentlich nach Hause fahren wollte, was Karla aber verhinderte.

>Wir können doch so lange alleine spielen bis Ingrid zurück kommt. Oder musst du jetzt schon nach Hause kommen?< fragte sie.

Zögernd erwiderte ich: >Ich weiß nicht ob die Tante das erlaubt.< Das Mädchen schüttelte verwundert den Kopf und wollte wissen: >Wieso die Tante? Die hat doch sicher nichts dagegen. Nein, ich meinte deine Mutter, ob die schimpft wenn du noch nicht nach Hause kommst.<

Ich lachte, erklärte: >Meine Mutter ist doch noch arbeiten und meine Oma hat nicht gesagt dass ich früh zu Hause sein muss. Du meinst also der Tante Jule ist das recht wenn ich noch hier bleibe?< Dabei verschwieg ich ihr wohlweislich dass die Tante mir wohl befohlen hatte nach Hause zu fahren. Allerdings ohne Begründung. Und außerdem war ich ja draußen, nicht in Tante Jules Wohnung, also konnte sie nicht bestimmen ob ich blieb oder ging.

>Was soll sie denn dagegen haben? Die kennt uns doch!< sagte Karla im Brustton der Überzeugung.

>Eben!< sagte ich, meinte es allerdings nicht positiv, aber schließlich wollte ich nicht verraten, dass meine Tante die Brechers nicht mochte. Dennoch blieb ich.

>Und was spielen wir?< fragte ich entschlossen.

Karla zögerte einen Moment dann sagte sie geheimnisvoll: >Wenn du ein Geheimnis für dich behalten kannst, zeige ich dir was ganz, ganz tolles. Aber das darfst du wirklich keinem erzählen. Auch nicht deinen Freunden oder deiner Schwester und deiner Mutter schon gar nicht.<

Gott was konnte das wohl sein, ich platzte fast vor Neugierde, gab mich aber völlig gelassen. >Meine Schwester wäre die Letzte der ich ein Geheimnis erzählen würde. Aber so wichtig kann das doch nicht sein, dass du Angst haben musst, das es raus kommt.<

Sie kam näher und senkte die Stimme zu einem Flüstern als sie beschwörend erklärte: >Doch! Dann würde ich solchen Ärger kriegen, wie du dir nicht vorstellen kannst. Wenn das meine Eltern erfahren, dann käme ich bestimmt in ein Heim. Also schwöre mir erst dass du dir eher die Zunge abschneiden lässt als das Geheimnis zu verraten.<

Ich wurde vor Spannung ganz kribbelig, versuchte es zu verstecken in dem ich bagatellisierte: >Nee, ich sage nix, aber meine Zunge bleibt drin. Warum sollte mir die Jemand abschneiden? Das glaub ich nicht! Nun sag schon, klaust du oder was?<

Sie grinste breit als sie mich aufklärte: >Nee, das brauche ich nicht. Ich kriege schöne Geschenke. Schokolade, Bonbons oder was ich mir wünsche. Auch Geld wenn ich will. Klauen habe ich doch nicht nötig!< prahlte sie angeberisch.

Nun verstand ich gar nichts mehr. Ich zweifelte: >Wegen Geschenken würden deine Eltern dich ins Heim stecken? Du spinnst doch! Hast du mir aber einen schönen Quatsch erzählt. Nee, ich fahre lieber mit dem nächsten Bus nach Hause, du veräppelst mich ja doch nur.<

Karla packte meinen Arm, zog mich so nahe an sich dass ihr Mund mein Ohr berührte und versprach: >Ich schwöre, ich lüge nicht. Komm mit, ich werde es dir beweisen. Heute gibt es Geld weil ich meine Wünsche nicht gesagt hatte. Und du kriegst auch Geld, wenn du mitmachst. Damit können wir uns was Schönes kaufen. Komm! Geh mit mir.<

>Wohin?< fragte ich unsicher. Die Aussicht auf Erfüllung mancher Wünsche lockte mich. >Wie viel Geld gibt es denn und wer gibt es uns? Und warum? Was müssen wir dafür tun?< bohrte ich, denn mir war schon klar dass man für nichts auch nichts bekam. Aber wenn es stimmte was sie behauptete und je nachdem wie viel es war könnte ich es auch meiner Mutter geben, damit sie nicht immer so lange arbeiten musste. Die Aussicht machte mich schon williger.

>Wirst du sehen, komm!< drängte sie und zog mich an einer Hand hinter sich her.

Unwirsch verlangte ich: >Lass mich los, ich kann alleine laufen. Und sag mir endlich wohin wir gehen. Ist es weit?< war ich gespannt genug um mit ihr zu gehen.

>Nein. Zum Schuster!< war die spartanische Erklärung.

>Was? Zum Schuster? Sag mal, bist du bescheuert? Was wollen wir denn da? Schuhe besohlen? Das können wir doch gar nicht.< war ich endgültig davon überzeugt dass sie mir Unsinn erzählt hatte.

Karla lachte laut.> Doofes! Natürlich nicht! Sei doch nicht so ungeduldig und warte ab. Der Schuster ist ein lieber alter Mann, da müssen wir nicht arbeiten. Siehst du gleich, wir sind da. Komm mit rein.<

Vor einem kleinen Hinterhäuschen blieb Karla stehen und sah mich triumphierend an. Verwirrt begutachtete ich das kleine Fachwerkhaus, das nur ein winziges Fenster mit blinden Scheiben hatte und eine grün gestrichene Holztür. Es sah sauber aber unscheinbar aus und ein Fremder wäre nie auf den Gedanken gekommen das darin eine Schuhmacherei war, wenn nicht das kleine Schild über der Tür darauf hingewiesen hätte.

Unsicher folgte ich ihr in das halbdunkle Innere wo mich der Geruch nach Gummi und Leim empfing und meine Augen sich erst einmal an das Dämmerlicht gewöhnen mussten. Hinter einem groben Arbeitstisch, der von einer niedrig hängenden, runden Metalllampe hell beleuchtet wurde, saß der hagere Schuster auf einem Schemel. Als er uns sah legte er den Hammer aus der Hand und strahlte uns an.

Der alte Mann war sicher über 70, jedenfalls empfand ich ihn als Greis weil sein Gesicht tiefe Furchen hatte und er schneeweiße Haare und ebensolche Bartstoppeln hatte.

>Ach da kommt ja mein kleiner Sonnenschein. Und noch eine süße Freundin hast du mir mitgebracht? Du bist aber wieder lieb zu mir. Komm, setz dich auf meinen Schoß, damit ich dich fühlen und streicheln kann.< verlangte er mit krächzend heiserer Stimme.

Gehorsam folgte Karla seinem Verlangen und ich starrte irritiert auf das Geschehen und ich wusste nicht was ich davon halten sollte. Sie saß auf seinem Schoß und seine Hände strichen über ihre Schenkel, Bauch, Brust, und wieder hinunter, dabei rutschte Karla auf seinem Schoß hin und her und lächelte ganz verzückt. Auch zwischen ihre Beine glitten seine Hände und er stöhnte: >Ach mein Engelchen, wie schön du bist. Wie lieb du zu mir bist. Was möchtest du denn haben? Hast mir gar nicht deine Wünsche gesagt. Soll ich dir 10 Mark geben damit du dir selbst was kaufen kannst, mein Engel?<

>Ach, nur 10 Mark? Du hast mir schon mal mehr gegeben.< maulte Karla und saß still.

>Beweg dich bitte mein süßer Engel. Bitte!< hechelte der Alte. >Ich gebe dir ja was du willst, aber deine Freundin will doch bestimmt auch was haben, oder nicht? Ihr gebe ich doch dann das gleiche. Ja, kommst du denn auch auf meinen Schoß, kleines hübsches Mädchen? Ich will dich auch streicheln. Komm!< forderte er mich auf und schob Karla achtlos beiseite.

Ich schüttelte heftig den Kopf und sagte energisch: >Nein! Das will ich nicht! Ich mag keine alten Männer.<

Kurzes betretenes Schweigen entstand. Während der Alte mit dem Kopf nickte, als habe er meine Abneigung schon vorher erkannt, sah Karla mich ganz enttäuscht an und sie versuchte schnell meine abweisende, ehrliche Antwort zu entschärfen: >Ach lass sie doch Schusterlein, sie ist dumm. Dann setz ich mich wieder wenn du willst.<

Der alte Bock nickte und verlangte: >Ja mein Engel, und du bekommst dann das Doppelte, aber nur wenn du dein Höschen ausziehst. Komm, mach mich glücklich mein süßer Sonnenschein.<

Ich glaubte meinen Augen nicht zu trauen als Karla den Rock hob, aus ihrer Unterhose schlüpfte und die Beine spreizte als der widerliche Alte ihr zwischen die Beine fasste und ihre Muschi befummelte.

Dabei stöhnte er: >Ach wie schön, das liebe ich und so feucht ist dein kleines Pfläumchen, komm schnell setz dich auf meinen Schoß. Ach ja, oh ja…

Fluchtartig verließ ich den Raum, rannte den kurzen Weg bis zur Straße und erreichte eben noch den Bus Richtung nach Hause.

Mir war elend schlecht, und ab diesem Erlebnis kannte ich Ekel.

Trümmerprinzessin

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