Читать книгу Nachtkerzen Phantastische Geschichten - Ruth und andere Boose und andere - Страница 11
ОглавлениеDie anderen Bewerber stellten sich Michelle vor, während sie zwei Schokoladenpralinen aus der großen Gästeschale nahm.
„Sie würden nicht vermuten, dass jemand seine Arbeit an eben jenem Tag aufgibt, an dem man ihm eine Beförderung anbietet …“
Sie wurde mitten im Satz unterbrochen, als sich eine zweite Tür zum Nebenzimmer öffnete. Ein älterer Herr in einem grauen Nadelstreifenanzug spähte über seine Zweistärkenbrille und sprach sie mit einem sanften Lächeln an: „Guten Tag und vielen Dank für Ihr heutiges Erscheinen! Mein Name ist Professor Köhler. Ich werde Sie nun einen nach dem anderen zum Bewerbungsgespräch in mein Büro bitten. Am Ende dieser Gespräche werde ich mich entscheiden, wer von Ihnen eingestellt wird.
Seien Sie versichert, dass jedem von Ihnen eine sorgfältige Prüfung unter Berücksichtigung Ihrer Eignung zuteilwird. Ich kann Ihnen sagen, dass ich mir diese Entscheidung aufgrund der von Ihnen eingereichten Lebensläufe sicher nicht leicht machen werde. – So, nachdem das klargestellt ist, fangen wir nun an mit … Don.“
Don erhob sich lächelnd und ergriff Professor Köhlers ausgestreckte Hand. Der Professor führte ihn zu einem Schreibtisch aus Mahagoniholz im hinteren Teil seines Büros, wobei er ein wenig hinkte.
Er nahm Platz, rückte seine Brille zurecht und begann, in dem kleinen Stapel Unterlagen zu seiner Linken zu blättern.
„Mal sehen … Don … Don … Ah ja, hier ist Ihr Lebenslauf! Hatten Sie Probleme, zu uns zu finden, Don?“
„Aber nein, GPS wirkt Wunder!“, gab Don zurück. Die beiden schmunzelten.
Während es sich Don in seinem Stuhl bequem machte und die Beine kreuzte, nahm sich der Professor einen Augenblick Zeit, um einen Blick auf die erste Seite des Lebenslaufs in seiner Hand zu werfen. „Ihr Ausbildungshintergrund ist sicherlich ausreichend für diese Stelle“, gab Professor Köhler zu, „wenngleich ich anmerken muss, dass es ein ziemlicher Sprung im Vergleich zu ihrer bisherigen Tätigkeit wäre. Sie haben zuletzt auf einem … Schrottplatz gearbeitet, richtig? Könnten Sie mir ein wenig von Ihren Erfahrungen dort berichten?“
Don öffnete die Beine wieder, räusperte sich und antwortete: „Bis vor gut drei Wochen habe ich auf Jakes Automobil-Schrottplatz gearbeitet. Es war für den Anfang kein schlechtes Angebot gewesen, aber ich habe schon länger versucht, wieder von dort wegzukommen, um doch noch von meinem College-Abschluss zu profitieren. Außerdem wollte ich in jeder Hinsicht endlich den Dreck unter meinen Nägeln loswerden.
Und nach diesem Vorfall mit dem Imperial, na ja … ich wusste danach, dass ich wegmusste, komme, was wolle.“
„Imperial?“, hakte der Professor zweifelnd nach. „Ein Auto? Sie meinen, sie wurden bei einem Unfall verletzt?“
„Nicht so ganz“, erwiderte Don und faltete die Hände, während er sich bemühte, eine nervöse Zuckung im rechten Knie zu unterdrücken. „Ein Kerl … so ein unangenehmer, widerwärtiger Typ brachte eines Tages sein Auto zum Verschrotten …“
„Den Imperial“, vermutete der Professor.
Don nickte und fuhr fort: „Nun, ich kann natürlich nicht erwarten, dass Sie mir Glauben schenken, aber es hat sich genau so zugetragen, wie ich es Ihnen jetzt berichten werde …“