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Die Familie meines Stiefvaters

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Mein Stiefvater hatte einmal eine richtig große Familie. Seine Mutter hatte mehrere Geschwister, von denen eine seiner Schwestern ganz in der Nähe unserer früheren Wohnung lebte. Mitten in Lübecks Altstadt, in einem Hinterhof in einem winzigen Ganghaus. Früher hatte eine komplette Familie darin gewohnt, das ging auch irgendwie, jetzt lebte sie alleine dort und es war eng. Immerhin gab es schon ein kleines Badezimmer in dem Haus und eine winzige Küche; früher war keine Toilette im Haus. Die gesamte Familie kam dort oft komplett zu Besuch, manchmal konnte die Tür nicht mehr verschlossen werden und manchmal wurde auch der Tisch rausgestellt und es wurden einige Stühle dazugestellt, damit wenigstens alle sitzen konnten. Ein paar Häuser weiter wohnte die Tochter der Tante, die auch immer regelmäßig nach ihrer Mutter sah. Eine Schwester hatte mein Stiefvater ebenfalls, diese wohnte in Hamburg, und in den ersten Ehejahren meiner Mutter und meines Stiefvaters gab es noch regelmäßig Kontakt, weil die Schwester auch oft bei den Großeltern zu Besuch war und wir einige Male bei ihr in Hamburg waren. Die Schwester hatte noch einen Sohn, der geistig behindert war und bei ihr lebte, und eine Tochter, die bei den Großeltern aufgewachsen war, also praktisch zusammen mit meinem Stiefvater. Auch mit dieser Tochter gab es zuerst noch guten Kontakt, wir feierten auch mal Silvester zusammen und wurden zu Geburtstagen eingeladen. Die andere Schwester der Oma hatte nach Frankreich geheiratet und lebte im Elsaß. Mein Stiefvater besuchte sie dort mal und später musste er nochmals mit seiner Mutter hinfahren, als die Tante verstorben war, um die Erbschaft zu regeln. Die Großeltern waren irgendwie speziell. Die Oma herzensgut, aber extrem schwerhörig. Wenn man mit ihr alleine war, fragte sie dann Dinge, die der Opa nicht wissen sollte und sie steckte uns dann immer heimlich Geld zu. Schwierig war es nur, sich mit ihr zu unterhalten, weil man trotz Hörgerät immer sehr laut mit ihr reden musste. Niedlich war aber die Art der Oma, wenn man etwas Neues hatte. War man beim Friseur, sagte sie meist: "Gratelier ook zu deine neue Haarfrisur!" Der Opa war so ein wenig Louis de Funes, genau so klein, sogar eine Ähnlichkeit im Verhalten gab es. Er ging auch so schnell an die Decke wie Louis in seinen Filmen und er liebte seine Frau heiß und innig, auch nach über 50 Ehejahren. Er hatte Angst um seine Frau und machte fast alles für sie. Opa war ein Pfennigfuchser, kannte die Preise in allen Supermärkten des Stadtteils und ging dann entsprechend auf Einkaufstour. Er fuhr noch Rad, auch noch mit 80 Jahren.

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