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Meine Kindheit als "Tantenkind"

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Da meine Eltern keinen Kindergartenplatz für mich bekamen, konnte meine Mutter mich mitnehmen zu ihrer Arbeitsstelle im Behindertenheim. Dort war ich dann ein gesundes Kind zwischen behinderten Menschen. Teilweise war ich geistig bereits weiter als die meisten Heimbewohner. Von den älteren wurde ich ziemlich verwöhnt, die passten dann auch schon mal auf mich auf. Die Erzieherinnen im Heim wurden damals mit "Tante" angesprochen, und deshalb war ich ein "Tantenkind", auch andere Kolleginnen meiner Mutter brachten ihre Kinder mit zur Arbeit. Zwei von ihnen bekamen ihre Babys in der Zeit, und das war für mich wieder etwas Besonderes. Bei den zwei Kolleginnen meiner Mutter, Sigrid und Doris, war ich besonders oft. Doris bastelte viel mit mir und brachte mir auch bei, aus Seifenresten wieder neue Seife herzustellen und aus Kerzenresten neue Kerzen zu gießen. Das waren echte Glücksmomente für mich. Bei Sigrid war ich am liebsten, wenn sie ihren kleinen Sohn badete, das war einfach zu süß. Ich hatte eine relativ glückliche und unbeschwerte Zeit.

Jede Wohngruppe hatte eine Liegewiese, wo wir uns im Sommer gerne aufgehalten haben. Auch das Obst aus dem Garten des Heimleiters war vor uns nicht sicher, besonders die Pflaumen stibitzten wir heimlich. In dem Garten konnte ich gut Roller und Fahrrad fahren, wir kletterten auf Apfelbäume und der kleine Sohn von Sigrid plantschte in einer kleinen Wanne. Es gab auch so etwas wie einen Beschäftigungsraum, wo gemalt, gebastelt, gepuzzelt und gespielt werden konnte. Ich mochte immer am liebsten Mini-Steck, die bunten Steckbilder, die ich natürlich leicht hinbekam.

Ganz besondere Momente im Jahr waren das Erntedankfest, das immer groß gefeiert wurde, und die Weihnachtsfeier. Viele Jahre später war ich mal zum Martinsmarkt in diesem Heim. Inzwischen schien auch das Gelände vergrößert worden zu sein und es gab viele neue Gebäude, ich habe kaum etwas wiedererkannt. Natürlich waren auch die früheren Mitarbeiter nicht mehr dort tätig und von den aktuellen Bewohnern kannte ich auch niemanden mehr. Aber ich liebe es, nach vielen Jahren an Stätten meiner Kindheit zurück zu kehren und zu sehen, was sich dort so entwickelt hat.

Die Lebensachterbahn

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