Читать книгу Selbst der beste Plan - Séamus Ó Grianna - Страница 11
III
ОглавлениеDenis schwebte auf Wolken. Immer wieder sprach er über das schöne Mädchen aus Drumnacarta, das er heiraten würde, und wie sehr sie einander liebten. Neben der Freude, die es ihm machte, über seine Romanze zu reden, wollte er möglichst viele der jungen Männer von Rinamona zum Evangelium von der Ehe bekehren, die auf Liebe beruht und nur auf Liebe. Seine Theorien waren beträchtlich verstärkt worden. Sein Traum war nun Wirklichkeit.
Er beschloss, mit Charles McGladdery anzufangen. Der war nicht gerade etwas fürs Auge, aber im Vergleich zu den anderen jungen Männern der Gegend war er wohlhabend. Ein Onkel aus Amerika hatte ihm eine Erbschaft hinterlassen. Mit einem Teil des Geldes ließ er sein altes Haus mit Schiefer decken, und er baute ein Zimmer an. Er hatte ein Pferd und zwei Kühe und einen Bullen. Der Pfarrbulle galt damals in den Rosses als Zeichen gesellschaftlicher Überlegenheit.
Obwohl er also nicht gerade ein schöner Mann war, wäre es Charles leichtgefallen, eine Frau zu finden. Jede Mutter in Rinamona, die eine heiratsfähige Tochter hatte, warf ihre Angel nach ihm aus.
Denis hätte aus Charles sehr gern einen ersten bekehrten Jünger gemacht. Charles war durch seinen Wohlstand mehr oder weniger ein König. Wenn er anführte, würden die restlichen jungen Männer folgen.
»Die Mädchen aus Drumnacarta sehen sehr gut aus«, sagte Denis eines Abends zu Charles. »Und sie sehen nicht nur gut aus, sie sind auch kultiviert. Sie sind ganz anders als die Mädchen hier unten.«
»Ich hab beim letzten Sommerjahrmarkt in Dungloe deine Freundin gesehen«, sagte Charles. »Die ist wirklich eine Schönheit.«
»Die sehen alle gut aus«, sagte Denis. »Und sie haben alle so feine Manieren.«
»Ich glaube, deine Freundin wird dir eine ziemlich gute Mitgift bringen«, sagte Charles.
»Das weiß ich nicht«, erwiderte Denis. »Ich habe nicht gefragt. Ich heirate sie aus Liebe. Sie heiratet mich aus Liebe. Geld hat damit überhaupt nichts zu tun.«
»Ich weiß«, sagte Charles. »Aber trotzdem, Geld ist nicht zu verachten. Und ich weiß genau, dass der Lange Shamey McCann einen Haufen Geld hat. Und Rosie ist die einzige Tochter … Aber du sagst, alle Mädchen da oben sehen gut aus?«
»Das tun sie, und das wissen sie«, antwortete Denis. »Jede Einzelne von ihnen weiß, dass ihr Gesicht ihr Vermögen ist, wie das alte Sprichwort behauptet. Jede von ihnen weiß, dass sie auch ohne einen Penny an Mitgift heiraten kann. Und wie schon gesagt, sie sind sanft und kultiviert. Am nächsten Samstagabend ist ein Tanz bei Conall More. Wenn du mitkommst, kann ich dir mindestens ein halbes Dutzend feine Mädchen vorstellen.«
Am folgenden Samstagabend gingen die beiden jungen Männer zu diesem Tanz in Drumnacarta. Sie wurden herzlich willkommen geheißen und unterhielten sich prächtig.
Sie wiederholten diesen Besuch noch oft.
»Na«, fragte Denis eines Nachts auf dem Heimweg, »hast du dich schon entschieden?«
»Nein, hab ich nicht«, erwiderte Charles. »Das sind alles nette Mädchen. Doch ich kann unter ihnen nicht die eine finden, die ich gern heiraten würde.«
»Du bist eben in keine von ihnen verliebt«, sagte Denis. »Aber das kommt schon noch. Und es könnte kommen, wenn du am wenigsten damit rechnest. Wie ein Blitz aus heiterem Himmel. So war das bei mir an dem Abend auf der Hochzeit in Bunnamann. Aber du musst dein Herz darauf vorbereiten, so wie ich es gemacht hatte. Du musst jeglichen Gedanken an Geld aus deinen Überlegungen verbannen. Du musst an die Liebe glauben. Dann wird sie kommen. Da kannst du ganz sicher sein, sie wird kommen. Denn sie ist ein Geschenk des Himmels.«
Eines Abends im folgenden Winter saßen einige junge Männer – auch Denis Doherty war dabei – in der Kneipe von Shewan Aleck. Irgendwer erwähnte Charles McGladdery. »Ich habe schon mehrmals gehört, dass er noch vor der Fastenzeit heiraten wird«, sagte ein anderer.
»Nicht vor der nächsten Fastenzeit, so wie ich ihn kenne«, sagte Denis. »Und ich glaube schon, dass ich das tue. Unser Charles hat es durchaus nicht eilig. Er will ganz sicher sein, dass es ihm und dem Mädchen wirklich ernst ist, ehe er sich erklärt.«
»Es gibt gar keinen Grund, warum er warten oder auch nur ein bisschen zögern sollte«, sagte Shewan Aleck, die Wirtin. »Er hat alle Trümpfe in der Hand. Die eingeschworenen Tricks, wie die alten Spieler immer gesagt haben. Es kann gar nicht schiefgehen. Er hat ein schönes Stück Land und ein gutes Haus. Er hat ein Pferd und zwei Kühe und einen Bullen. Er hat bei den Mädchen hier in der Pfarre die freie Auswahl.«
»Nicht in der ganzen Pfarre«, sagte Denis. »Höchstens in der Gegend von Rinamona. Es gibt hier in der Pfarre Mädchen, die ihn nicht wegen Haus und Land und Vieh heiraten würden.«
»Oder erst, wenn sie gefragt werden«, sagte Shewan.
»Also wirklich«, sagte Denis. »Ich bin der Letzte auf der Welt, der etwas gegen Charles McGladdery sagen oder ihn in irgendeiner Hinsicht heruntermachen würde, er ist mein bester Freund. Was ich sagen wollte, ist Folgendes: Es gibt Mädchen in der Pfarre, die ihn nicht um allen Reichtum auf der Welt heiraten würden, wenn sie ihn nicht lieben.«
»Das ist doch Unsinn«, sagte Shewan.
»Wenn du gestattest, meine Gute, das ist kein Unsinn«, widersprach Denis. »Es hat Zeiten gegeben, als eine Ehe zwischen einem Stück Land und ein paar Pfund abgemacht wurde. Wir haben hier Generationen hindurch in Finsternis gelebt, weil wir keine Bildung besaßen. Aber den Menschen geht nun langsam ein Licht auf. Der Tag ist nicht mehr fern, wenn Liebe, und nur Liebe, Männer und Frauen bei der Wahl ihrer Lebensgefährten leiten wird.«
»Das sind große Worte«, sagte Shewan Aleck. »Aber ich möchte mal die junge Frau sehen, die einem Haus wie dem, das Charles McGladdery ihr anbieten kann, den Rücken kehren und sich für die Landstraße und die Büsche am Straßenrand als Nachtlager entscheiden würde.«
»Ich kenne eine Frau, die das tun würde«, sagte Denis. »Ein Mädchen, das den reichsten Mann des Landes abweisen und den Mann heiraten würde, den sie liebt, und wenn er nicht einen Penny hätte. Wann werdet ihr ansonsten guten Christenmenschen endlich begreifen, dass Ehen von der richtigen Sorte im Himmel geschlossen werden und dass solche Ehen auf Liebe aufgebaut sind?«