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III

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Mit zwanzig verließ Manus MacAward seine Heimat und ging nach Amerika. Er nahm seine früheren Gewohnheiten und Interessen mit. Er war ein überzeugter Raucher, und seine Liebe zu Geschichten war unvermindert.

In Amerika entwickelte er beide Vorlieben weiter. Er probierte die besten Tabaksorten aus. Nachdem er festgestellt hatte, dass eine Pfeife bald bitter schmeckt, wenn man sie über einen längeren Zeitraum hinweg ununterbrochen benutzt, kaufte er sich eine zweite und dann eine dritte. Er vergrößerte seinen Fundus an Pfeifen, bis er sieben hatte – eine für jeden Tag der Woche. Und er wurde ein Fachmann in der Kunst, eine Pfeife langsam warm zu rauchen.

Dann kam ein neues Interesse am Geschichtenerzählen. Er wollte lesen. Aber er hatte noch nicht viel gelesen, als er feststellte, dass seine magere Volksschulbildung ihm keine Grundlage lieferte, auf der er sich den besten Geschichten in der englischen Sprache widmen könnte. Also besuchte er Abendkurse. Nach einer Weile erwachte sein Interesse an der amerikanischen Short Story, vor allem an den Werken von O. Henry. Später entdeckte er, dass er die besten Kurzgeschichten aus aller Welt in der Übersetzung lesen konnte – und die meisten sprachen ihn an, vor allem die französischen.

Wenn er nicht gerade Geschichten las und Rauchen zu einer schönen Kunst entwickelte, lernte Manus in Amerika noch etwas. Er fing an, sich für die Freiheit Irlands zu interessieren. Er las nun die Irish World und beschäftigte sich intensiv mit den Aktivitäten der verschiedenen irischen Organisationen in Amerika. Er besuchte Kundgebungen, bei denen Parnell, Devoy und O’Donovan Rossa sprachen. Einmal reiste er mehrere Hundert Meilen, um Tom Clarke zu sehen und zu hören.

Nach zehn Jahren in der Ferne kehrte er in die Rosses zurück, mit einer schönen Summe Geldes, einem Koffer voller Bücher und sieben Pfeifen.

Heimgekehrt, musste er sich dann eingestehen, dass er seiner Zeit voraus war und ihr zugleich hinterherhinkte. Im größeren Teil der Rosses war die Schönheit der irischen Sprache verschwunden, und die Menschen machten grauenhafte Versuche, sich auf Englisch auszudrücken. Sie irrten zwischen zwei Kulturen umher, da sie (durchaus aus stichhaltigen Gründen) die alte aufgegeben und noch keine Zeit gehabt hatten, sich die neue anzueignen. Was die Freiheit Irlands anging – die war den Menschen in den Rosses egal. Die war etwas, das sie nicht verstehen konnten.

Manus baute sich ein hübsches kleines Haus an einer der schönsten Stellen der Rosses. Er hatte seine Bücher und seine Pfeifen. Aber er war nicht glücklich. Er spürte, in den Worten der Genesis, dass es nicht gut für den Menschen sei, allein zu sein. Er würde sich also eine Frau suchen müssen.

Das hätte eigentlich nicht weiter schwierig sein dürfen, denn mehrere Mütter aus der Nachbarschaft hatten schon für eine ihrer Töchter ein Auge auf ihn geworfen. Aber Manus konnte nicht überredet oder beeinflusst werden. Er wollte seine eigene Wahl treffen, und zwar nach seinem eigenen Plan. Er war in keine verliebt, und das bedeutete für ihn einen großen Vorteil. Er würde ein Mädchen in die Waagschale legen, und wenn es seinen Ansprüchen nicht genügte, würde er zum nächsten weitergehen.

Die Erste, die er ins Auge fasste, war eine gewisse Mary McGee. Mary sah auch nicht schlecht aus, aber sie musste noch auf andere erforderliche Qualifikationen hin unter die Lupe genommen werden. Manus hörte ihr aufmerksam zu, als eines Abends etliche junge Leute in einem Haus in der Nachbarschaft zusammensaßen. Mary, der nicht klar war, was sie anrichtete, zeigte ihre fatale Schwäche. Sie redete sehr viel, und Manus dachte, sie sei in dieser Hinsicht womöglich noch schlimmer als seine Mutter.

Er ging zur Nächsten weiter – einem Mädchen namens Biddy McHugh. Biddy schmückte keine Geschichte mit vielen Abschweifungen aus. Aber sie hatte eine noch schlimmere Angewohnheit – eine ungeheuer irritierende Angewohnheit. Egal, wie spannend die Geschichte war, die gerade erzählt wurde, Biddy sprang auf ein Wort an und eröffnete dann mit einer Bemerkung dazu einen ganz neuen Strang. Der Hausherr erzählte, wie vor der Küste vor kurzer Zeit jemand um ein Haar ertrunken wäre und welche Rolle er selbst bei der Rettung gespielt hatte.

»Wir kamen gerade von Inishbeg und segelten so kurz vor dem Wind, wie überhaupt nur möglich, denn wir wollten schon mit der nächsten Kursänderung die Landzunge von Inishfree hinter uns bringen …«

»Ich frag mich ja, wie es Carry Villy auf Inishfree gefällt«, fiel Biddy ihm ins Wort. Und ihr Schicksal war besiegelt.

Bald sprach sich herum, dass Manus bei seiner zukünftigen Frau nach gewissen Eigenschaften Ausschau hielt. Und natürlich wurde über ihn geredet.

»Wie wäre es denn, wenn ein Mädchen einfach ganz stumm bliebe?«, schlug jemand vor.

»Das würde gar nichts helfen«, sagte Shoney Forker. »Sie muss reden und reden, so wie er damals vor langer Zeit an dem Tag geredet hat, an dem er beim Feis in Gartan den Preis bekommen hat.«

»Da wird er ganz schön lange suchen müssen«, sagte Billy Jack.

»Da wird er überhaupt nicht lange suchen müssen«, sagte eine alte Frau namens Shoogey Brennan. »Er legt sie jetzt in die Waagschale und wägt sie ab. Eines schönen Tages wird er einer begegnen, die ihn einfach umwirft, mitsamt seiner schönen Waage. Er wird festsitzen, ehe er begreift, wo er ist. So geht das nämlich. Gott hat uns Frauen diese Gabe geschenkt. Denn ohne sie wäre uns ein hartes Schicksal beschieden.«

Selbst der beste Plan

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