Читать книгу Selbst der beste Plan - Séamus Ó Grianna - Страница 8

IV

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Wieder kam die Heiratszeit. Eines Abends saß Conall im Haus der Witwe neben dem Kamin. Niemand war dort, außer den beiden und Sawas kleinem Sohn.

»Conall, gib mir ’nen Penny«, sagte der Junge. »Ich will mir Bonbons kaufen.«

»Setz dich und benimm dich, Seánin«, sagte seine Mutter. »Setz dich, hab ich gesagt. Wo hab ich noch die Rute hingelegt? … Conall, gib ihm ja kein Geld für Bonbons. Mit Bonbons hat er sich schon die Zähne ruiniert. Erst neulich hat er mich stundenlang wach gehalten, weil er vor Zahnschmerzen geweint hat.«

»Conall, gib mir ’n Streichholz. Ich will im Dunkeln hinter der Kommode ein blaues Licht machen.«

»Seánin, was hab ich eben gesagt? Wenn du so weitermachst, hau ich dir den Hintern voll, das kannst du mir glauben. Und dann steck ich dich ins Bett. Du musst lernen, dich zu benehmen.«

»Conall, bist du mit Mama verwandt?«

»Seánin, komm her zu mir. Zieh dich aus und dann ins Bett mit dir. Ich werd’ dir schon Manieren beibringen. Zieh dich sofort aus.«

Bald schlief der Junge tief und fest. »Der Arme ist so müde wie ein Mann, der den ganzen Tag im Torfstich war«, sagte Sawa und schaute zum Bett hinüber. »Ist ja auch kein Wunder. Der ist den ganzen Tag auf den Beinen.«

»Er ist ein netter kleiner Bursche, Gott segne ihn«, sagte Conall.

»Aber er hat nur Unsinn im Sinn«, sagte die Mutter.

»Na, wenn er keinen Unsinn im Sinn hätte, wäre er ja gar kein richtiger Junge«, sagte Conall. »Er ist wirklich ein großartiger kleiner Bursche. Ich hab ihn sehr gern.«

»Und er hat dich sehr gern«, sagte Sawa. »Du solltest mal sein glückliches Gesicht sehen, wenn er deine Schritte vor der Tür hört. Und wenn du manchmal einen Abend nicht kommst, fragt er immer wieder: ›Mama, was ist denn heute mit Conall los?‹«

»Wird es hier dieses Jahr wohl überhaupt eine Hochzeit geben?«, fragte Sawa. »Nirgendwo auch nur ein Anzeichen zu sehen.«

»Sie haben Zeit genug«, sagte Conall und meinte damit, die Heiratssaison habe ja gerade erst begonnen.

»Das stimmt allerdings«, sagte Sawa. »Zeit genug in jeder Hinsicht. Die Ehe bringt ihren Kummer und ihre Sorgen – manchen Menschen wenigstens.«

»Trotzdem«, sagte Conall, »muss man sich wohl früher oder später ein Herz fassen. Es ist doch armselig, ganz allein zu sein, wenn das Alter kommt.«

»In diesem Winter müssten doch eine Menge Leute bereit sein, diesen Weg zu gehen«, sagte Sawa und nannte die Namen von fünf oder sechs jungen Männern.

»Sawa«, sagte Conall, »ich habe selbst auch schon daran gedacht, in diesem Winter zu heiraten.«

»Was du nicht sagst«, sagte Sawa. »Viele hier haben geglaubt, dass du niemals heiraten würdest. Ich selbst habe das auch gedacht. Ich weiß gar nicht, warum. So eine blöde Idee, die mir da in den Kopf gekommen ist. Eine blöde Idee, mehr nicht. Warum solltest du nicht heiraten, wenn du möchtest? Darf ich denn fragen, wer die Glückliche ist?«

»Ich finde es schwer, mich zu entscheiden«, sagte Conall. »Es ist so: Die Frau, die mich heiraten wollte, würde ich vielleicht nicht mögen. Und die Frau, die ich heiraten möchte, würde mich vielleicht nicht wollen.«

»Du musst es darauf ankommen lassen«, sagte Sawa. »So einfach ist das.«

»Du würdest nicht …«, sagte Conall, und dann unterbrach er sich. »Ach, nein, es wäre nicht fair, dich zu fragen.«

»Was wäre nicht fair?«, rief Sawa. »Jetzt mach schon. Raus damit. Was wolltest du sagen?«

»Ich weiß, es ist nicht fair, dich zu fragen, bei allem Kummer und allen Sorgen, die du hattest«, sagte Conall. »Aber ich habe überlegt, ob du mir einen guten Rat geben könntest. Ob du vielleicht ein Mädchen kennst, das mich nehmen würde.«

Sawa brauchte nicht lange zu überlegen. Ihre Antwort kam wie aus der Pistole geschossen. »Wie wäre es mit Hannah Mc-Gee?«, fragte sie. »Die ist nicht mehr die Jüngste, das weiß ich – zwei Jahre älter als ich. Aber du bist schließlich auch kein junger Spund mehr. Sie ist ein braves, sparsames Mädchen, und sie hat ein bisschen Geld. Da bin ich mir sicher. Wenn du willst, frage ich sie für dich, wann immer du möchtest.«

Conall lief rot an. Sein Mund war plötzlich wie ausgedörrt. Hannah McGee! Gerade die hatte er vor zwei Jahren schon gefragt, und sie hatte abgelehnt. »Nein«, sagte er mit zitternder Stimme. »Die mag ich nicht.«

»Na, dann eben eine andere«, sagte Sawa. »Davon gibt’s ja jede Menge auf der Welt, Gott sei Dank für Seine Großzügigkeit. Aber du darfst den Mut nicht verlieren. Und ich gebe dir einen guten Rat: Egal, welche Frau du fragst, lass sie ja nicht spüren, dass du dich vor einem Korb fürchtest. Tu so, als wärst du deiner Sache sicher. Die meisten Frauen schreiben dem Mann den Wert zu, den er sich selbst gibt … Aber vielleicht möchtest du den Antrag ja nicht selbst machen. In dem Fall würde ich deine Freiwerberin sein, wenn du willst. Und ich kann den Mund halten, vorher und nachher.«

»Das ist sehr lieb von dir«, sagte Conall, aber in seiner Stimme schwang eine gewisse Traurigkeit mit.

Sawa sah ihn an. »Conall«, sagte sie, »ich finde, es ist einfach meine Pflicht und Schuldigkeit, dir zu helfen, so gut ich kann.«

»Sawa«, sagte Conall, »erinnerst du dich an die alten Zeiten?«

»Das allerdings, Conall. Die guten alten Zeiten. Aber die sind für immer vorbei.«

»Sawa, ich habe dich einmal gebeten, mich zu heiraten.«

»Das ist lange her und vorbei, Conall.«

»Es ist noch nicht zu spät«, stammelte Conall. »Wenn du mich jetzt heiraten wolltest, Sawa. Du weißt doch, dass ich dich noch immer gernhabe.«

»Hat irgendwer gehört, was er da sagt?«, fragte Sawa, als ob sie mit einem Dritten spräche. Sie griff zur Zange und fing an, das Feuer aufzuschichten. »Geh mir aus dem Weg«, sagte sie zum Hund. »In meinem ganzen Leben hab ich noch nicht so einen Hund gesehen. Liegst hier nachts, mittags und morgens mit den Pfoten in der Asche. Aufstehen, du Faulpelz!«

Sie trat vor den Kamin und ließ sich auf ein Knie sinken, um Torf auf das Feuer zu legen. Conall berührte ihre Schulter mit einer Hand … Er zog ihren Kopf dichter an sich heran. »Sawa«, fragte er, »willst du mich jetzt heiraten?«

»Ach, großer Gott, lieber Conall, es wäre zu früh«, sagte Sawa. »Die Leute würden über mich reden. Ich würde lieber noch ein Jahr warten.«

Conall wusste, dass er gewonnen hatte. Die wichtige Angelegenheit war entschieden. Natürlich würde es kleinere Probleme geben (denn Manus Roe O’Donnell war inzwischen gestorben), aber mit denen würde er auch irgendwie fertigwerden.

»Niemand wird über dich reden«, sagte Conall. »Das könnten sie nicht, selbst wenn sie wollten. Du bist jetzt seit mehr als anderthalb Jahren Witwe. Ich hätte dich schon längst gebeten, mich zu heiraten – denn du hast mir so schrecklich leidgetan, so, wie du dich abrackern musst, um Männerarbeit zu tun und um Frauenarbeit zu tun. Ich hätte dich schon früher gefragt, aber ich wusste doch, dass du den armen Verstorbenen betrauertest. Denn er war wirklich ein wunderbarer Mann.«

»Ein wunderbarer Mann«, sagte Sawa. »Der wunderbarste Mann überhaupt in den Rosses, vom Ford of Gweedore bis zum Ford of Gweebarra.«

»Das war er«, sagte Conall. »Aber jetzt musst du dein eigenes Leben leben.«

»Ich muss mein eigenes Leben leben, bis ich in die Ewigkeit gerufen werde«, sagte Sawa. »Und ich muss mich Gottes heiligem Willen ergeben. Das müssen wir alle.«

»Welchen Tag sollen wir nehmen?«, fragte Conall.

»Ich weiß nicht«, sagte Sawa.

»Dann sagen wir doch, den nächsten Samstag«, sagte Conall. »Früher wäre es kaum möglich. Ich muss mir eine Hose besorgen, woher auch immer. Wenn ich sie jetzt schon hätte, würde ich morgen früh als Erstes zum Pfarrer gehen.«

»Ich frage mich«, sagte Sawa, »ob dir wohl Mickeys Hose passen würde – Gott hab ihn selig.«

Selbst der beste Plan

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