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Tommy!

Marina traute ihren Augen nicht, als sie ihn erblickte. Tommy Lindner war auch auf der Insel! Wie lange schon? Einen Sekundenbruchteil lang empfand sie so etwas wie Freude, die aber dann in helle Empörung umschlug. Der hat vielleicht Nerven!, dachte sie aufgebracht. Wagt es, mir nach Teneriffa nachzureisen, nachdem er mich so schwer enttäuschte. Sie hatte ihn zufällig entdeckt, während sie mit ihren Eltern Minigolf spielte. Sie führte so souverän, dass ihr der Sieg normalerweise nicht zu nehmen gewesen wäre, doch plötzlich konnte sie sich nicht mehr konzentrieren.

War es ein Wunder, dass sie die einfachsten Bälle verschlug, wenn Tommy Lindner ihr, halb verdeckt vom Stamm einer Palme, unentwegt zusah?

Veronika und Volker Hagen holten allmählich auf. Als Marina das Loch wieder mehrmals aus sicherer Distanz verfehlte, fragte ihre Mutter: »Was ist denn auf einmal mit dir los, Kind? Willst du nicht mehr gewinnen? Du verschenkst großzügig Punkt um Punkt. Ist ja nett, dass du deinen schwachen Eltern den Sieg überlassen möchtest, aber so auffällig darf man das nicht machen. Es ist uns ja gar keine Freude mehr, dich zu schlagen.«

»Ich habe keine Lust mehr«, erwiderte Marina.

»Komm, es sind nur noch vier Bahnen.«

»Ich möchte aufhören.«

»Gut, dann spielen wir eben allein weiter«, sagte Marinas Vater.

Sie wandte sich um und verließ die Anlage.

»Was hat sie bloß?«, fragte ihre Mutter.

»Wer weiß das schon, was im Kopf eines jungen Mädchens vorgeht«, erwiderte Volker Hagen. »Bin ich dran?«

»Ja.«

»Dann pass mal auf, wie man diesem tückischen Hindernis zu Leibe rückt.«

Veronika lachte. »Ich sehe lieber nicht zu, denn du bist das Schlusslicht.«

»Aber nicht mehr lange«, stöhnte Volker Hagen und verschlug den ersten Ball.

Marina trug den Schläger zurück. Sie kochte innerlich vor Zorn. Wenn Tommy sie beobachtete, wollte sie ihm auch etwas bieten. Was glaubte er eigentlich? Dass sie ihm hier verzeihen würde, was sie ihm zu Hause nicht vergeben hatte? Da kannte er sie aber schlecht. Mich betrügt man nur einmal!, dachte sie grimmig. Danach nie wieder.

Im Moment entdeckte sie Tommy nicht, aber sie war sicher, dass er sie sah. Carsten spielte Volleyball. Sie ging am Spielfeld vorbei.

»Marina!«, rief der Animateur sofort. »Marina, warte! He, Freunde, tut mir leid, ihr müsst ohne mich weiterspielen! Ich habe mit diesem Mädchen etwas Wichtiges zu besprechen!«

»Wir können uns lebhaft vorstellen, was«, sagte einer der Spieler und lachte anzüglich. Die anderen stimmten in sein Gelächter ein. Marina blieb stehen und drehte sich langsam um.

»Komm, ich lade dich zu ’ner Cola ein«, sagte Carsten und schob seine Hand unter ihren Arm. Marina ließ sich bereitwillig von ihm abführen. Sie hoffte nur, dass es Tommy auch ganz genau mitbekam. Sie setzten sich unter einen Sonnenschirm.

»Warst du gestern in der Diskothek?«, erkundigte sich Marina.

»Paco!«, rief Carsten. »Zwei Cola! Nein, ich war nicht in der Disco. Das heißt, ja, ich habe kurz reingeschaut, aber nicht getanzt. Ich bin nach fünf Minuten wieder gegangen.«

»War Yvonne denn nicht da?«, stichelte Marina.

Paco brachte die Getränke.

»Oh, Yvonne wäre immer zur Stelle, wenn ich es wollte, aber du weißt ja: Ich bin an dir interessiert, nicht an ihr, und ich möchte es mir ihretwegen mit dir nicht verscherzen.«

Marina trank einen Schluck. »Ich scheine dir sehr viel wert zu sein.«

Carsten grinste. »Wie du siehst, ist mir für dich kein Opfer zu groß.«

Marina entdeckte Tommy. Er stand mit düsterem Gesicht dort, wo man herrlich duftende Crepes mit verschiedenen Füllungen - Nuss, Schokolade, Zucker, Marmelade - kaufen konnte. Von diesem Augenblick an bewies sie, dass sie die Tochter einer Schauspielerin und eines Regisseurs war. Sie spielte für Tommy - nur für ihn. Und es war ein Stück, das ihm unter die Haut gehen musste.

»Was du meinetwegen sausen lässt, ist beachtlich«, stellte sie viel freundlicher als sonst fest.

Carsten lachte. »Also ich finde, das gehört belohnt.«

»Und womit?«

»Das musst du bestimmen.«

»Ich weiß nicht, was du erwartest«, sagte Marina schmunzelnd.

»Und ich weiß nicht, was es dir wert ist.«

Sie beugte sich vor. »Hattest du nicht vor, mich heute nochmal zu fragen, ob ich mit dir in die Diskothek gehe?«

»Selbst auf die Gefahr hin, dass du mir wieder einen Korb gibst, schenke ich mir die Frage nicht. Also - willst du ...«

»Ich will«, fiel sie ihm lächelnd ins Wort.

»Wow!«, rief er begeistert.

Sie lachte übertrieben laut. Tommy sollte sehen, wie köstlich sie sich ohne ihn amüsierte. »Ich kann dich einfach nicht mehr leiden sehen.«

»Dann ist heute Abend der Disco-Besuch fällig?«, fragte Carsten, als könne er es nicht glauben.

Marina streichelte ihm über den Arm. »Ich hoffe, du machst jetzt keinen Rückzieher.«

»Ich wäre schön blöd, wenn ich das tun würde.«

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