Читать книгу Romanpaket Spezial 8/2021: Die mitreißendsten Liebesromane im August 2021 - Sandy Palmer - Страница 9

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Fremde Länder sehen, neue, sicher interessante Menschen kennenlernen, einmal unbeschwert und ohne den Gedanken: „Wie finanziere ich alles?“ einen tollen Urlaub machen...

Skrupel und Bedenken hatte Julia jede Menge, sie fand die Idee irrwitzig, sagte sich selbst, sie sei wahnsinnig, wenn sie sich auf das Angebot einließe. Und doch... Holger Wahlen hatte dagegen eine unwahrscheinliche Überzeugungskraft zu setzen.

Und so kam es, dass die kleine, unbekannte Schneiderin Julia an diesem verhängnisvollen Tag die Luxussuite bezog, die für Veronique Höhler und Holger Wahlen geordert worden war. Ohne Koffer, ohne irgendeinen persönlichen Gegenstand betrat sie das Schiff. Das einzige, was sie hatte, waren ein traumschönes Ballkleid und ein schmales schwarzes Etuikleid, zu dem ein kurzes Spitzenjäckchen gehörte.

„Sie helfen mir unendlich“, hatte Holger noch ein paar Mal versichert. Und dann: „Außerdem machen Sie einen alten Mann, der sicherlich nur noch kurze Zeit zu leben hat, eine große Freude. Lassen Sie mich für alles sorgen, was Sie benötigen. An Bord bekommt man einfach alles. Sie brauchen nur ein bisschen Mut, Ihren Ausweis - und Vertrauen in mich.“

Während er das sagte, sah er sie mit einem so innigen Blick an, dass Julia gar nicht anders konnte als zu allem zu nicken. Sie kannte sich selbst nicht wieder. Normalerweise war sie sehr zurückhaltend und alles andere als spontan. Doch dieser Holger hatte etwas an sich, das sie fast willenlos machte. Sie umklammerte ihre Handtasche ganz fest.

„Ich hab nur meinen Personalausweis dabei. Und man braucht doch für die USA ein Visum“, wandte sie ein.

Er zögerte. „Kann Ihnen jemand den Pass bringen?“

Julia zögerte. „Meine Freundin... ich wohne in eine kleinen WG.“

„Dann rufen Sie sie an.“ Er lachte leise, ein warmes, dunkles Lachen, das Julia unter die Haut ging. „Alles andere regle ich.“

Die folgenden fünf Stunden verbrachte Julia wie im Traum. Katrin, ihre Freundin, lieferte den Pass ab und wünschte ihr viel Spaß auf der Reise.

„Du bist ein bisschen verrückt“, flüsterte sie Julia zu, als sie sich zum Abschied umarmten, „aber der Typ ist jedes Risiko wert.“

Holger rief indessen bei der Botschaft an und regelte die Sache mit dem Visum - wie, blieb sein Geheimnis. Dann informierte er ihre Chefin und bat für Julia um drei Wochen Sonderurlaub. Anschließend kaufte er die halbe Bordboutique leer. Jedenfalls erschien es Julia so, die vergeblich versuchte ihn zu stoppen.

„So viel brauche ich doch nicht“, sagte sie ein ums andere Mal, doch Holger winkte ab.

„Keine Widerrede, das ist schon o.k. so.“

Und dann, nachdem das Schiff den Hafen verlassen hatte, lernte sie den Mann kennen, dem diese ganze Inszenierung unter anderem galt: Dr. Wunnibald Wahlen! Er stand lächelnd neben ihr, als das Schiff den Hafen verließ - ein Kavalier der alten Schule, der sie mit einem Handkuss begrüßt hatte, ehe er sie kurz in die Arme zog.

„Ich bin überglücklich“, hatte er nur gesagt, dann lauschten sie der Musik, mit der der Dampfer beim Auslaufen begleitet wurde.

Immer wieder sah Julia diskret zu dem alten Mann hin, der sich auf die Reling stützte, doch konzentriert hinüber zur wunderschönen Elbphilharmonie schaute, die das neue Wahrzeichen Hamburgs war.

„Man nannte ihn früher den großen WW“, hatte Holger ihr vor einer halben Stunde über den Onkel erzählt. „Er hat nach dem Krieg aus der kleinen Firma seines Vaters ein Imperium aufgebaut, das seinesgleichen sucht. Ich bin sein Neffe - und der einzige Erbe.“

„Das ist ja toll!“ Julia hatte ihn insgeheim beglückwünscht zu der Aussicht, mal ein paar Millionen zu erben.

Doch Holger hatte erwidert: „Na ja, reinstes Zuckerschlecken ist es nicht. Doch während der Arbeit kommen wir gut miteinander aus. Mein Onkel zieht sich mehr und mehr aus der Firma zurück, überlässt mir das Tagesgeschäft. Nur bei größeren Transaktionen will er eingebunden werden.“

„Das ist doch in Ordnung so, oder?“

„Klar doch. Wie gesagt, beruflich harmonieren wir. Aber privat nervt er mich seit Monaten so sehr, dass ich wünschte, er hätte mindestens ein halbes Dutzend eigene Kinder und zwanzig Nichten und Neffen.“

Julia konnte sich das Lachen nicht verkneifen. „Ich denke, es gibt Schlimmeres im Leben.“

„Schon, aber mir reicht es, mindestens zwei Mal in der Wochen nach meinem Liebesleben gefragt zu werden.“ Er verzog dabei das Gesicht zu einer kleinen Grimasse, was Julia noch mehr amüsierte.

„Ihre Sorgen möchte ich haben“, murmelte sie und dachte daran, dass sie oft nicht wusste, wie sie das Monatsende überstehen sollte.

„Ich weiß, ich übertreibe. Aber es ist tatsächlich so, dass Onkel Wunnibald unbedingt will, dass ich so schnell wie möglich heirate - und Kinder in die Welt setze. Er weiß, dass er nicht mehr allzu lange zu leben hat und will unbedingt noch meinen Nachwuchs kennenlernen.“

„Aber Sie sind doch mit Frau Höhler so gut wie verlobt, oder?“

„Das hab ich auch gedacht. Zumindest bis zu der Nachricht, die mich am Morgen erreichte...“ Bei den Worten zog er sein Smartphone aus der Hosentasche und reichte es ihr.

Kann leider nicht mitkommen, Oliver Delanby dreht in Hollywood, er gibt mir endlich eine Hauptrolle. Das ist die Chance meines Lebens. Sei nicht sauer, ich weiß es erst seit heute Morgen, muss in Eile umdisponieren. Ich küsse dich - Veronique

Julia hatte die kühlen Zeilen mit klopfendem Herzen gelesen und dann das kleine Gerät kommentarlos an Holger zurück gegeben.

Und jetzt stand sie hier auf der Europa, sie, die Ersatz-Verlobte eines gut aussehenden Millionenerben! Der legte gerade zärtlich den Arm um sie und sagte: „Schau mal, Liebling, ist das nicht ein einmaliger Anblick?“

Und der alte Herr mit dem schneeweißen Haar, der an ihrer anderen Seite stand, meinte: „Ich hab das alles bestimmt schon ein Dutzend Mal erlebt. Aber heute, mein Kind, ist es besonders schön.“

Er nahm Julias Hand und zog sie wieder mit altväterlicher Grandezza an die Lippen. Wohlgefällig lächelte er dabei, und nur ein scharfer Beobachter hätte gesehen, dass er die junge Frau während der ganzen Zeit unauffällig taxierte.

Wunnibald Wahlen war fünfundachtzig Jahre alt, und wenn ihm sein Körper auch immer häufiger den Dienst versagte - sein Blick war noch scharf, sein Verstand wach und sein Herz noch jung.

Jedenfalls verstand er, warum sein Neffe sich in dieses bezaubernde Mädchen verliebt hatte. Sie war natürlich, anmutig, hatte ein offenes Lächeln und Augen so klar, wie es die Bergseen in seiner Jugend gewesen waren.

Immer wieder verglich er die junge Frau, die mit leuchtenden Augen hinüber zur Stadt hinüber blickte, mit der Fernsehmoderatorin Veronique. War das wirklich ein und dieselbe Person? Er mochte es kaum glauben. Doch Holger nannte seine Begleiterin Veronique, also musste sie es sein.

Aber die Zweifel blieben. Dennoch genoss der alte Herr die Reise über den Atlantik. Sein Neffe war so gelöst und heiter wie lange nicht mehr, und das Mädchen, das sich Veronique nennen ließ, war einfach bezaubernd!

Und wie sie sich freuen und an all dem Neuen, das ihr auf dem Schiff geboten wurde, begeistern konnte! Sie genoss den Service an Bord mit allen Fasern, das spürte man deutlich. Sie freute sich an einem romantischen Sonnenuntergang ebenso wie daran, in der Bordbibliothek stöbern und ein Buch über New York und seine Umgebung finden zu können. Die Nordengland-Staaten wurden ebenfalls beschrieben, und sie vertiefte sich stundenlang in dieses Buch.

„Das müssen Sie lesen!“, hatte sie am Vorabend zu Wunnibald gesagt. „Einfach fantastisch. Und die Bilder vom Indian Summer oder den Niagarafällen... beeindruckend.“

„Würden Sie die Niagara-Fälle gern mal sehen, Kindchen?“

„Aber ja! Es sieht so fantastisch aus...“

„Es ist wunderbar. Vor Jahren, als ich noch jünger war, haben meine Frau und ich mal einen Trip dorthin gemacht. Es war eine wunderbare Reise.“ Für einen Moment schien er in Erinnerungen zu versinken, und Julia störte ihn nicht.

„Dann wird Sie das Buch sicher besonders interessieren“, meinte sie.

„Leider kann ich es nicht lesen. Meine Augen...“ Ein bedauerndes Schulterzucken folgte.

Und heute, es war noch früh und die Hälfte der Reisenden schlief wohl noch, setzte sie sich neben in einen der Deckstühle und sagte: „Wenn Sie mögen, lese ich Ihnen vor.“

Mehr als eine Stunde verging, dann kam Holger und meinte: „Hier steckst du also! Ich hab dich schon überall gesucht. Der Kabinensteward sagte, du wärst schon ganz früh aus der Kabine gegangen.“

„Stimmt.“ Veronique lächelte und fügte dann rasch hinzu: „Ich bin Frühaufsteherin, das weißt du doch. Aber du hast noch tief und fest geschlafen, da wollte ich dich nicht wecken.“

Für die echte Veronique und sich hatte Holger eine Suite gebucht gehabt, und Julia war damit einverstanden gewesen, sie zu beziehen - unter der Bedingung, dass sie einen der Räume als privates Schlafzimmer nutzen konnte.

„Wenn dein Onkel nichts merken soll, geht es wohl nicht anders“, hatte sie zu Beginn der Reise gesagt, und Holger war froh gewesen, dass sie so unkompliziert war. Überhaupt... sie war ein sehr nettes Mädchen. Liebenswert, klug, faszinierend in ihrer Begeisterung über das, was ihr geboten wurde.

Wenn er sich vorstellte, wie die echte Veronique wohl reagieren würde, kamen ihm Zweifel daran, dass die Reise so harmonisch wie jetzt verlaufen wäre. Niemals hätte sie sich am frühen Morgen aus dem Bett gequält. Und schon gar nicht hätte sie sich um seinen Onkel so rührend gekümmert!

„Ich war schon schwimmen“, erzählte Julia unbekümmert. „Frühmorgens hab ich den Pool fast für mich allein und kann mich richtig austoben.“

„Und ich dachte schon...“ Holger brach ein wenig verlegen ab. Er sagte nicht, dass er schon befürchtet hatte, Julia hätte die Nacht vielleicht mit dem blonden schwedischen Fischhändler verbracht, der sich seit zwei Tagen auffällig oft in ihrer Nähe aufhielt und gestern, in der Bar, mehr als einmal mit ihr getanzt hatte.

Eifersucht durchzuckte ihn auch jetzt wieder in der Erinnerung daran, wie Julia in den Armen des Schweden gelegen und mit ihm getanzt hatte. Es war wahnsinnige, höchst schmerzhafte Eifersucht.

Sie ist doch eigentlich eine Fremde, versuchte er sich einzureden. Ein Mädchen, das mir aus einer Verlegenheit hilft und als Entgelt diese Traumreise mitmachen darf.

Aber sein Herz sagte etwas anderes.

Romanpaket Spezial 8/2021: Die mitreißendsten Liebesromane im August 2021

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