Читать книгу ... und dann geschah es - Sanne Prag - Страница 12

FRÜHER MORGEN

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Der Schlaf dauerte bis halbsechs in der Früh. Dann brach ein Höllenlärm los. Zuerst gab es sehr laute Frühnachrichten, dann war das Schieben von Möbeln im Vorraum zu hören, mit Pumpern und Knirschen. Es wurden Nägel eingeschlagen. Und eine quietschende Türe im Hof etwa fünfzig Mal auf und zu gemacht. So fühlte es sich für Ezra zumindest an. Jedes einzelne Geräusch hatte ein Echo in den Gelenken, im Kopf, im Magen. Er tauchte in die Tiefe und wieder hoch und wieder in die Tiefe. Viele Male hatte er das Gefühl: Jetzt ist es vorbei. Jetzt kehrst du in die stille Landschaft zurück, die dich zärtlich aufnimmt. Und dann wieder hoch in die wild tosenden Wasser des Alltags, der etwas von ihm wollte. Er überlegte, ob er sich splitternackt mit dem Ungeist konfrontieren sollte, versprach sich aber schließlich nichts davon, vielleicht Kastration, aber keinen Sieg in seinem Zustand. In seidenweichen Blümchenshorts – einem Geschenk von Mutter – begab er sich teilweise reaktionsfähig aus seinem Schlafzimmer auf den Kampfplatz. Im Hof traf er auf eine große, runde Gestalt im Nachthemd, die gerade einen laut scheppernden Kessel an einem Seil in die Hofmitte zog.

„Was ist los?“, presste Ezra heraus, und es war eine Kunst, die Worte hochzubringen und den Rest unten zu behalten.

„Ich habe nichts übrig für Leute, die ihr Leben verschlafen“, sagte Tante Tina laut - zu laut. Ezra wählte eine stille Form des Angriffs. „Ich sehe, sie ziehen einen Kessel über den Hof, um besonders viel Lärm zu machen.“

„Ich hatte auch keine gute Nacht“, sagte Tante Tina, indem sie auf ihn zuging, „aber ich bereite dennoch ganz alleine alles vor, damit Ordnung herrscht, wenn meine Freundin kommt.“ Sie stand ganz knapp vor Ezra und überragte ihn um einen halben Kopf.

Was für eine Freundin kommt? Er musste Esther finden. Die hatte nichts davon gesagt. Er drehte sich um und ging. Ohne Höflichkeiten. Esther konnte das nicht verschlafen haben. Auf der Treppe traf er Jörg und Hubert, die wollten fahren – sie hatten Kopfweh und genug vom Lärm. Sie waren fertig angezogen und hatten ihre Sachen gepackt. Konnte er verstehen, aber sie alle waren in nur einem Auto gekommen. Ja, er würde sie dann zur Bahn bringen. Vielleicht sollten sie noch ein bisschen in die Wiese schlafen gehen. Wo war Esther? Er klopfte an Esthers Türe. Im Hof hallte Hammer auf Kessel. Sie öffnete fertig angezogen. Er huschte ins Zimmer. Esther war eine attraktive Frau, aber schließlich kannte sie ihn auch in Badehose, jetzt in Blümchenshorts.

„Was tun wir?“, fragte er heiser. Er hatte das Bedürfnis, verschwörerisch zu wispern, ließ das aber bleiben bei dem Lärm im Hof.

„Keine Ahnung.“ Die sonst so tüchtige, umsichtige Esther war ratlos.

„Sie sagt, sie muss für ihre Freundin alles vorbereiten.“

„Welche Freundin?“

„Ich habe gedacht, du weißt davon?“

„Nein, keine Ahnung. Da kann nur Ida etwas regeln“, sagte sie hilflos.

„Dann sprechen wir einmal mit Ida.“

„Das geht nicht, die schläft noch.“

„Die schläft noch! Wie soll das gehen?“

„Wenn es unangenehm wird, geht Ida immer schlafen. Sie rollt sich ein und weg ist sie. Je unangenehmer, desto fester schläft sie.“

Ezra tauschte die Blümchenshorts und fuhr zum Bahnhof, um Jörg und Hubert abzuliefern. Hille und Spital würde er am Nachmittag machen.


... und dann geschah es

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