Читать книгу ... und dann geschah es - Sanne Prag - Страница 14

MITTAG

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Hinter dem Haus wogte die verwunschene Wiese. Eine Wiese, in der noch Elfen und Kobolde hausten. Sanft hügelig und feucht genug, dass eine Vielfalt an Gewächsen hier zu Hause war. Große, gelbe Disteln und klebrige rosa Nelken und Glockenblumen und Wiesenschaum. Es summte und war einfach schön.

Ezra hatte das Bedürfnis, sich vom Haus zu entfernen, um in Ruhe die Situation klären zu können. War Hille einem Versuch zum Opfer gefallen, ihn umzubringen? Kleine, böse Gedanken wurden wach. Waren Hubert und Jörg nur so schnell gegangen, weil sie mit der Sache etwas zu tun hatten? Hatte einer von ihnen Hille gestoßen? Oder gab es einen anderen Auslöser von Hilles Unfall? An einen aggressiven Hausgeist wollte er eher nicht glauben.

Was wusste er von Hubert? Sohn reicher Eltern, ständig in Geldnöten. Papa war für arbeiten, Hubert nicht. Trotzdem hatte er unregelmäßig viel Geld und dann wieder panisch keines. Ezra vermutete, dass er an Systemen für Glückspiel rechnete. Jetzt war gerade Ebbe, deshalb hatte er mit ihnen die Wohnung geräumt. Er hatte dabei versucht, das Schlimmste an Arbeit zu vermeiden, und rechnete ständig in kleinen Heften und vor allem auf seinem Laptop.

Und hatte er nicht Hubert einmal auf der Uni mit Vorberg gesehen? Ezra hatte eine sehr feindliche Haltung gegenüber Vorberg. Vor allem im letzten Jahr hatte Ezra Remus Vorberg immer deutlicher als etwas Übles, vielleicht sogar Bedrohliches wahr genommen. Aber wie konnte der Hille gestoßen haben? Und warum sollten er oder Hubert so etwas tun?

Und Jörg? Jörg kam aus Deutschland, war schwul und verspielt, inkonsequent. Ein großer knochiger Junge, der immer lachte, auch wenn es ihm gar nicht gut ging. Dass der plötzlich Hille umbringen wollte, war nicht leicht zu glauben.

Und Hille? Er hatte Hilles Taschen durchsucht und drei besonders schöne Köder gefunden, die der, scheint es, aus dem Fischeranzug gezogen hatte. Hatte wohl nicht widerstehen können. Die Brillantringe hatte er brav abgeliefert. Still gab er an dem Abend den Fund wieder in Hilles Tasche. Was konnte jemand gerade von Hille wollen? So bedrohlich, so rücksichtslos, so mörderisch.

Er schlenderte den Weg entlang zum Nachbaranwesen. Die Sonne brannte. Im Hof war keiner. Die Kühe schnaubten im Stall. Ezra ging nachschauen. Der Stall war ziemlich düster. Es roch süßlich und nach Heu. Die Tiere regten sich träge. Er konnte nur langsam etwas erkennen. Die Fenster waren klein und mit Spinnweben zugewachsen. Er kraulte einer Kuh die Stirne und stellte dann fest, dass sie ein Stier war.

Da sah er jemanden stehen. Eine Frau. Er begrüßte sie überfreundlich. Sie schaute ihn nur düster an, mit starrem Blick. Er konnte jetzt besser erkennen. Sie hatte ein seltsam unzureichendes Gerät in der Hand, etwas wie einen verrosteten Metallbesen. Daran klebten Reste von Stalldung, und sie schien damit den Stall reinigen zu wollen. „Sie bringen Bakterien herein, das kann ganze Herden ausrotten. Es gibt Kälber hier“, sagte sie schließlich düster. Pythia, die düstere Wahrsagerin von Mord, Totschlag und Untergängen aller Art?

„Ich komm‘ von neben an, bin auf längerem Besuch und wollte nur guten Tag sagen, fragen ob ich etwas mitnehmen soll. Ich muss zu einem Freund ins Unfallkrankenhaus, da könnte ich die Dinge holen, die sie hier nicht haben.“ Ezra konnte umwerfend charmant sein. Es prallte ab. Sie schaute ihn nur böse an und kehrte verbissen an einem Kuhfladen.

Er ging vorsichtig. Als er ins Freie trat, meinte sie hinter ihm: „ - den Geist schon getroffen?“

„Ja, er hat gestern die Musikanlage auf- und abgedreht und hat gesagt, er heißt Robert.“

„Ihr glaubt, das ist ein Witz“, sagte sie Frau in ihren Hals hinein. „Das ist kein Witz.“

„Wer ist Robert?“

„Frag ihn selber.“ Sie trat auch vor die Türe und sie sahen beide zum Jaidhof hin. Im Fenster war deutlich ein Mann mit Hut zu sehen, irgendetwas war rosa, und der Hut war blau, wie ein Zylinder mit Blumen über einem weißen Kragen. „Er ist eh da“, sagte sie mit bösem Lächeln.

Warum eigentlich ein Mann? Es konnte eine Kabarettistin oder eine Zirkusdarstellerin sein mit diesem Hut und diesem weißen Kragen, aber die hießen meist nicht Robert. Die Frau ging zurück in den Stall.

Er dachte über Geister nach.

... und dann geschah es

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