Читать книгу ... und dann geschah es - Sanne Prag - Страница 19

NACHMITTAG

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Esther fragte Ida nach dem Essen: „Sag, du wolltest doch so dringend den Messingwaschtisch mit dem schönen Porzellankrug?“

„Ja natürlich, ich muss es nur reinigen. Habe immer etwas anderes gemacht, dadurch ist er noch nicht richtig schön.“

„Ja, aber wenn den jetzt Tante Tina haben will in ihrem Zimmer?“

„Wieso?“ Wie erwartet hatte sie von der Debatte nichts mitbekommen.

„Tante Tina hat beim Essen ein zweites Zimmer gefordert mit den Sachen aus der Werkstatt.“ Esther sah mit großem Entsetzen, wie Ida in sich zusammenfiel. Esther spürte Zorn und Fatalismus, und das zu gleicher Zeit in ihrem Magen. Ida ließ die Schultern hängen, und es schien, als ob die Flamme ausging. Wie gelöscht. Esther war sehr beunruhigt. Dass sie so heftig, so voll, reagieren würde, hatte sie nicht erwartet.

„Was ist? Ist ja nur ein Waschtisch.“ Ida saß wie ein Häufchen Elend vor ihr. Keine Energie, aus. „Ida komm. Ezra hat irgendetwas in Planung. Ich weiß nicht was. Aber es scheint ihm etwas eingefallen zu sein. Was ist mit dir?“

„Es ist, wie wenn Mutter hier wäre. Auf der einen Seite vermisse ich sie, auf der anderen habe ich gerade angefangen, selbst zu atmen. Ich glaube, sie hat all die Jahre für mich geatmet. Nichts, was ich sagte, hatte irgendeinen Wert, deshalb habe ich dann nichts mehr gesagt und habe das Atmen eingestellt.“ Ida sprach sehr leise. „Wie ein Kind in Windeln versuche ich, seelisch das Laufen zu lernen und hole wieder ganz alleine Luft.“

„Soll ich um deinen Waschtisch kämpfen gehen?“ Esther war wirklich besorgt. Es war so wichtig, dass Ida bekam, was sie wollte.

„Nein, er hat Charme, aber er ist, glaube ich, nur ein Eisbergspitzlein vom Problem.“ Sie erhob sich und ging langsam im Zimmer auf und ab. Esther wollte sie aufmuntern. „Was war das mit Edmund?“

Ida war gottseidank abzulenken wie ein Kind. Sie schenkte Esther ein schiefes Lächeln. „Er hat mir so ein nettes, romantisches Gedicht geschrieben.“

„Wann?“

„Ach, schon damals am Berg, noch bevor Mutter hinunterfiel.“

„Und wieso hast du dir dann so andächtig seine traurigen Erlebnisse in der Korruptionsetage angehört?“

„Nun, da geht es ihm gut dabei.“

„Ich hoffe, er erzählt in seiner Begeisterung nichts Strafbares. Ich meine, einiges von seiner Erzählung klingt, als ob es Leute gäbe, die das sehr bedrohlich fänden, gefährlich.“

„Ach, ich will doch nur, dass er noch mehr Gedichte schreibt.“

Esther war nicht sicher, dass das ein guter Grund war, so tief an gefährlichen Spielen beteiligt zu werden, in Dinge hineinzugeraten, die anderen den Job, das Ansehen, die Existenz kosten konnten. Sie musste aufpassen.

Edmunds Vater war ein hohes Tier im Ministerium, deshalb volontierte Edmund dort. Das bedeutete: Die Informationen waren Tatsache. Der traurige Edmund war Dichter und vielleicht Beamter, aber kein guter Geheimnisträger. Das war gefährlich. Für wen? Für viele.


... und dann geschah es

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