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Meine Arbeit hat keinen richtigen Namen

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Mud habe ich zu verdanken, dass ich lernte, welche Kraft und Bedeutung der Blick hinter die Symptome für die Gesundheit des ganzen Menschen hat, und meiner Ausbildung verdanke ich die systemgestützte Methode, die ich als Bioingenieurin am MIT (Massachusetts Institute of Technology) gelernt habe. Wenn ich mich aus diesem Blickwinkel mit Hormonschwankungen befasse, stelle ich oft fest, dass es für ein Problem nicht nur einen einzelnen Grund gibt. Es stimmt, dass hormonelle Schwankungen eine Folge des Alterns sind. Aber sie können auch durch die Lebensweise und die Ernährung verursacht oder verschlechtert werden.

Mud lehrte mich, den Körper als geschlossenes Ganzes zu betrachten; man nennt es auch holistische Gesundheit. Aber auch das ist nicht die richtige Umschreibung dessen, was ich mache. Die Ärzte Dr. Andrew Weil, Dr. Tieraona Low Dog, Dr. Victoria Maizes und ihre Kollegen der Universität von Arizona machten den Begriff „Integrative Medizin“ populär. Andere bezeichnen das, was ich mache, als funktionelle Medizin. Der neueste Name stammt von Dr. Mark Hyman, er wandte den Begriff 4P-Medizin an: prädiktiv (vorausschauend), partizipatorisch (mitbestimmend), präventiv (vorbeugend) und personalisiert (individualisiert). Meine Arbeit ist inspiriert durch die Pionierleistungen von Dr. Christiane Northrup; manche sagen auch holistische Gynäkologie dazu oder natürliche Hormonbalance, um mir einen Begriff von Dr. Uzzi Reiss auszuborgen. Meine Kolleginnen und Kollegen in Silicon Valley bezeichnen es als Biohacking oder Hobby-Biologie, außerhalb der Beschränkungen des traditionellen universitären Campus und der Industrie. (Mit dem sogenannten Biohacking beschäftigt sich eine Szene von Biohackern – so nennen sie sich selbst –, die mit dem genetischen Code ähnlich spielerisch und kreativ umgehen wie Computerhacker. Es geht um das Verändern von Erbgut, z. B. von Regenwürmern und Pflanzen, nicht in den Universitäten, sondern in Heimlabors in Kellern und Küchen; Anm. d. Übers.)

Eine Zeit lang nannte ich meine Arbeit evidenzbasierte Integration und gelegentlich auch biologische Gynäkologie. Die Wahrheit ist aber, dass offenbar kein Mensch versteht, was all das heißt, und welche Bezeichnung diese neue, systembasierte und integrative Methode in der medizinischen Versorgung nun bestenfalls tragen soll.

Ganz klar ist, dass wir einen totalen Paradigmenwechsel brauchen, mit einem Quantensprung in Richtung Vorsorge, Initiative und auf der Grundlage der Lebensweise. Hierbei liegt die Betonung auf der Rolle und der Verantwortung jedes Einzelnen für seine täglichen Entscheidungen, Gewohnheiten und deren langfristigen Konsequenzen.

Und so verstehe ich all das: Ich arbeite mit den Frauen zusammen und wir bringen Ordnung in ihre durcheinandergeratenen Hormone und in die Transmitterstoffe im Gehirn. Mithilfe von Untersuchungen finden wir heraus, ob einer Frau genügend wichtige Bausteine oder Vorläufersubstanzen zur Verfügung stehen, um die benötigten Transmitterstoffe und Hormone überhaupt zu bilden. Ich halte Muds Vorstellung für einen wertvollen Bezugsrahmen: Wie Sie essen, sich bewegen, welche Nahrungsergänzungen Sie einnehmen und wie Sie denken, bestimmt zum großen Teil, wie Sie sich fühlen. Das sind Entscheidungen, die eine große Macht auf Ihr Leben ausüben – und das heißt nicht, dass Sie künftig auf einem Brett schlafen oder sich bei Yoga-Positionen wie eine Brezel verknoten sollen. Ich möchte Ihnen zeigen, wie Sie jeden Tag aufgrund Ihrer individuellen hormonellen Verletzlichkeit das Beste für sich tun können.

Die visionären medizinischen Praktiker, die ich erwähnt habe, sind meine Mentoren, und ich schulde ihnen unendlichen Dank. Und doch greifen für mich all diese Begriffe und die damit verbundenen Praktiken zu kurz. Die Hormone sind es, die eine Frau in meine integrative Praxis führt, aber durch das Bündnis, das wir miteinander schließen, schaffen wir etwas Neues. Wir werten ihre hormonelle Situation und die Verbindung mit den Neurotransmittern und der Stimmung aus. Wir sehen uns ihre Beziehungen an und wie zufrieden die Patientin mit ihrer Arbeit ist. Wir nehmen die Ernährung unter die Lupe, die sportliche Betätigung, ihre Art der Meditation (falls sie meditiert), und den Umgang mit Stress (oder fehlenden Umgang). Aus dieser Partnerschaft entsteht etwas völlig anderes: Wiederherstellung, Heilung, Harmonie und Hoffnung.

Die Hormonkur

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