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2.2 Intellektuelle Handlungsentwürfe

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Genets Verortung im intellektuellen Feld orientiert sich an jenen beiden Persönlichkeiten, die dieses Feld in den 1960er und 1970er Jahren in Frankreich maßgeblich bestimmt haben und zu denen Genet in einem ambiguen Verhältnis stand: Jean-Paul Sartre und Michel Foucault. Daher soll bei der Analyse die Interdependenz zwischen Genet, Foucault und Sartre im Vordergrund stehen. Genets Verhältnis zu den beiden Philosophen kann als unstet und problematisch bezeichnet werden. Während Genets Beziehung zu Sartre auf die Anfänge seiner eigenen literarischen Schaffensphase zurückführt, beschränkt sich seine Beziehung zu Foucault auf jene kurze Zusammenarbeit in dem von Foucault gegründeten Groupe d’information sur les prisons in den frühen 1970er Jahren sowie im Rahmen anderer politischer Aktionen für die Rechte der Immigranten in Frankreich, an denen auch Sartre beteiligt war. Trotz der offenen Distanzierung von den beiden Philosophen müssen sie als Bezugsgrößen betrachtet werden und sollen nicht einfach als Negativfolie zur Bestimmung der Stellung Genets im intellektuellen Feld dienen. Aufgrund der Solidarität in gemeinsamen militanten Aktionen sowie der Erfahrung derselben historischen Ereignisse und Begebenheiten einerseits und der impliziten, teilweise auch expliziten Bezugnahme zueinander andererseits lassen sich thematische und motivische Parallelen herausfiltern. Unter Berücksichtigung der interpersonalen sowie intertextuellen Dialogizität werden thematische Schwerpunkte untersucht, die sich als besonders relevant auszeichnen und welche die Basis jenes gemeinsamen diskursiven Bezugssystems bilden, das nicht auf Konsens abzielt, sondern Freiraum für jenen offenen Dissens lässt, den Sylvain Dreyer als prototypisch für Genets politische Positionierung herausstellt.1 Ursprung dieses Dissenses ist allerdings, wie Dreyer in seinem Beitrag behauptet, nicht alleine Genets Engagement für die Befreiung der palästinensischen Gebiete, wodurch er sich bewusst von Sartres pro-israelischer Haltung distanziert, sondern tatsächlich vor allem die grundsätzliche Poetisierung des Politikverständnisses, welche Genet beispielsweise im palästinensischen Kampf realisiert glaubt. Die Bedeutung und Funktion des Intellektuellen in der Öffentlichkeit, die damit verbundenen Handlungsmuster sowie die Kritik am Rechtssystem bilden die drei thematischen Hauptachsen. Die Herausbildung einer gemeinsamen diskursiven Formation der Kritik an der Rechtsstaatlichkeit kennzeichnet sich durch spezifische Diskursobjekte und -konzepte, die in einem weiteren Schritt näher beleuchtet werden.

Jean Genet und der revolutionäre Diskurs in seinem historischen Kontext

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