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Pilottest

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Es gibt so magische Sätze.

Sätze, die über Leben und Tod entscheiden.

Beispiel #1 „Ich heiße Jacqueline (mit stimmhaftem sch und langem i, ganz wie es der Franzose am liebsten hat), meine Mama ist Französin.“

Dieser Satz katapultiert dich im Nullkommanichts in die oberste soziale Riege jeder Schulklasse. Zumindest, bis du gezeigt hast, wie cool du wirklich bist.

Beispiel #2 „Ich bin die Tschacklin (mit peitschendem tsch und krach-tirolerischem Lagerfeuer-Knack-ckch).“

Mit diesem Satz tritt dein absoluter sozialer Tod ein. Und zwar mit sofortiger Wirkung. Egal, woher deine Mutter kommt.

Meine zwei ersten Sätze sind eigentlich recht brauchbar.

Satz #1 „Ich heiße Nono.“

Ist ein Hin-Hörer, funktioniert aber nur bei Mitschülern. Die Lehrer bestehen auf „Veronika“, weil es so auf der Klassenliste steht und weil sie diese Klassenliste mit nach Hause nehmen und sie dort auswendig lernen. (Aber die Zeit heilt alle Namenslisten. Spätestens nach den Weihnachtsferien hat noch jeder Lehrer Nono zu mir gesagt.)

Satz #2 „Mein Papa ist Pilot.“

Funktioniert immer und bei jedem. Ruft starke Reaktionen hervor. Reaktionen von Lehrern: „Ach wirklich? Interessant. Für welche Linie fliegt er denn?“ Reaktionen von Schülern: „Boah, cool! War er schon auf der ganzen Welt? Darfst du gratis fliegen? Kannst du Flugmeilen verschenken?“

Das ist sozusagen der Pilottest. (PILOT-Test. Check? Wortwitz, komm heraus, du bist umzingelt!) Meine Antworten entscheiden darüber, ob ich hop oder drop bin. Das war schon im Kindergarten so und in der Schule auch und auf jeder Party und in jedem Ferienlager. Eigentlich ist es egal. Bald nach Schulanfang wird sowieso neu durchgemischt. Dann ist der erste Eindruck verflogen, dann kommt die Wahrheit ans Licht. Aber da kann es sein, dass der soziale Tod dich schon umgebracht hat. Also innerlich, meine ich.

Meistens denke ich mir eine Fluglinie aus, für die Papa angeblich fliegt. Dann muss ich nicht erzählen, dass er in Wirklichkeit für eine private Firma arbeitet. Dass er wichtige Politiker und berühmte Stars durch die Gegend kutschiert, gemeinsam mit ihren Leibwächtern und ein paar Flaschen Schampus.

Ich will nicht „die Tochter vom Piloten“ sein. Ich bin Nono. Sonst nichts.

#wasimmerdasauchheißenmag

ich

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