Читать книгу Über Nacht, Mr. Zoom? - Sarah Veronica Lovling - Страница 12
9. Kapitel
Оглавление„Also“, fasste Sandra zusammen, was Caroline bisher berichtet hatte, „da stehst du also vor deiner Klasse“ – Caroline nickte und grinste beschämt, meine Klasse, wie das schon klang – „und plötzlich siehst du ihn…“ – „Mr Zoom!“, ergänzte Annabell. Die Freundinnen hatten keine Ruhe gelassen und sich schon für den nächsten Tag verabredet, und so saßen sie alle zusammen in Annabells gemütlicher, luxuriöser Wohnung. Das erfolgreiche Model konnte sich natürlich von den drei Freundinnen die größte Wohnung leisten, hatte diese aber auf eine Weise eingerichtet, die man ihr eher nicht zutraute. So sehr sie sonst klare Linien, schwarz-weiße Looks und schnörkellosen, modernen Schmuck bevorzugte, so mädchenhaft war ihre Wohnung. Überall lagen weiche Teppiche in hellen Farben auf dem aufgearbeiteten, glänzenden Dielenboden, der älter war als Annabell selbst. Ein Teil ihrer Möbel waren Antiquitäten, aber genutzte und geliebte Stücke, denen man ihr Alter ansah. Wenn Antiquitätenhändler von einem „schlechten gebrauchten Zustand“ sprachen, wurde Bella stets hellhörig – sie mochte es, wenn ihre Möbel Macken hatten. „Schließlich habe ich ja auch welche!“, hatte sie einmal lachend ihren Freundinnen anvertraut. Und so war ihre Wohnung ein gemütliches Sammelsurium mit Herz, und alle fühlten sich dort wohl – Annabell am allermeisten. Das Herzstück des großzügigen Wohnzimmers war die gemütliche Sitzgruppe, die Bella neu hatte aufpolstern lassen, und die nun so bequem war, dass niemand so leicht wieder daraus aufstehen mochte. Hier hatten sich die drei Freundinnen eingekuschelt, und Annabell hatte Plätzchen und Tee auf den kleinen Couchtisch bereitgestellt. Nun griff Annabell nach der Teekanne – die hatte ihrer Oma gehört und war derart aus der Mode – und roch am blutroten Inhalt. Fertig. „Tropenfeuer, Mädels?“, pries sie ihren neuesten Früchtetee an. Sandra und Caro nickten freudig. Bella hatte immer die verrücktesten Teesorten, und es machte ihnen jedes Mal Spaß, ihre Neuerrungenschaften zu probieren. Zumal die schwangere kaffeeverrückte Sandra bei ihrem eigentlichen Lieblingsgetränk im Moment leider ablehnen musste. Bella fing Sandras leicht bekümmerten Blick auf und tröstete sie. „Noch ein paar Monate, Mami, dann kannst du wieder Kaffeetante sein… bis dahin genieß das Tropenfeuer!“ Sie schenkte Sandras Tasse randvoll und wandte sich an Caro. „Und du, Süße, kannst das auch gebrauchen… obwohl, so wie du aussiehst, ist dir heiß genug!“, neckte sie ihre Freundin. Caroline wurde noch roter, als sie ohnehin schon war. Allein der Gedanke an Richie, oder Rick, wie er sich ja jetzt nannte, trieb ihr den Schweiß auf die Stirn und ließ ihre Wangen glühen – besser als jeder Tee, so tropisch-feurig er auch sein mochte... Dennoch nahm sie einen Schluck. „Hmmm, lecker… was ist denn da drin, Orangenschalen?“ – „Nicht ablenken, Caro!“, schalt Sandra sie streng. „Erzähl weiter!“ Und Caroline erzählte.
„Und könnt ihr mir mal sagen, wie ich dieses Sozialprojekt durchhalten soll?“, schloss Caroline ihren Bericht des gestrigen Tages und blickte ihre Freundinnen verzweifelt an. „Es ist zum Verrücktwerden. Dieses Projekt wird mir ohnehin schon mehr als genug Arbeit machen, aber jetzt auch noch das… Wie soll ich mich denn konzentrieren, wenn mir Richie, äh, Rick die ganze Zeit gegenübersitzt? Mein Hirn hat völlig ausgesetzt, ich konnte kaum einen Satz korrekt zuendebringen!“ – „Dreh dich zur Tafel!“, schlug Bella vor, und Sandra meinte, „Lies‘ ihnen aus einem Buch vor!“ – „Hahaha… sehr witzig. Ist doch keine Märchenstunde, Sandra!“ Sandra grinste. „Mal im Ernst, versuch dir doch vorzustellen, er wäre es gar nicht, oder so!“ – „Das geht nicht… mein Hirn war auf Standby, bevor ich seinen Namen tatsächlich schwarz auf weiß gesehen habe“, seufzte Caroline, „Verdammt!“- „Und wenn du dich mit ihm triffst?“, schlug Bella vor. Sie war die direkteste der drei Freundinnen und wollte Caroline endlich mal mit einem Mann sehen. „Ein Date?“ Caroline sah Bella mit offenem Mund an. „Das kannst du doch nicht ernst meinen! Ich will ihn mir aus dem Kopf schlagen, nicht mit ihm ausgehen!“ – „Ach so? Ich dachte, du bist verliebt in ihn…“, entgegnete Annabell. „Bin ich gar nicht!“, widersprach Caro, „Ich war nur schockiert! Ich muss nur lernen, ihn anzugucken, ohne dass mir mein Herz in die Hose rutscht!“ – „Warum willst du es nicht mit ihm versuchen?“ – „Weil ich seine Lehrerin bin“, verkündete Caro mit klarer, sicherer Stimme – viel sicherer klingend, als sie sich fühlte. „Deshalb!“ Sandra und Annabell schluckten. Sie kannten beide Caroline lange genug, um zu wissen, dass sie sehr wohl verliebt in Rick war, und zwar nicht zu knapp. Erst vor ein paar Monaten hatten sie sich bei einem feucht-fröhlichen Mädelsabend – es war Prosecco in Mengen geflossen – irgendwann ihre geheimsten Geheimnisse erzählt. Und Carolines Geheimnis war gewesen, dass sie noch Jungfrau war. Und das, weil sie sich nie wirklich verliebt hatte – nur ein einziges Mal. Mit fünfzehn, in ihren Mitschüler Richie Miller. Derselbe, der sie von nun an einmal in der Woche von der letzten Bank aus ansehen und sie um den Verstand bringen würde. Sandra und Annabell sahen sich an und grinsten. Das würde spannend werden…!